Die Klinik der Zukunft ist gendergerecht

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Früher gab es mehr Medizinstudenten als Medizinstudentinnen. Heute ist es genau umgekehrt. Um als Klinikum für den gesamten ärztlichen Nachwuchs attraktiv zu sein, werden gendergerechte Maßnahmen deshalb immer wichtiger.

Gendergerecht heißt, dass Ärztinnen aufgrund ihres biologischen Geschlechts im Klinikalltag nicht diskriminiert werden dürfen. Einen Maßnahmenkatalog zur Gendergerechtigkeit entwickelten Experten der drei Unikliniken Schleswig-Holstein, Leipzig und Hamburg-Eppendorf mit dem Verbundvorhaben TransferGenderMed. Dabei widmete sich eine Expertengruppe jedes Klinikums einer zentralen Fragestellung.

Medizinstudierende in Deutschland

Unter Leitung von Frau Prof. Dr. phil. Dorothee Alfermann wurden in Leipzig Maßnahmen für Führungskräfte und das Personalmanagement entwickelt, die ein Klinikum gendergerecht machen. Es wurde zum Beispiel ein Leitfaden für ein Karriereentwicklungsgespräch erarbeitet, mit dem Führungskräfte die Karriere ihrer ärztlichen Mitarbeiterinnen fördern können. Auch ein Fragebogen wurde erstellt, mit dem die Personalabteilung überprüfen kann, wie ärztliches Führungspersonal die Teilzeitarbeit im Klinikum bewertet. Außerdem wurde das Forum Geschlecht*MACHT*Krankenhaus eröffnet, über das sich Ärzte und Ärztinnen anonym zum Thema Gendergerechtigkeit austauschen können.

Weiterbildungsbedingungen müssen gendergerecht werden

Mit der Verbesserung der Weiterbildungsbedingungen beschäftigte sich Prof. Dr. Hendrik van den Bussche mit seiner Projektgruppe an dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Konkret ging es darum, Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die Ärztinnen dabei helfen, sich beruflich entfalten zu können. Hierzu wurden Unterrichtsmaterialien für die Weiterbildung erstellt, mit denen Ärztinnen die Planung ihrer Berufskarriere reflektieren können. Prof. Bussche plant, die Unterrichtsmaterialien durch einen Träger, wie z.B. einen Verlag, kontinuierlich zu aktualisieren.

Fachärzte und Fachärztinnen in Führungspositionen


Das Lübecker Teilprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Tobias Keck beschäftigte sich mit der Frage: Wie kann das männlich dominierte Fachgebiet der Chirurgie gendergerechter werden? Der Fokus lag hier auf den vier Arbeitsbereichen: Karriereentwicklung, Fachärztliche Weiterbildung, Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung/Schwangerschaft. Zu jedem Arbeitsbereich wurden Maßnahmen entwickelt, die für die Karriereentwicklung von Chirurginnen hilfreich sind.

Im Frühjahr soll der Abschlussbericht zu TransferGenderMed erscheinen, eine Broschüre mit Handlungsempfehlungen wurde aber bereits veröffentlicht.

Die Broschüre enthält diese fünf Kernpunkte, mit denen Gendergerechtigkeit und Familienfreundlichkeit im Klinikalltag verankert werden können:

  1. Modernes Personalmanagement
    Entwicklung von Instrumentarien, die eine familienbewusste und gendergerechte Klinikkultur möglich machen.
  2. Optimale Kinderbetreuung
    Neben einer Regelbetreuung im Klinikum werden weitere Betreuungsangebote empfohlen, wie Notfall- oder Ferienbetreuung.
  3. Sensibilisierung von Führungskräften
    Fortbildungsveranstaltungen zum Thema, Implentierung des Gelernten in die Praxis.
  4. Gendersensible Sprache und Wortwahl
    Symmetrie bei der Benennung weiblicher und männlicher Personen, ausgewogene Bildauswahl etc.
  5. Gendergerechtigkeit beibehalten und Fördern
    Regelmäßige Mitarbeitergespräche und die Ausgestaltung von Leitlinien.
Beitragsbild: © istock.com/fotostorm

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