Auf Initiative des Healthcare Frauen e.V. wurden gemeinsam mit dem IFAK Institut für Markt- und Sozialforschung bundesweit weibliche und männliche Top Manager der ersten und zweiten Führungsebene aus der Healthcarebranche zu den Auswirkungen der Digitalisierung befragt. Im Fokus standen digitale Kompetenzen von Mitarbeitern und Führungskräften und die Veränderungen, die die Digitalisierung in der Unternehmenskultur hervorruft. Stichwort Digital Leadership: Wie definiert sich moderne Führung, die Raum für Innovationen lässt? Welche Kompetenzen und Führungsstrategien sind in diesem Kontext wichtig?
Tatsächlich sind die ersten Ergebnisse dieser Online-Befragung ernüchternd: Digitalisierung wird als Chance und Herausforderung erkannt, Digital Leadership hingegen bleibt ein Konstrukt, das noch nicht in den Köpfen angekommen zu sein scheint. Die Diskrepanz zwischen Einschätzung und Beherrschung der Digitalisierung ist groß. Denn:
- Mehr als die Hälfte der befragten Top-Manager der Ebene eins und zwei in Healthcare bewertet den digitalen Wandel als durchaus positiv, 22 Prozent von ihnen sogar als sehr positiv.
- In Sachen Führungskompetenzen aber liegen klassische Normen immer noch vorne. Strategisches Denken, Entscheidungsstärke, Kundenorientierung oder kommunikative Fähigkeiten sind hier unter den Top 5 der für die Befragten wichtigsten Führungskompetenzen zu finden.
- Neue, durch die Digitalisierung gefragte Kompetenzen wie Vernetzungsfähigkeit, Agilität oder disruptives Denken gehören zu den Low 5 der wichtigsten Kompetenzen.
Heißt, das Bewusstsein für Digital Leadership fehlt auf der ganzen Line?
Nein, denn:
- einige der Low 5-Skills für Führungskräfte finden sich in den Kompetenzen wieder, in denen sich die Leader laut Umfrage gerne weiterentwickeln würden.
- Der Umgang mit den neuen Medien, IT- und Online-Know-how, Agilität oder disruptives Denken stehen auf der Liste der gewünschten Fortbildungen ganz oben.
- Diese Themen sind präsent, ein Umdenken auf Führungsebene aber findet nur zaghaft statt, im Alltag sind diese Skills noch nicht angekommen oder werden nicht ausreichend gefördert.
Digital Leadership als Voraussetzung für den digitalen Wandel
Die Ergebnisse der Befragung zeigen: Derzeit ist ein Kulturwandel im Führungsverständnis in der Healthcare-Branche eher Nebensache. Und das, obwohl ganze 66 Prozent der Befragten den Handlungsdruck durch die digitale Transformation als hoch bis sehr hoch empfinden. Das Zusammenspiel der Neuausrichtung der Unternehmensstrategie mit einer innovativen Unternehmenskultur als notwendiges Prinzip scheint sich noch nicht verfestigt zu haben. Emily Andreae, HCF-Projektleiterin für den Digitalen Healthcare Index, fasst es so zusammen: „Die Notwendigkeit, digitale Kompetenzen aufzubauen, ist auf den ersten und zweiten Führungsebenen der Gesundheitswirtschaft angekommen, aber die Frage nach dem ‚Wie‘ bereitet vielen Unternehmen Probleme.“
So geht es weiter mit dem Digital Health Index
Das Ziel der Erhebung ist es, nach Auswertung aller Ergebnisse aus der ersten Befragungsrunde drei Indizes zu definieren, mit deren Hilfe sich ein Relevanzranking geforderter Kompetenzen, digitaler Führungsreifegrad sowie der Digitalisierungsgrad des Unternehmens bestimmen lassen. Im September 2019, so die Planung der HCF, werden sie als Report erscheinen.
Die Befragungen für den Digitalen Healthcare Index werden jährlich bis einschließlich 2023 durchgeführt.