Work-Life-Balance: Das wünschen sich (angehende) Ärzte

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Junge Mediziner wollen sich nicht mehr für den Beruf aufopfern – das belegt eine Umfrage der apoBank. Was wünschen sich Heilberufler für ihren Berufsalltag, wie wichtig ist die Work-Life-Balance?

Welche Vorstellungen haben Ärzte, Zahnärzte und Apotheker von ihrer Work-Life-Balance? Antworten hierauf gibt „Inside Heilberuf“, eine Untersuchung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank). Für diese repräsentative Umfrage wurden 500 Heilberufler, darunter Apotheker, Ärzte, Zahnärzte sowie Medizin-, Zahnmedizin bzw. Pharmaziestudenten von DocCheck Research nach ihren Werten, Zielen und Wünschen gefragt.

Die Work-Life-Balance hat Priorität: Familienleben und Partnerschaft auf Platz 1

Die Priorität vieler Ärzte steht fest: Familienleben und Partnerschaft rangieren mit 91 Prozent auf Platz 1, gefolgt von finanzieller Sicherheit und Altersvorsorge mit 85 Prozent. Wohlstandskriterien wie Eigentum oder Vermögensbildung liegen mit 56 bzw. 55 Prozent im Mittelfeld. Berufliche Karriere (45 Prozent) und gesellschaftlicher Status (50 Prozent) stellen Heilberufler nicht in den Vordergrund – ein repräsentativer Lifestyle spielt mit 13 Prozent für sie kaum eine Rolle.

Daniel Zehnich, Direktor Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank, überrascht das nicht: „Das ist kein Phänomen, das nur Ärzte betrifft. Die Schwerpunkte bei der Lebensführung verschieben sich, und Der Wunsch nach mehr Zeit für sich und die Familie macht sich innerhalb einer ganzen Generation bemerkbar.der Wunsch nach mehr Zeit für sich und die Familie macht sich innerhalb einer ganzen Generation bemerkbar, unabhängig vom Beruf. Diese Entwicklung speziell bei den Heilberuflern haben wir bislang nur vermutet, mit unserer Umfrage können wir nun die Prioritäten konkret aufzeigen.“

Besonders wichtig ist den Befragten mehr Autonomie und Entscheidungsfreiheit. Für ihren beruflichen Alltag wünschen sich 69 Prozent mehr Zeit für den Patienten. 64 Prozent hätten gerne mehr Unabhängigkeit bei beruflichen Entscheidungen, und 62 Prozent sprechen sich für mehr Flexibilität bei ihrer Arbeitszeitgestaltung aus. Zehnich: „Natürlich sind wir davon ausgegangen, dass Hilfsbereitschaft für Heilberufler eine hohe Relevanz hat, nun haben wir diese Annahme mit Zahlen belegt: Mit 83 Prozent gehört ‚Menschen heilen und helfen‘ zu den drei wichtigsten Lebensbereichen der befragten Ärzte, Zahnärzte und Pharmazeuten. Für Studierende der Heilberufe steht diese Kategorie sogar an oberster Stelle der Werteskala.“ Für ihn zeigt sich hier auch ein gesellschaftlicher Wandel: „Die junge Generation wächst in einer Gesellschaft auf, die von Informationsflut und Konsum geprägt ist – da ist es nicht verwunderlich, dass Freiräume und Flexibilität für persönliche Entfaltung in den Vordergrund rücken. Entsprechend zeigt unsere Studie, dass ideelle Werte für die Befragten wichtiger sind als Wohlstandskriterien – natürlich immer vorausgesetzt, die finanzielle Sicherheit ist geregelt.“

Nach künftigen beruflichen Herausforderungen für das Gesundheitswesen gefragt, gaben 65 Prozent der Befragten den bürokratischen Aufwand im Berufsalltag an. An zweiter Stelle mit 48 Prozent folgen staatliche Regulierungen und Budgetierung bei der Patientenversorgung. Diese Werte korrelieren entsprechend mit dem stark ausgeprägtem Wunsch nach weniger Dokumentationspflichten und Verwaltungsarbeit im beruflichen Alltag.

Mit attraktiven Berufsbildern wider den Fachkräftemangel

Und welche Auswirkungen haben die Studienergebnisse auf Ihre Nachwuchsgewinnung in den medizinischen Berufen? „Der Fachkräftemangel ist auch unter den Heilberuflern bereits spürbar: Weniger Nachwuchs, Trend zu Teilzeitarbeit und die insgesamt alternde Gesellschaft führen dazu, dass das Versorgungsangebot im Vergleich zu dem steigenden Behandlungsbedarf schrumpft. Damit diese Schere nicht immer weiter auseinanderklafft, werden attraktive Berufsbilder benötigt, die den Vorstellungen vom Leben und Arbeiten der Heilberufler entsprechen“, so Zehnich.

Er rät Ihnen, darauf zu achten, was Medizinern und Pharmazeuten wichtig ist und was sie sich für den beruflichen Alltag wünschen. „Vor allem der Ruf nach weniger Bürokratie und Regulierung ist besonders laut, den sollten die Gestalter des Versorgungssystems nicht überhören. Denn um Gesundheitsleistungen von hoher Qualität für alle zu sichern, brauchen wir vor allem engagierte und qualifizierte Menschen, die gerne als Ärzte, Zahnärzte oder Apotheker arbeiten“, betont Zehnich.

Titelbild: © Rawpixel.com/fotolia.com

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