Pharma 2017 im Dialog

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Neben dem AMSVG beherrschte die Digitale Revolution den Dialog zwischen Industrie, Start-ups, Politik, GKV & Wissenschaft.

Plug & Play: So einfach funktioniert die digitale Vernetzung Hamburger Ärzte bereits mit ihren Patienten. Ein kleiner Kasten auf Seiten der Arztpraxen, ähnlich einem Mac Mini, und die LifeTime App auf dem Smartphone der Patienten machen es möglich: Arzt und Patienten können über eine WiFi-Verbindung Patientenbriefe, Röntgenbilder und Befunde austauschen.

Die Daten verbleiben sicher bei Arzt und Patient, ohne dass auf verschiedene Cloudlösungen Rücksicht genommen werden muss. Gründer von Entwickler von LifeTime Johannes Jacubeit dazu: „Die App verspricht eine Minimierung von Zeit-, Organisations- und Papieraufwänden, und so auch die Bindung zu den teilnehmenden Ärzten.“ Interessant ist außerdem, dass die App offen für Schnittstellen ist, ergo für Kooperationen im digital-medizinischen Bereich.

Insellösungen adé, Kooperationen juche?

Spontane Ideen für eine mögliche Kooperation zwischen LifeTime und Fresenius entstanden dann auch beim Dialog auf der Pharma Jahrestagung 2017 des Handelsblatts. Frank Lukaßen, Geschäftsführer der Fresenius Kabi GmbH, präsentierte seine Vision eines sektorenübergreifenden Netzwerks, das die Patient Journey von der stationären in die ambulente Versorgung optimiert. Sein Ansatz könnte ja sehr gut mit der Lifetime App zusammenpassen. Man kann gespannt sein, was das nächste Jahr bringt!

Start-up Pitch: Das Merck Innovation Center kreiert Ökosystem für Ideen

Start-ups sind die Treiber der Digitalisierung in Healthcare, das neue Innovationszentrum von Merck die treibende Kraft hinter dem Kulturwandel bei Merck. Michael Gamber, Head of Innovation Center: „Unser Accelaration-Programm fördert Start-ups durch ein modernes Arbeitsumfeld, flexible Organisationsformen und schlanke Prozesse bereichsübergreifende Innovationen.“

In den Genuss des Acceleration-Programms kam auch das Start-up „Clustermarket“. Gründer Johannes Solzbach eröffnete den Start-up Pitch mit der Vorstellung seiner Plattform für Ressourcen-Sharing für Life Scientists. Im Pitch um die Gunst des Publikums traten auch die Start-ups der Adhärenz-App smartpatient, der Online-Lieferdienst für Apotheken Apoly und Selfapy an, einer App, die Soforthilfe bei Depressionen, Burnout und Ängsten verspricht.

AMVSG: Wohin geht die Reise der therapeutischen Versorgung?

Vor dem Inkrafttreten des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) nutzten Vertreter von Industrie, Wissenschaft, Politik & GKV die Möglichkeit für ihre Positionen zu werben. Unter der Moderation von Prof. Dr. Jürgen Wasem diskutierten Peggy Beinlich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Dr. Antje Behring, Referentin am G-BA Gemeinsamer Bundesausschuss, Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, und Prof. Dr. Jürgen Windeler, Institutsleiter, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Möglichkeiten der Harmonisierung von Zulassung und Nutzenbewertung von Arzneimitteln.

In ihrem Vortrag „Werden Innovationen unter dem AM-VSG besser in der Versorgung ankommen?“ warb Dr. Antje Haas vom GKV-Spitzenverband für das neue Arztinformationssystem: „Die Krankenkassen hoffen sehr, dass das neue Arztinformationssystem entscheidend zur bestmöglichen Beratung und Auswahl der Pharmakotherapie für die Patienten beiträgt. Ärzte sollen sich schnell, gründlich und jederzeit aktuell informieren können.“

Dr. Martin Zentgraf, Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V., betrachtete die Neuerungen kritischer: „Der Vertragsarzt muss im Ergebnis der Verhandlungen nach § 130b
SGB V von einer Wirtschaftlichkeit einer Verordnung ausgehen können. Denn er muss sich auf die Auswahl der für den Patienten geeignetsten Therapieoption konzentrieren dürfen, sei dies ein AMNOG-Arzneimittel oder nicht.“

© Alle Bilder Euroforum/Gust

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