It’s Online-Showtime – eine Checkliste für den virtuellen Vortrag

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Live-Vortrag Equipment
© tanatat/Adobe Stock
Sie halten einen Vortrag vor virtuellem Publikum?  Wie vermeiden Sie, dass Ihre Zuschauer gedanklich abschweifen? Unser Kolumnist Dr. Gerd Wirtz teilt seine Erfahrung als Moderator und Referenten-Coach und gibt Tipps, wie Referenten die Aufmerksamkeit ihrer Zuschauer halten.

Erinnern Sie sich noch an den letzten Online -Vortrag, den sie gehört haben? Mal Hand aufs Herz. Wann sind Sie zum ersten Mal der Versuchung erlegen, kurz mal auf Ihr Handy zu schauen oder zwischendurch ein Spielchen mit Ihrem Hund zu machen?

Unsere Fortbildungswelt ist vielfältiger geworden. Wir sitzen nicht mehr so oft gemeinsam in einem Fortbildungsraum, sondern bilden uns häufig alleine fort, mit all den Ablenkungen des Alltags, die da so um uns herum geschehen. Und dieser veränderten Lernsituation muss der Referent mit seinem Vortrag Rechnung tragen. Deshalb habe ich aus meiner Erfahrung als Medizin-Moderator und Referenten-Coach für Sie einige Tipps zusammengestellt, wie Ihr nächster Online -Vortrag nachhaltig wirkt und Ihre Zuhörer begeistert.

Denken Sie im Kopf des Teilnehmers

Ich weiß, es ist schwer genug einen Vortrag vor einer Kamera zu halten und kein Feedback von den Teilnehmern zu bekommen.  Entscheidend ist aber die Situation ihrer Zuhörer und Zuschauer. Versetzen Sie sich in deren Lage. Diese haben eine völlig veränderte Lernsituation und es kommt darauf an, das eigene Wissen so zu vermitteln, dass es ihren Teilnehmern für ihre tägliche Praxis und für ihre Wissenserweiterung nützlich ist.

Machen Sie Appetit von Anfang an

Beim Online-Vortrag haben Sie keine Zeit für eine lange Einleitung. Wenn es nicht in den ersten zwei Minuten gelingt, den Zuschauer für sich zu gewinnen, ist er/sie mit den Gedanken (…und Tätigkeiten) ganz woanders. Zu Hause oder im Büro muss man sich nicht durch enge Reihen zwingen und Nachbarn stören, um den Vortrag zu verlassen. Ein Knopfdruck genügt und man ist raus. Auf der Übertragungsplattform kann man meist die aktuelle Zuschauerzahl sehen. Das ist gnadenloses Feedback und keiner möchte erleben, wie beim eigenen Vortrag die Zahl der Zuschauer rapide sinkt.

Deshalb ist es nicht günstig, mit Standard-Einleitungen zu beginnen. Gewinnen Sie Ihre Zuschauer mit Relevanz und Emotion. Schildern Sie einen spannenden Fall, beginnen Sie mit einem starken Zitat oder überraschenden Fakten.


Checkliste für den Online-Vortrag

        • Schneller Einstieg, keine lange Einleitung
        • Relevanz und Emotionen statt nüchterner Fakten
        • Gliederung in wenige Lernziele
        • Maximal 20 Minuten Länge
        • Eine Aussage pro Chart
        • Fließtext vermeiden
        • Gute Beleuchtung und adäquater Hintergrund
        • Gute Tonqualität
        • Freundlicher Blick in die Kamera
        • Prägnanter Schluss

Form Follows Function

Ein guter Vortrag braucht eine Dramaturgie. Nachhaltiges Wissen kann nicht dadurch vermittelt werden, dass zahlreiche Informationen nahtlos aneinandergereiht werden. So kann unser Gehirn diese Informationen nicht verarbeiten. Deshalb legen Sie vor der Vortragsentwicklung fest, welche 3 – 5 Lernziele Sie erreichen wollen. Ein Online –Vortrag hat eine optimale Länge von 20 Minuten. Da gilt es, sich sehr zu beschränken, und es ist viel aufwändiger, einen kurzen Vortrag zu entwickeln als einen Vortrag von einer Stunde Dauer.

Machen Sie sich Gedanken über eine starke Einleitung die den Teilnehmer sofort fesselt. Unterteilen Sie den Hauptteil in 3-5 verschiedene Kapitel und verwenden Sie viel Energie in einen starken Schluss. Nichts ist schlimmer als ein Vortragsende von dem der Vortragende selber überrascht ist.

Weniger ist mehr

Wenn Sie sich an die Gestaltung ihrer Charts geben, beachten Sie einen wichtigen Unterschied zwischen online und live. Bei Live stehen Sie auf der Bühne und sind immer vor ihren Charts und können mit Ihrer gesamten Persönlichkeit präsentieren. Bei einer Online-Präsentation kämpfen Sie ständig gegen Ihre eigenen Charts, denn Sie als Person sind nur in einem kleinen Fenster zu sehen.

Häufig benutzen Referenten ihre Charts als eigenes Manuskript. Ein gutes Chart illustriert Ihre Aussagen, aber ersetzt sie nicht. Ansonsten bräuchten sie ja gar nicht zu referieren und die Teilnehmer können ganz gemütlich Ihre Charts durchlesen! Ein entscheidender Pluspunkt beim Online-Vortrag: Sie können unauffällig ein Manuskript neben ihren Computer legen.

Bauen Sie in Ihre Charts nur eine Aussage ein und eliminieren Sie alle überflüssigen Informationen. Das ist eine komplexe Aufgabe und man muss sich trauen, Grafiken stark zu vereinfachen und zu verändern, damit sie anschaulich werden. Wenn Sie sich daran halten, darf es ruhig auch mal ein Chart mehr sein. Ein Bild oder eine einzige anschauliche Zahl sind häufig viel aussagekräftiger als eine komplexe Grafik oder ein langer Text.

Jeder Fließtext ist ein Killer für Ihren Vortrag. Wir Menschen sind visuelle Wesen und wenn man uns einen Text vorlegt und gleichzeitig spricht, entscheiden wir uns immer für das Lesen. Damit verliert man als Referent die Führung über den Vortrag.

Setzen Sie sich ins richtige Licht!

Haben Sie auch schon gesehen, wie ein Referent in seinem Büro nur als kleiner dunkler Fleck sichtbar ist? Schaffen Sie sich die richtigen Rahmenbedingungen für ihren Vortrag. Gutes Licht ist ein extrem wichtiger Faktor. Tageslicht ist dabei meist störend, weil es nur von einer Seite kommt und häufig wechselt. Die Beleuchtung sollte leicht von vorn, von jeder Seite gleichmäßig kommen. Halten Sie öfters Vorträge, dann lohnt sich die Anschaffung von sogenannten Softlichtboxen, die Sie links und rechts auf Ihrem Schreibtisch platzieren können. Es gibt auch sehr preiswert kleine Ansteckmikros, mit denen Sie die Tonqualität deutlich verbessern können.

Der Hintergrund sollte auch gut gewählt sein und Ihre Glaubwürdigkeit unterstützen. Ein Südsee-Hintergrund oder imposante Berge passen in der Regel nicht, wenn Sie über ernsthafte Krankheitsbilder und deren Therapien sprechen. Da wirkt das eigene Büro deutlich besser. Falls Sie keine schlichte Wand im Hintergrund haben, können Sie bei Bilddatenbanken meist kostenlos Bilder von coolen Büroräumen downloaden und als Hintergrund verwenden.

Jetzt brauchen Sie lediglich den stets freundlichen Blick in die Kamera und die Aufmerksamkeit Ihrer Teilnehmer ist Ihnen gewiss.

Veranstaltungstipp: „Hallo! Zukunftsmedizin“

Hallo Zukunftsmedizin

Mit „Hallo! Zukunftsmedizin“ wird die Healthcare Education, der Fortbildungsveranstalter für digitale Medizin, ab kommenden Mittwoch, 13. Oktober regelmäßig live aus der Axica am Brandenburger Tor in Berlin aktuelle Themen zur Medizin der Zukunft vorstellen. Moderator Gerd Wirtz wird in diesem TV-Magazin mit seinen prominenten Gästen spannende und gehaltvolle Interviews führen. In der ersten Folge ist der Langlebigkeitsforscher Dr. Dominik Duscher unser Experte und wir erfahren, wie sich eine Diabetes-Patienten ihre eigene digitale Insulinpumpe konfiguriert hat. Melden Sie sich kostenfrei und unverbindlich an: https://eventmobi.com/hallozukunftsmedizin/

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