Assessment Center im Krankenhaus: Möge der beste Pfleger gewinnen!
Um Ausbildungsabbrüche zu reduzieren, können sich Kliniken bei der strukturierten Personalauswahl großer Unternehmen etwas abschauen: Assessment-Center helfen bei der Auswahl von Kandidaten, die dem pflegeberuflichen Alltag auch gewachsen sind und ihn wirklich wollen.
Angesichts des demografischen und Wertewandels wird es auch für Krankenhäuser immer schwieriger, Auszubildende in der Pflege zu finden. Zwar gehen vielerorts immer noch zahlreiche Bewerbungen ein, doch die sind keine Garantie dafür, wirklich geeignete Mitarbeiter für den Pflegeberuf zu finden.
Die Aufrichtigkeit im Bewerbungsgespräch ist nicht immer 100 %. Assessment Center können aufschlussreicher sein, wenn es darum geht, die Motivation und wichtige Schlüsselqualifikationen für den Pflegeberuf zu prüfen. © istock.com/Cirilopoeta
Fundierte Entscheidungen statt Zufallstreffer

Neues Pflegepersonal fürs Krankenhaus: Ein strukturiertes und professionell organisiertes Auswahlverfahren kann Ihre Trefferquote signifikant erhöhen. ©istock.com/Smitt

Stimmen die Vorstellungen der Kandidaten vom Klinik-Alltag mit der Realität überein? Ein Assessment Center ermöglicht einen schnellen Abgleich. © fotolia.com/Photographee.eu
1. Anforderungsprofil erstellen

Keine 'epic fails' in der Personalauswahl mehr: Abteilungsübergreifende Projektgruppen zur Vorbereitung, Durchführung und Beurteilung von Assessment-Centern stellen die Personalauswahl auf eine breite Entscheidungsbasis. © istock.com/zoranm
- Kognitive Kompetenz (Auffassungsgabe, Konzentrationsfähigkeit, Lösungsorientierung, mathematisches Verständnis)
- Motivation & Engagement (Leistungs- und Lernbereitschaft, Eigeninitiative)
- Kommunikationskompetenz (Gesprächsführung, personenorientierter Dialog)
- Persönliche Kompetenz (Belastbarkeit, Sorgfalt / Gewissenhaftigkeit, Selbstreflexion, Berufsverständnis)
- Sozialkompetenz (Durchsetzungskraft, Teamfähigkeit, Kritik- und Konfliktbereitschaft)
2. Aufgabenstellungen erarbeiten
Anhand welcher Aufgaben lassen sich die Fähigkeiten der Bewerber sicher einschätzen? Wie sehen die typischen Arbeitssituationen aus, in denen sie sich später bewähren müssen? Im zweiten Schritt erstellt die Projektgruppe eine Reihe von Aufgaben, in denen die zuvor erarbeiteten Kompetenzen beobachtet und eingeschätzt werden können. Bei der Lösung der Aufgaben können die Kandidaten dann zeigen, was in ihnen steckt – beispielsweise zwischenmenschliche Kompetenzen, Fingerspitzengefühl im Umgang mit Patienten und die für den Pflegeberuf erforderliche Auffassungsgabe.3. Organisatorischen Rahmen finden
Viele Bewerber innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums in einem Assessment-Center zu prüfen, ist eine organisatorische Herausforderung. Vor allem stellt sich die Frage, welche Mitarbeiter an dem Auswahlverfahren als Beobachter und Beurteiler teilnehmen sollen. Dies können etwa Stationsleitungen, Ausbilder, Mitglieder der Arbeitnehmervertretung, Praxisanleiter oder andere für die Berufsgruppe relevante Verantwortungsträger sein. Je mehr Personen potentiell zu Verfügung stehen, desto besser sind sie auf verschiedene Auswahltage und Bewerbergruppen aufzuteilen, sodass es zu keinen Einschränkungen im regulären Krankenhausbetrieb kommt und niemand zeitlich überfordert wird. Das Involvieren zahlreicher Verantwortungsträger unterstreicht auch die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen im Rahmen des Prozesses: Wer am Verfahren mitgewirkt hat, kann nachher nicht eine etwaige mangelnde Eignung des Azubis kritisieren; umgekehrt verschafft dies im positiven Fall natürlich auch das gute Gefühl, an der gelungenen Auswahl entscheidend mitgewirkt zu haben.4. Beurteiler schulen
Selbstverständlich müssen alle Beteiligten sorgfältig vorbereitet werden. Wichtig ist zunächst die Informationsvermittlung über das Verfahren sowie die Aufgaben als Beurteiler. Danach ist es von besonderer Bedeutung zu vermitteln, anhand von welchem Verhalten die unterschiedlichen zu bewertenden Kompetenzen einzuschätzenden sind. Auch typische Schwierigkeiten und Fehler im Beobachtungs- und Beurteilungsprozess sowie das Feedback gegenüber den Kandidaten sollten auf der Agenda stehen. Letzteres, da auch abgelehnte Kandidaten eine faire, ehrliche und wertschätzende Rückmeldung verdient haben – und trotz der Absage einen guten Eindruck von Ihrem Krankenhaus behalten sollen.5. Durchführung des Assessment-Centers

Assessment Center: Wie steht es um eine schnelle Auffassungsaufgabe und um Teamfähigkeit und kollegiales Verhalten? In simulierten Situationen können die Kandidaten direkt ihre Problemlösungskompetenzen unter Beweis stellen. © istock.com/izusek
- Krankenzimmer-Simulation (Nachahmung einer realen Patientensituation)
- Motivationsinterview (Beweggründe für den Berufswunsch)
- Übungen zur Auffassungsgabe (z.B. was wird von einem gezeigten Video erinnert)
- Rechenaufgaben (Dreisatz, Prozentermittlung, lineares Gleichungssystem)
- Diskussion eines berufsrelevanten Themas in der Gruppe (beispielsweise „Umgang mit schwierigen Patienten“)