Asklepios Kliniken holen Pflegefachkräfte von den Philippinen

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©Asklepios

Wenn in Deutschland keine Fachkräfte zu finden sind, muss man bereit sein, diese auch aus dem Ausland zu holen. Das dachte man sich bei den Asklepios Kliniken, suchte – und fand diese schließlich auf den Philippinen.

Die ersten sechs Mitarbeiter kamen im Juli nach Deutschland, 254 sollen noch folgen. Der Fachkräftemangel lässt den Kliniken kaum mehr eine Wahl. „Es ist davon auszugehen, dass bis 2030 etwa 350.000 Krankenschwestern in Deutschland fehlen“, sagt Thomas Krakau, Leiter Konzernbereich Pflege bei den Asklepios Kliniken. Über den deutschen Arbeitsmarkt allein lässt sich der Bedarf nicht decken.

Hohe Investition in die künftigen Mitarbeiter

Also suchen Kliniken im Ausland nach potenziellen Mitarbeitern. Dabei geht Asklepios in erhebliche Vorleistung: Zunächst gilt es, studierte und berufserfahrene Intensiv- und OP-Pflegekräfte auf den Philippinen zu finden. Diese erhalten dann vor Ort eine intensive Schulung. Vor allem der Spracherwerb ist für eine berufliche Tätigkeit in Deutschland besonders wichtig. Dafür absolvieren die Pflegekräfte einen neunmonatigen Sprachkurs. Zu diesem Zeitpunkt haben die Fachkräfte bereits einen Arbeitsvertrag mit dem Krankenhaus und erhalten Unterhaltsbeihilfe. Im Anschluss erfolgt ein mehrwöchiger Intensiv-Workshop zur Vorbereitung auf die Pflegearbeit in Deutschland. Hierzu lassen die Asklepios Kliniken sogar eigene Lehrkräfte einfliegen.

Warum lohnt es sich für den Konzern, so viel zu investieren? Als Antwort verweist Krakau auf die demografische Entwicklung in Deutschland, die seiner Ansicht nach noch dramatischer werden wird. „Nicht nur, dass junge Menschen fehlen, die in die Ausbildung gehen wollen, auch die Anzahl der Pflegebedürftigen wird sich in naher Zukunft verdoppeln“, so der Pflegedirektor und fährt fort: „Es geht weniger um ein betriebswirtschaftliches ,lohnen‘, sondern eher darum, die Gesundheitsversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten.“

Gute Erfahrungen mit ausländischen Pflegekräften

Die philippinischen Pflegekräfte sind nicht die ersten Mitarbeiter, die im Ausland für die Arbeit in Deutschland geworben wurden. Asklepios beschäftigt bereits rund 1000 ausländische Mitarbeiter. Sie kommen aus verschiedensten Nationen. Und bisher hat das Klinikum überwiegend gute Erfahrungen gemacht: „Grundsätzlich haben wir positive Erfahrungen gemacht, aber es ist bei allen Menschen – ob aus unserem Land oder aus dem Ausland – auch immer eine individuelle Frage der Einstellung. Auf keinen Fall könnten wir sagen, aus dem einen oder anderen Land kommen bessere oder schlechtere Mitarbeiter“, betont Krakau.

Auslandsakquise allein reicht nicht

Ginge es nach Asklepios, würden schon viel mehr ausländische Arbeitskräfte in den deutschen Kliniken arbeiten. Doch die Bürokratie stellt sich immer wieder als Hindernis heraus. „In vielen Ländern sind die deutschen Konsulate völlig überfordert mit der Erstellung der Visa. Teils dauert es bis zu fünf Monaten. Das führt zu erheblichen Verzögerungen für die Einreise“, klagt der Pflegedirektor. An dieser Stelle sieht er Verbesserungsbedarf.

„Die Auslandsakquise alleine wird den Fachkräftemangel in Deutschland nicht beheben“

Trotz aller Hoffnungen, die viele Krankenhäuser in die Anstellung ausländischer Mitarbeiter setzen, warnt Krakau davor, sich ausschließlich auf diese Strategie im Kampf gegen den Fachkräftemangel zu verlassen. „Alleine die Auslandsakquise wird den Fachkräftemangel in Deutschland nicht beheben“, mahnt er. Er sieht dies lediglich als eine von vielen Maßnahmen. Weiterhin sei es wichtig, die Ausbildungsbedingungen zu optimieren und mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, das Image des Pflegeberufs zu verbessern sowie die Möglichkeiten, wieder in den Beruf zurückzukehren, zu erleichtern.

Thomas Krakau, Leiter Konzernbereich Pflege bei Asklepios Kliniken
Thomas Krakau

Thomas Krakau ist Leiter Konzernbereich Pflege bei der Asklepios Klinik. Der private Krankenhausbetreiber Asklepios Kliniken wurde im Jahr 1985 gegründet und unterhält heute rund 150 Gesundheitseinrichtungen in 14 Bundesländern, wo mehr als zwei Millionen Patienten jährlich behandelt werden.

Fotos: © Asklepios Kliniken

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