Seit April 2025 leitet Anders Nordén die deutsche Tochter von Astellas Pharma. Über seinen ungezielten Einstieg in die Pharmabranche, prägende Stationen und warum er nach 25 Jahren immer noch überzeugt ist, das Richtige zu tun.

Darum geht es in diesem Porträt

Anders Nordén ist seit April 2025 General Manager von Astellas Pharma Deutschland. Sein Einstieg in die Branche war Zufall, geblieben ist er aus Überzeugung: Nach mehr als 25 Jahren sieht er die Pharmaindustrie weiterhin als „fantastisch“, weil ihre Produkte das Leben von Patientinnen und Patienten verändern. Stationen bei GlaxoSmithKline, Crucell und langjährige Führungserfahrung bei Astellas prägten seinen Werdegang. Astellas beschäftigt weltweit rund 16.000 Mitarbeitende in über 40 Niederlassungen, in Deutschland rund 250 am Firmensitz in München. Die Therapiebereiche umfassen Onkologie, Urologie, Transplantation und Frauengesundheit. Erfolgreiche Produktlaunches, aber auch Rückschläge haben Nordéns Führungsverständnis geformt. Er setzt auf Klarheit, Priorisierung und Teamarbeit. Für den deutschen Markt fokussiert er sich auf Kultur, Stakeholder-Dialog und den Zugang zu neuen Therapien. Sein Ziel: die nächste Generation von Astellas-Produkten in die Versorgung zu bringen.

Drei Worte, die Anders Nordén gerne öfter hören würde? „Can. Do. Now.“ Er ist überzeugt, dass, wenn die Richtung stimmt, man einfach loslegen sollte. „Manchmal reicht es, die Learnings auf dem Weg mitzunehmen.“ Das verrät viel über seine Haltung, pragmatisch, zielorientiert, mit Bodenhaftung. Und es spiegelt seine eigene Laufbahn wider, die zumindest in ihren Anfängen nicht wirklich geplant war.

Seit April 2025 ist Nordén General Manager von Astellas Pharma Deutschland mit Sitz in München. Sein Einstieg in die Pharmaindustrie war für den Schweden eher Zufall. Anders Nordén hat Business Administration und Finance studiert, Mitte der 1990er-Jahre machte er seinen Abschluss. Seine Familie kommt aus der Holz- und Exportindustrie, in diese Richtung wollte auch er gehen, aber der schwedische Arbeitsmarkt gestaltete sich in diesem Bereich eher schwierig. „Meine Freunde von der Uni erzählten mir, dass die Pharma-Branche ‚super nice‘ sei und man sogar eine medizinische Ausbildung bekomme.“ Nordén fand das interessant und startete seine Karriere als Pharmareferent im Raum Stockholm. „Eigentlich wollte ich nur ein paar Jahre bleiben. Nun sind es mehr als 25 geworden.“

„Das ist ein großartiges Gefühl“

Nach weiteren Stationen bei GlaxoSmithKline und Crucell folgte 2008 der Wechsel zu Astellas Pharma, zunächst als Marketing Director für die nordischen Länder, dann als Commercial Director, später als General Manager für die nordischen und baltischen Märkte. Es folgten Positionen als Vice President für verschiedene Regionen und schließlich die globale Verantwortung im Strategic Brand Marketing. Jetzt ist er als General Manager für den deutschen Ableger des globalen Unternehmens verantwortlich. Findet er heute, Jahre später, die Pharma-Branche immer noch „super nice“? Antwort: Ja. „Wir haben das Privileg, an etwas zu arbeiten, das tatsächlich einen Unterschied für viele Menschen macht.“ Besonders prägend war für ihn die Arbeit im Bereich Transplantationen. „Wenn man bei den World Transplant Games Menschen trifft, die dank unserer Medikamente nicht nur leben, sondern laufen und Sport treiben, dann wird einem die Wirkung unserer Arbeit ganz unmittelbar bewusst. Das ist ein großartiges Gefühl.“

Erfolgsformel: IQ mal EQ mal Kilokalorien

Natürlich gab es auch Herausforderungen in seiner beruflichen Laufbahn, nicht immer lief alles glatt. Fusionen, Umstrukturierungen, Produkte, die hinter Erwartungen zurückblieben. „Aber ich bin ein positiver Mensch, ich erinnere mich lieber an die guten Dinge.“ Und von denen gab und gibt es einige: Markteinführungen von Produkten, die kritisch beäugt und dann doch gefeiert wurden. „Wir wussten, dass es einen enormen Bedarf gibt, haben lange vorbereitet, wurden sogar kritisiert, dass wir zu gründlich seien. Und dann kam der Erfolg.“ Wie ein Schwarm Vögel, der gleichzeitig abheben würde, so sei das Teamgefühl gewesen. Anders Nordén bekommt immer noch eine Gänsehaut, wenn er davon erzählt. Das Miteinander motiviert ihn, Inspiration zieht er aus den Gesprächen und Erlebnissen mit der Familie, Freunden, aus der Interaktion mit anderen. Wenn er davon spricht, dass er in seiner neuen Funktion als Erstes seine Mitarbeitenden kennenlernen möchte, dann meint er das wirklich so. „Ich kenne noch nicht alle 250, aber ich arbeite daran“, sagt er und lacht.

Er ist viel im Büro, will ansprechbar sein, auch für Geschäftspartner und Stakeholder. „Wenn ich zu Meetings fahre oder einlade, denkt der andere Gesprächspartner vielleicht: ‚Super, Anders nimmt sich die Zeit für unser Treffen.‘ Ich sehe das umgekehrt.“ Diesen Perspektivwechsel muss man leben, sonst verkommt die Absicht dahinter zur Floskel. Nordéns Erfolgsformel, die all das auf den Punkt bringt, lautet so: IQ mal EQ mal Kilokalorien. „IQ – unsere Fähigkeiten. EQ, emotionale Intelligenz, unsere Fähigkeit, zusammenzuarbeiten. Kilokalorien – die Energie. Wenn einer der Faktoren null ist, kommt auch null heraus.“ Der Mensch ist in dieser Gleichung die ausschlaggebende Größe, und das zusammen zu gestalten und Potenziale freizulegen, ist seine wichtigste Aufgabe. „Ich bin nicht der Typ, der allein in seinem Büro sitzt und irgendwann mit einer genialen Idee herauskommt. Manchmal wäre ich es gerne gewesen, aber mit 56 Jahren wird sich das wohl nicht ändern.“ Erfolg ist eben Teamarbeit. Jeder und jede kann Anteil daran haben, und Anders Nordén sorgt dafür, dass das funktionieren kann.

Sechs Fragen, sechs Entscheidungen

  1. Kaffee oder Tee am Morgen? Kaffee
  2. Aufgeräumter Schreibtisch oder kreatives Chaos? Kreatives Chaos. Obwohl: Mein früherer Chef sagte immer: „Tidy desk, tidy mind.“
  3. Textnachrichten oder Sprachnachrichten? Text
  4. Frühaufsteher oder Nachteule? Frühaufsteher
  5. Zur Entspannung: Sachbücher oder Romane? Sachbücher
  6. Sport: zuschauen oder selbst machen? Selbst machen. Ich begeistere mich seit einigen Jahren auch für Padel-Tennis.

„Lasst uns Meister des Offensichtlichen werden“

„Finde etwas, das funktioniert. Und wenn es funktioniert, mach mehr davon.“ Genauso lautete auch der Ratschlag eines seinerfrüheren Vorgesetzten. „Manchmal denken wir zu kompliziert und bauen Häuser, indem wir mit dem Dach anfangen.“ Es geht um Grundlagenarbeit, um die wegweisende Richtung. Und dabei sollte man möglichst einfach vorgehen. „Lasst uns Meister des Offensichtlichen werden“, ist ein weiterer Ratschlag, der ihn bis heute begleitet. Komplexität reduzieren, klar und verständlich sein, Prioritäten setzen. „Man kann nicht alles gleichzeitig zur obersten Priorität machen.“

Derzeit fokussiert sich Anders Nordén besonders auf die strategischen Prozesse rund um die Unternehmenskultur. Astellas definiert diese gerade neu. Auch das hat ihn dazu motiviert, den Schritt nach Deutschland zu wagen. Er ist neugierig auf diesen neuen Markt und möchte Astellas Deutschland bestmöglich in die globale Weiterentwicklung einbinden. Deutsch will er lernen, um noch besser zu verstehen. Im wörtlichen Sinne. Langfristig möchte er an seinen Golf-Techniken feilen, seine Fertigkeiten seien bisher eher „super lousy“. Wandern steht ebenfalls auf seiner To-do-Liste. Rund um München, dem Firmensitz des Unternehmens, gibt es eine Menge Berge zu erkunden, als geborener Flachland-Schwede reizt ihn das. Hoch hinaus, Neues sehen und erleben. Immer mit ein wenig Neugier und Bodenhaftung.

Herausforderungen und Visionen

Die deutsche Pharmaindustrie sieht Nordén als stark, effizient, zugleich unter Druck. Es gebe Herausforderungen wie globale Unsicherheiten, die Preisbildung und den Zugang zu Orphan Drugs. Das Wichtigste sei, dass die eigenen Produkte auch die Patientinnen und Patienten erreichen. Astellas engagiert sich deshalb über Verbände, Patientenorganisationen und im direkten Austausch mit Stakeholdern. „Wir haben fantastische neue Therapien in der Pipeline. Mein Ziel ist, diese Generation von Produkten auf den Markt zu bringen.“