Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung hat einen Report zu DiGA herausgegeben.Die gute Nachricht: Die Zahl der DiGA steigt stetig an und das gilt auch für die Verschreibungszahlen. Die schlechte: Es gibt immer noch zu viel Unwissenheit, sowohl auf ärztlicher als auch auf Patientenseite.
Der Report gibt einen Überblick darüber, wie sich dieser neue Versorgungsbereich in den ersten drei
Jahren entwickelt hat. Drei Feststellungen können rückblickend gemacht werden: 1. Der DiGA-Markt verzeichnet ein 
nachhaltiges Wachstum, 2. Das Erprobungsjahr schafft einen wichtigen Rahmen, um neue DiGA in die 
Versorgung zu bringen und 3. Es gibt an vielen Stellen 
Potenzial für Prozessverbesserungen.
Ein Blick in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeigt, dass seit der Zulassung der ersten DiGA sowohl die Anzahl der DiGA im Markt als auch die Zahl der ärztlichen und psychotherapeutischen Verordnungen 
kontinuierlich ansteigt. Das hat wirtschaftlich positive Folgen, denn mit diesem Marktwachstum gehen steigende Beschäftigungszahlen, ausländische Direktinvestitionen sowie Forschung und Entwicklung einher. Zudem stößt das DiGA-Konzept 
im Ausland auf Interesse und findet Anklang, was sich in Form des Eingangs in die Gesetzgebung anderer europäischer Länder niederschlägt.
Darüber hinaus gibt es Hinweise auf 
positive Versorgungseffekte. Diesen Schluss lässt die systematische Datenauswertung gelisteter DiGA zu. "Die überwiegende Mehrheit dieser digitalen Gesundheitsanwendungen erreicht anschließend eine dauerhafte Aufnahme durch Nachweise in einer größeren Studie", heißt es in dem DiGA-Report.
Kontinuierliches und nachhaltiges Wachstum
Der Report gibt erstmals Einblicke in die Entwicklungen des DiGA-Marktes von Oktober 2020 bis September 2023. Von den 49 gelisteten DiGA zum Stichtag liegen Daten für 35 vor. Die Auswertung zeigt ein 
kontinuierliches und nachhaltiges Wachstum des DiGA-Marktes, sowohl in der Anzahl der verfügbaren Anwendungen als auch in den adressierten Indikationen. Fast 50 Prozent der gelisteten DiGA sind dauerhaft aufgenommen, was auf positive Versorgungseffekte hinweist.
Das Erprobungsjahr spielt eine entscheidende Rolle für die Vielfalt des aktuellen DiGA-Marktes, da es Herstellern ermöglicht, Studien zum Nachweis des 
positiven Versorgungseffekts durchzuführen. Alle dauerhaft aufgenommenen DiGA haben eine randomisierte-kontrollierte klinische Studie durchgeführt, was über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht.
Fast 370.000 Freischaltcodes wurden seit Herbst 2020 eingelöst, was die wachsende Bedeutung von DiGA in der Versorgungslandschaft zeigt. Die Einlösung von Freischaltcodes ist 
dynamisch gewachsen, mit einem Anstieg von 215 Prozent im ersten Jahr und 65 Prozent im zweiten Jahr.
DiGA sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Versorgung, sondern auch ein 
relevanter Wirtschaftsfaktor für Deutschland. DiGA-Hersteller schaffen Arbeitsplätze, investieren in Forschung und Entwicklung und fördern innovative Technologien.
Immer noch zu viel Unwissenheit
Trotz des positiven Trends müssen noch 
Verbesserungen bei der Integration von DiGA in die Versorgung erfolgen, darunter eine flächendeckende Aufklärung von Behandler:innen und Patient:innen, sowie die Vereinfachung des Zugangs zu DiGA ohne lange Wartezeiten. Nur so können DiGA ihr volles Potenzial entfalten und die Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter verbessern.
Eine nicht zu leugnende Tatsache ist, dass sich bei Ärzt:innen und Patient:innen immer noch 
Wissenslücken bezüglich der DiGA auftun. Wie das 
Deutsche Ärzteblatt im letzten Jahr vermeldete, zeigen mehrere Untersuchungen, dass die Integration von DiGA in den Versorgungsalltag daran leidet.
Ärzt:innen und Patient:innen haben Bedenken bezüglich des 
Datenschutzes und der Datensicherheit, aber die Hauptprobleme liegen in den Bereichen Akzeptanz, Information und organisatorische Barrieren. Außerdem gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der 
Qualität der bereitgestellten Informationen.
Die Integration von DiGA in ärztliche Workflows gestaltet sich schwierig, da die Apps nicht immer gut in die Therapie eingebunden werden können. Zudem fehlt es an Zeit für 
Beratungsgespräche über die Nutzung der DiGA.
Lange Wartezeiten auf Freischaltcodes und bürokratische Hürden
Der DiGA-Report des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung e.V. weist ebenfalls auf mangelndes Wissen als Hürde für die breitere Verschreibung von DiGA hin. Zudem gestalte sich die Integration in den Versorgungsalltag aufgrund von 
bürokratischen Hürden und 
langen Wartezeiten für Patient:innen schwierig. Der Prozess von der DiGA-Verordnung bis zur tatsächlichen Nutzung ist komplex. Das führt dazu, dass Nutzer:innen durchschnittlich 13 Tage auf ihren Freischaltcode warten müssen.
Ein weiteres Problem: Wie die 
Frankfurter Rundschau berichtet, raten manche Krankenkassen von der Nutzung verordneter DiGA ab, informieren Patient:innen falsch oder verzögern die Ausgabe der Freischaltcodes, was rechtswidrig ist und eine Klage gegen solche Praktiken nach sich ziehen kann. Auch die 
Bürokratie rund um das DiGA-Fast-Track-Verfahren beim BfArM und zusätzliche bürokratische Maßnahmen, wie die verpflichtende anwendungsbegleitende Erfolgsmessung, wirkt sich insgesamt hemmend auf die Verbreitung von DiGA aus.
Wie kommen DiGA schneller in die Breite?
Der Bericht fordert daher einen 
einfacheren und nutzerfreundlicheren Verordnungs- und Freischaltprozess sowie eine 
verbesserte personelle Ausstattung für das DiGA-Fast-Track-Verfahren. Zudem werden 
Blended Care und 
hybride Ansätze, die eine Kombination von DiGA und menschlicher Betreuung ermöglichen, als wichtig erachtet. Bisher lehnt jedoch das BfArM lehnt solche Kombinationen größtenteils ab. Es bleibt die Hoffnung auf Nachbesserungen und klare Vorgaben zur Umsetzung.