Trotz 24-Stunden-Kita, Boni und Mitarbeiterwohnung, manche Fachrichtungen sind bei Männern einfach beliebter. Und bei Frauen ebenso. Hier kommen die fünf populärsten Fachrichtungen bei frischgebackenen Ärzten und Ärztinnen, geordnet nach der Zahl der Facharztanerkennungen aus dem Jahr 2018.
Bei Ärzten:
Platz 5: Allgemeinchirurgie
Es gibt mehr
Chirurgen als Chirurginnen, daran hat sich auch im Jahr 2018 nichts geändert. Deshalb sind die TOP 5 der Fachrichtungen mit den meisten neuen Ärzten allesamt chirurgische Fachbereiche. In der Allgemeinchirurgie haben im vergangenen Jahr 105 Männer und 57 Frauen ihre Facharztweiterbildung bestanden, macht ein prozentuales Verhältnis von 65 zu 35.
Platz 4: Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
MKG-Chirurgen haben eine lange, akademische Ausbildung hinter sich, denn um diese Weiterbildung zu machen, benötigt man nicht nur die ärztliche Approbation, sondern auch das zahnärztliche Examen. Deutschlandweit arbeiten derzeit nur
1766 MKG-Chirurgen, davon sind 1521 Männer und 245 Frauen (86 Prozent Männer/14 Prozent Frauen). Bei den frischgebackenen MKG-Chirurgen ist das Geschlechterverhältnis etwas ausgeglichener. 50 Männer und 21 Frauen haben im Jahr 2018 ihren Abschluss in der MKG-Chirurgie gemacht (30 Prozent Frauen/70 Prozent Männer).
Platz 3: Herzchirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie
Zwei weitere chirurgische Fachbereiche mit einem hohen Männeranteil sind die
Herzchirurgie und die
Orthopädie und Unfallchirurgie. In beiden Fachbereichen gibt es nur 27 Prozent neue Ärztinnen und 73 Prozent neue Ärzte. Dabei ist der Fachbereich Orthopädie und Unfallchirurgie eindeutig der große Bruder der Herzchirurgie. Denn während es dort 648 Fachärzte im Jahr 2018 gab (237 Fachärztinnen), waren es in der Herzchirurgie lediglich 43 Fachärzte (16 Fachärztinnen).
Platz 2: Neurochirurgie
It’s a man‘s world heißt es auch in der Neurochirurgie. 109 Mal wurden im letzten Jahr bei der Feier zur Facharztanerkennung Männern die Hand geschüttelt. Nur 35 Frauen nahmen die Urkunde dieser Facharztrichtung in Empfang.
Platz 1: Thoraxchirurgie
Auf Platz 1, wie kann es anders sein, erneut ein chirurgisches Fach. Auch die
Thoraxchirurgie ist ein kleiner, aber feiner Fachbereich, der bei Männern traditionell populärer ist als bei Frauen. 38 neue Thoraxchirurgen und 11 Thoraxchirurginnen haben im letzten Jahr ihren Facharzttitel erworben. Das entspricht einem Verhältnis von 78 Prozent Männern zu 22 Prozent Frauen.
Bei Ärztinnen:
Platz 5: Haut- und Geschlechtskrankheiten
Einen deutlichen Trend zu mehr Ärztinnen gibt es in der
Dermatologie. 3.426 Dermatologinnen und 2.631 Dermatologen sind derzeit in Deutschland tätig (57 Prozent Frauen/43 Prozent Männer). Schaut man sich die Facharztanerkennungen aus dem Jahr 2018 an, so ergibt sich folgendes Bild: 188 Ärzte und 253 Ärztinnen haben im vergangenen Jahr ihre Facharztprüfung in dem Gebiet Haut- und Geschlechtskrankheiten bestanden. Das entspricht einem Verhältnis von 74 Prozent Frauen zu 26 Prozent Männer.
Platz 4: Innere Medizin und Geriatrie
Bei dem Fachgebiet Innere Medizin und Geriatrie handelt es sich um ein Orchideenfach, in dem jedes Jahr
nur sehr wenige neue Fachkräftehinzukommen. Immerhin 9 Ärztinnen und 3 Ärzte waren es im vergangenen Jahr. Macht ein Verhältnis von 3:1.
Platz 3: Kinder – und Jugendmedizin
Achtung Verrentung!
Über 3.000 der 15.000 der in Deutschland tätigen Fachärzte und Fachärztinnen für Kinder- und Jugendmedizin sind über 60 Jahre. Da ist es gut, dass dieses Fach beim weiblichen Nachwuchs so beliebt ist. Im Jahr 2018 haben 497 neue Ärztinnen und 146 Ärzte in diesem Fachbereich ihren Abschluss erworben.
Platz 2: Kinder- und Jugendpsychiatrie
Es gibt insgesamt mehr Frauen als Männer in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die
Verteilung auf Praxis und Klinik ist in etwa ausgeglichen. Dies sind zwei weitere Zahlen der Ärztestatistik. Und: Der Anteil an frischgebackenen Fachärztinnen ist hier im Vergleich mit den anderen 33 Weiterbildungen am zweithöchsten. 113 Frauen haben im Jahr 2018 die Prüfung bestanden (80 Prozent).
Platz 1: Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie wird nur noch von der Frauenheilkunde und Geburtshilfe getoppt. Auch hier ist der Frauenanteil in den letzten Jahrzehnten immer höher gewesen. Aber während es früher Jahrgänge gab, in denen das Geschlechterverhältnis fast ausgeglichen war, ist das
Pendel in den letzten Jahren stark in Richtung des weiblichen Geschlechts geschlagen. 566 Frauen und nur 118 Männer haben im Jahr 2018 ihre Facharztprüfung absolviert, ergibt ein Verhältnis von 83 Prozent Frauen zu 17 Prozent Männer.
Insgesamt zeigen die Zahlen: Alte Trends kehren sich nicht um, sondern verstärken sich eher. Bei Fächern, die bei Frauen traditionell beliebt sind, wird es in Zeiten der Feminisierung der Medizin deshalb weniger zu einem Mangel an Fachkräften kommen als bei den chirurgischen Fachrichtungen.