Kim Abbenhaus, LEO Pharma, im Porträt: Führen heißt ermöglichen

© Leo Pharma Deutschland
Who’s who in der Pharmabranche: Kim Abbenhaus, Geschäftsführerin von LEO Pharma Deutschland, im Porträt. Sie steht für eine Führungskultur, die auf Zuhören und gemeinsame Lösungsfindung setzt. Ein persönliches Gespräch über Führungsverständnis, Erfolg und Kraftquellen.
„Man kann nur dann erfolgreich sein, wenn man wirklich daran glaubt, dass der eigene Erfolg nur möglich ist, wenn auch alle anderen erfolgreich sind.“ Kim Abbenhaus glaubt nicht nur daran, sie handelt auch entsprechend. Seit Oktober 2024 ist sie Geschäftsführerin von LEO Pharma Deutschland. Ihren Einstieg beschreibt sie als „unglaublich inspirierend, überraschend und Lust auf mehr machend“ – nicht zuletzt, weil sich das Unternehmen auf einer „transformativen Reise“ befindet. Diese betrifft sowohl die Organisation als auch das Zusammenspiel zwischen Fachbereichen sowie globalen und lokalen Teams.
Transformation heißt Teamarbeit
Teil dieser Transformation ist es, das Geschäftsmodell zu hinterfragen, um langfristige Profitabilität sicherzustellen. Diese ist essenziell, um in Forschung und Entwicklung investieren zu können. Für sie steht fest: Das gelingt nur im Team. „Ich sehe meine Aufgabe darin, dass jede und jeder im Unternehmen das Beste in seiner oder ihrer Position erreichen kann.“
Bereits in ihrer zweiten Woche war sie mit Kolleginnen und Kollegen im Außendienst unterwegs, um deren Arbeitsweise aus erster Hand kennenzulernen. Zudem tauschte sie sich intensiv mit den Regionalleitungen aus, um die konkreten Herausforderungen zu verstehen. Ein besonders wichtiger Schritt war die Durchführung von Fokusgruppen mit den Vertriebsteams. Die zentrale Frage lautete: Was hindert euch heute daran, maximal erfolgreich zu sein? Diese Workshops fanden sowohl physisch als auch virtuell statt – mit durchweg positiver Resonanz.
Entscheiden Sie sich jetzt – 6 Fragen, sechs Antworten.
- Früher Vogel oder produktive Nachteule?
Früher Vogel. - Messenger: Sprachnachricht oder Text?
Text. - Schreibtisch: kreatives Chaos oder Clean Desk?
Kreatives Chaos. - Balance: Eher Work-Life-Trennung oder fließende Übergänge?
Fließende Übergänge. - Inspiration: Fachbuch oder Roman?
Roman. - Abschalten gelingt es am besten beim Sport oder bei Kunst und Kultur?
Kunst und Kultur.
Vom Außendienst zur Geschäftsführung
Kim Abbenhaus kennt die Pharmabranche seit fast 30 Jahren. Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau begann sie ihre Laufbahn bei Novartis – zunächst im Einkauf, später im Außendienst. Als Junior Brand Managerin übernahm sie erste Marketingverantwortung. „Ich hatte von nichts eine Ahnung – und wir haben damals ein Medikament für Kinder mit schwerem allergischem Asthma eingeführt.“ Es war das erste seiner Art, und ein Gespräch mit einer Mutter, deren Kind von der Therapie profitierte, prägte sie nachhaltig. „Da habe ich wirklich verstanden, welchen Einfluss Pharma auf das Leben von Menschen haben kann.“
Es folgten Stationen bei LETI Pharma, Allergika Pharma und dem Biotech-Start-up Aimmune Therapeutics. Bei letzterem begleitete sie als Vice President und General Managerin DACH bzw. Europe unter anderem den Aufbau der deutschen Niederlassung. Zielstrebigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere – nur einmal, beim Wechsel zwischen zwei Unternehmen, dachte sie kurz über einen Wechsel in die Beratung nach. Ein sehr flüchtiger Gedanke.
Innovation mit Relevanz
Jetzt also LEO Pharma Deutschland in Neu-Isenburg. Überzeugt hat sie die Arbeit von Christophe Bourdon, seit 2022 CEO des Unternehmens. In kurzer Zeit habe er viel bewegt – insbesondere finanziell – und damit ein solides Fundament für die Zukunft gelegt. Zum anderen treibt sie der intrinsische Fokus auf die Verbesserung der Patientenzukunft an. „Es gibt über 1.500 Hauterkrankungen, die heute noch nicht adäquat behandelbar sind.“
Ein Beispiel: LEO hat kürzlich eine neue Therapie für das chronische Handekzem auf den Markt gebracht – eine topische Behandlung mit dem Ziel, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern. „Ein Quantensprung in der Behandlung des chronischen Handekzems – besonders im Vergleich zu systemischen Therapien.“ Die Einführung erwies sich jedoch als herausfordernd: Noch mangele es am Bewusstsein dafür, dass das chronische Handekzem eine eigenständige Erkrankung sei. Sie ist überzeugt, die neue Therapie muss zunächst in den Köpfen der Ärztinnen und Ärzte ankommen, um gewohnte Behandlungsmuster zu hinterfragen.
Versorgung als Zukunftsfrage
Trotzdem zeigt sich die Geschäftsführerin mit dem bisherigen Verlauf der Markteinführung zufrieden. Fragt man sie nach den Herausforderungen der Zukunft, nennt sie vor allem die flächendeckende Versorgungssituation als gefährdet – eine Herausforderung, die über die Dermatologie hinausgeht. „Es geht darum, die Komplexität aus Kostensteigerungen im Gesundheitswesen, unzureichender Versorgung und dem sich wandelnden Berufsbild von Ärztinnen und Ärzten in Einklang zu bringen.“
Speziell in der Dermatologie sieht Abbenhaus eine klare Tendenz: Der Nachwuchs ist mehrheitlich weiblich und arbeitet häufiger in Teilzeit. „Selbst wenn die Zahl der Dermatologinnen und Dermatologen konstant bleibt – in Summe stehen künftig deutlich weniger Arbeitsstunden zur Verfügung. Das ist ein riesiges Problem.“ Auch das Verfahren zur Kostenbewertung von Arzneimitteln steht für sie zur Diskussion. Den grundsätzlichen Ansatz, den Mehrwert eines neuen Medikaments im Vergleich zu bestehenden Therapien zu bewerten, hält sie für „absolut wichtig und richtig“. Doch die Art und Weise, wie das aktuell umgesetzt wird, könne die Innovationskraft der Branche gefährden.
Kraftquellen und Kompass
Die Themen, durch die sie ihre 155 Mitarbeitenden steuern muss, werden nicht weniger. Manchmal, so gibt sie zu, sei dabei das Schwierigste, auf sich selbst achtzugeben. Ihre Kraft schöpft sie vor allem aus ihrer Familie. Sie hat vier Kinder, ihre Schwester drei – eine große Kernfamilie, mit der sie vor zwei Jahren gemeinsam nach Island reiste. „15 Personen – was für ein Spaß“, erinnert sie sich. Zeit mit der Familie und den Freunden ist ihr wichtig. Und mit sich selbst. Sie ist gern in der Natur unterwegs – das macht den Kopf frei. „Und da kommen mir die meisten Ideen.“ So ganz abschalten fällt ihr offensichtlich schwer. Sie will es auch gar nicht. Work-Life-Balance bedeutet für sie: „Wenn der Beruf so viel Freude macht, dass man auch privat gern darüber nachdenkt – das ist der beste Selbstschutz.“ Und doch: So wichtig ihr Beruf ist – gefragt nach ihrer persönlichen Definition von Erfolg, antwortet sie: „Wenn meine Kinder das Gefühl haben, dass sie immer und mit allem, was sie belastet, zu mir kommen können – und sie das Gefühl haben, sie selbst sein zu dürfen.“
Führung ohne Eitelkeit
Kim Abbenhaus muss vielleicht nicht im Mittelpunkt stehen – aber sie sorgt dafür, dass andere dort wirken können. Das ist nicht altruistisch. In ihren Augen ist das moderne Führung. Sie wächst eben am Erfolg der anderen.