Automatisierte Übersetzung per KI: Raus aus dem Informationsdilemma!
Gesundheitsinformationen müssen in Muttersprache vorliegen
Was schon lange vermutet wurde, unterlegt eine im Juni 2023 veröffentlichte Studie der Berliner Charité mit Empirie: Medizinischer Betreuung für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund ist kein Selbstläufer. Viele finden aufgrund von Sprachbarrieren und unzureichenden Informationen über Strukturen und Prozesse im Gesundheitswesen nur schweren Zugang zu benötigtem medizinischem Service. Die Probleme beginnen mit verständlichen und verlässlichen Gesundheitsinformationen. Deren Verfügbarkeit ist ein wesentlicher Baustein in der Gesundheitsvorsorge, Begleitung und Nachsorge von Erkrankungen. Versteht der/die Patient:in die Zusammenhänge über das Arztgespräch hinaus, eröffnet sich erst die Möglichkeit zu einem mündigen Partner in der Therapie zu werden – und die Chance auf Heilung oder zumindest Linderung von Beschwerden erhöht sich. Liegen Gesundheitsinformationen nicht in der Muttersprache vor, wird es schnell kompliziert. Im besten Fall ist dann ein Übersetzer aufgrund der Kostenübernahme durch eine Krankenkasse beim Arztgespräch dabei – oder auch ein Verwandter oder Bekannter, der so gut wie möglich übersetzt. Zu Hause auf sich allein gestellt, wird es jedoch oft problematischer. Gerade in solchen Situationen ist das Internet die Go-to-Quelle für drängenden Informationsbedarf, aber die Frage ist dann, wie gut sich seriöse Angebote in der eigenen Muttersprache finden lassen – passend zu den vom Arzt erhaltenen Informationen. Gesundheitsanbieter, von Krankenkassen über Gesundheitsinformationsdienste bis hin zu Pharmaherstellern, bieten in der Regel keine mehrsprachigen Informationen an, da sie den immensen Aufwand für Erstellung, Freigabe und regelmäßigen Kontrolle nicht leisten können oder wollen. Bisher ein Dilemma, das sich kaum auflösen ließ. Inwieweit kann KI hier in die Bresche springen?KI übersetzt automatisiert in Echtzeit
Medizinische Informationen mittels KI – das ist zu Recht ein viel diskutiertes Thema. Dass der Einsatz von KI zur automatisierten Übersetzung von medizinischen Informationen von hoher Qualität und großer Menge aber funktioniert, wenn nicht überhaupt erst ermöglicht, zeigt sich an einer deutschen Patientenplattform zum Thema Krebs. Das frisch implementierte Übersetzungstool von Das K Wort (Roche Pharma AG) ist ein sehr gutes Beispiel, wie technologische Innovation der Kommunikation im Gesundheitswesen auf die Sprünge helfen kann: Mithilfe eines KI-gestützten Tools werden alle verfügbaren Informationen in fünf Fremdsprachen zur Verfügung gestellt. Zum Umfang: Es werden nicht nur rund 20 Krebsarten ausführlich beleuchtet, die Seite bietet auch eine Fülle von konkreten Services für Betroffene und Angehörige sowie eine Fülle von Ratgeberartikeln, Expertentipps und Stimmen von Betroffenen.Roche: KI-unterstützte Übersetzungen der Website „Das K Wort“
Was genau passiert: Die Seite wird in Echtzeit in die Sprache der Wahl übersetzt und dann bei Aufruf bereitgestellt. Das bedeutet, die übersetzte Seite existiert physisch gar nicht, sondern liegt nur für den jeweiligen Nutzer in der Darstellung vor. Die automatisierten Übersetzungen des KI-gestützten Tools weisen eine erstaunlich hohe Qualität auf – ein wesentlicher Punkt bei Informationen zu sensiblen Gesundheitsinformationen, auch wenn die Tools aktuell durchaus noch ihre Grenzen haben.
KI-generierte Übersetzungen: Vorteile für alle Stakeholder
- Größere Reichweite: Durch die Mehrsprachigkeit der Website können Pharmaunternehmen eine größere Zielgruppe ansprechen. Neben deutschsprachigen Patienten erhalten auch Menschen mit Migrationshintergrund, deren Verkehrssprache nicht Deutsch ist, Zugang zu wichtigen Informationen.
- Verständnis für die Zielgruppe und Vertrauensaufbau: Durch die Bereitstellung von mehrsprachigen Informationen demonstriert die Initiative "Das K Wort" Engagement für Vielfalt und Inklusion. Maßnahme wie diese bilden die Realität gesellschaftlicher Vielfalt ab und zeigen, dass die Bedürfnisse von Patienten aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ernst genommen werden.
- Compliance und Informationsgenauigkeit: Der Einsatz hochwertiger Übersetzungstools gewährleistet die Genauigkeit und Konformität der Informationen gemäß den gesetzlichen Anforderungen. Dadurch wird das Risiko von Missverständnissen minimiert und eine präzise Informationsvermittlung gefördert. Zusätzlich wird den Nutzern ein Disclaimer angezeigt, der darauf hinweist, dass es sich um automatisierte Übersetzungen handelt, die kontextabhängig auch unkorrekte Darstellungen beinhalten könnte.
- Minimierter Aufwand: Pharmaunternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihre Websiteinhalte in regelmäßigen Abständen medizinisch-wissenschaftlich prüfen zu lassen und in bei dieser Gelegenheit auf aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Die manuelle Übersetzung einer großen Anzahl von Artikeln in verschiedene Sprachen wäre zeitaufwändig und kostspielig – und daher letzten Endes nicht umsetzbar. Durch den Einsatz eines KI-gestützten Übersetzungstools entfällt nicht nur der initiale Übersetzungsaufwand, sondern auch die regelmäßige Aktualisierung der zu übersetzenden Inhalte, da diese automatisch im jeweiligen Originalartikel erfolgt.
- Bessere Beziehung zwischen Arzt und Patienten: In ärztlichen Gesprächen fehlt oft die Zeit, um alle Fragen und Probleme im Detail zu besprechen. Wenn dann eine Sprachbarriere hinzukommt, wird die Situation noch komplexer. Ärzte und Pflegekräfte können von einem mehrsprachigen Informationsangebot profitieren, sie sparen wertvolle Zeit und können dennoch sicherstellen, dass ihre Patienten verständliche Informationen erhalten. Die Bereitstellung von Informationen in der Muttersprache des Patienten kann außerdem die Einhaltung der Behandlungspläne und das Verständnis für diese verbessern.