Merck trägt digitale Unternehmensverantwortung

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Jean Enno Charton, Director Digital Ethics & Bioethics, Corporate Affairs, Merck & Director Scientific Engagement, Merck Digital © Lichtbildatelier Eva Speith, Darmstadt
Immer mehr Konsumenten legen Wert darauf, dass Unternehmen Haltung zeigen. Die Merck KGaA, Darmstadt, hat den Trend erkannt, stellt sich seiner digitalen Unternehmensverantwortung und hat das neue Merck Digital Ethics Advisory Panel eingerichtet.

Unsere Welt wird immer komplexer. Das macht es Menschen schwerer, Unternehmen zu vertrauen – vor allem solchen, die sensible Daten über unsere Gesundheit sammeln oder damit arbeiten wollen. Mit fortschreitender Digitalisierung gelangen Pharmakonzerne an immer mehr digitale Daten. Das wirft auch spezifische digital-ethische Fragen auf, auf die die Unternehmen Antworten  finden müssen. Konzerne, die bei der Digitalisierung keine Verantwortung zeigen, laufen sie Gefahr, Kunden, hochqualifizierte Mitarbeiter und Marktanteile zu verlieren.

Pharmafirmen, die sich ihrer digitalen Verantwortung stellen wollen, müssen sich laut der Unternehmensberatung PwC, vier wichtigen Fragen stellen: „Was ist rechtlich erlaubt?“, „Was will das Unternehmen?“, „Was ist technisch möglich?“ und „Was akzeptiert die Gesellschaft?“. Unter Einbeziehung dieser Einflussfaktoren und Erwartungshaltungen müssen die Firmen ihre ethische Position finden. Das Beratungsunternehmen hat in einer Umfrage herausgefunden, dass die Erwartungen von Kunden eine besonders große Rolle auf die digitale Ethik von Unternehmen spielen.

Der Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck geht das Thema Digitalethik seit einigen Jahren verstärkt an und hat kürzlich sogar eigens ein Digital Ethics Advisory Panel berufen. „Das Digitalethik-Gremium soll, mit Blick auf die immer stärker aufkommenden digitalen Geschäftsmodelle, eine Beratung zu digital-ethischen Fragestellungen für alle drei Unternehmensbereiche von Merck leisten“, sagt Jean Enno Charton,  Director Digital Ethics & Bioethics, Corporate Affairs & Director Scientific Engagement bei Merck Digital. Dabei sollt das Gremium das bereits bestehende Merck Bioethics Advisory Panel, das Orientierungshilfe bei bioethischen Fragestellungen gibt, sinnvoll ergänzen.

Internationale Expertenkommission

Ziel des Gremiums sei, externe Expertise zu komplexen ethischen Fragestellungen rund um die Nutzung von Daten, Algorithmen und neuen digitalen Technologien einzubringen. Das Gremium besteht aus Experten des Digital-, Governance-, Daten- und Gesundheitswesens. „Bei der Berufung des Panels war uns besonders wichtig, dass eine internationale Besetzung aus Experten und Unternehmensvertretern dazu führt, dass das Panel ein globales Ethikverständnis repräsentiert“, so Jean Enno Charton.

Eine der ersten Aufgaben des Digital Ethics Advisory Panels soll sein, einen digital-ethischen Kodex (Digital Code of Ethics) zu erstellen. „Dieser dient als Rahmenwerk. Darin soll das Gremium seiner Beratungsfunktion nachkommen“, erklärt Jean Enno Charton. Er berichtet weiter, dass außerdem  essenzielle digital-ethische Prinzipien für Merck formuliert werden sollen, auf deren Grundlage die Fachabteilung zur Analyse von digital-ethischen Problemen arbeitet. Und schließlich dient er als ethischer Richtungsweiser für alle Mitarbeiter, sowie zur externen Kommunikation einer digital-ethischen Positionierung von Merck.

Corporate Digital Responsibility als neues Trendthema

Mit der Einrichtung des Gremiums trifft der Konzern den Nerv der Zeit. Laut dem amerikanischen Marktforschungsunternehmen Gartner war das Thema „Digital Ethics“ als eines von zehn Top-Technologie-Trend im Jahr 2019. Bereits im Juni 2018 hatte der Europäische Datenschutzbeauftragte eine Umfrage zu Digital Ethics gestartet – mit interessanten Ergebnissen: Zwar war das Bewusstsein für deren Bedeutung hoch, es fehlt jedoch an der Umsetzung. Ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist die „Corporate Digital Responsibility (CDR)“. Darunter versteht man die Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft.

Auch die Bundesregierung hat den Trend der Zeit erkannt und eine KI-Enquete-Kommission sowie eine CDR-Initiative initiiert. Ziel ist, die Implementierung von CDR in der Praxis zu fördern, Anforderungen an Unternehmen zu evaluieren und Standards festzulegen. Die Kommission legte Ende des Jahres 2019 ein Gutachten mit 75 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Daten und algorithmischen Systemen, einschließlich Künstlicher Intelligenz, vor.

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