Ärzte, die im Home Office arbeiten und ihre Patienten via Telefon und Video behandeln – in der Schweiz ist E-Health längst Realität. Das Unternehmen Medgate wächst seit Jahren zweistellig und wirbt mit einer Recruitingkampagne um neue Telemediziner, auch aus Deutschland.
Der Kontakt zum Patienten führt über eine App. Erst vereinbart der Patient digital einen Termin mit Medgate, dann kontaktiert ihn der Arzt per Video oder Telefon. Anschließend führt er die Anamnese durch, beurteilt Fotos und stellt eine Verdachtsdiagnose. Bei Bedarf verschreibt er Medikamente, stellt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus oder verweist den Patienten weiter. Zum Schluss schickt der Arzt seine Behandlungsempfehlung per Mail oder App an den Patienten. Das Ganze funktioniert nicht nur zu den üblichen Praxis-Öffnungszeiten, sondern rund um die Uhr.
Medgate sucht auch deutsche Telemediziner
Während die Telemedizin in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, arbeiten rund 80 Ärzte nach diesem Modell für das Schweizer Telemedizinunternehmen Medgate. Das Unternehmen expandiert, denn die Nachfrage in der Bevölkerung ist groß: Seit dem Markteintritt vor 18 Jahren wachsen die Nutzerzahlen jährlich um rund 25 Prozent. Täglich hat Medgate durchschnittlich 2.500 Patientenkontakte. Mit einer Print-, Online- und Social-Media-Kampagne, die auch in Deutschland läuft, will Medgate jetzt neue Telemediziner rekrutieren.
„Ein Telemediziner muss das, was er nicht sehen kann, erfragen.“
Welche Fähigkeiten muss ein digital arbeitender Arzt mitbringen? „Da der Patient für den Arzt am Telefon nicht sichtbar ist, müssen die Telemediziner das, was sie nicht sehen können, erfragen. Die große Herausforderung besteht dabei darin, sich sowohl auf die medizinische Fragestellung zu fokussieren, als auch den Patienten in seiner Komplexität zu begreifen. Damit das gelingt, braucht der Arzt sehr gute kommunikative Fähigkeiten“, sagt Céline Futterknecht, Manager Marketing Communications, bei Medgate.
E-Health: Flexible Arbeitsmodelle für Ärzte
In den Kampagnenmotiven verwandelt sich durch einen optischen Trick der Handyrahmen zum Türrahmen der Praxis und bringt so den Arzt dorthin, wo seine Patienten gerade sind – z.B. zu ihnen nach Hause, ins Büro oder ins Ausland. „Auf diese Weise ermöglichen wir den Arztbesuch 2.0.“
Gesucht werden Allgemeinärzte, Internisten, Dermatologen, Kinderärzte, Notfallärzte und Anästhesisten. Die Ärzte behandeln von Deutschland oder der Schweiz aus, die Patienten müssen allerdings in der Schweiz krankenversichert sein. Auch Ärzte in Spanien werden gesucht, die sehr gut Deutsch sprechen.
Für digitale Ärzte ist das Modell attraktiv: Das Arbeitspensum ist flexibel wählbar, die Arbeitszeiten sind fest geregelt. Bevor ein Arzt bei Medgate Telemediziner wird, durchläuft er ein umfassendes Training, das auf die digitale Arbeit vorbereitet. Potenzielle Bewerber können sogar ihre Kollegen kontaktieren: „So kann er aus erster Hand mehr über die Tätigkeit als Telemediziner erfahren. Dies wurde bis dahin schon rege genutzt“, sagt Céline Futterknecht. Interessant für Bewerber ist auch ein Blick in den unternehmenseigenen Blog, wo einzelne Ärzte ihre Arbeit vorstellen.
Eigene Kliniken und Kooperation mit Apotheken
Doch ist der digitale Arztbesuch nicht auf die Video- oder Telefonberatung limitiert. Verschreibt der Arzt ein Medikament, schickt er das Rezept direkt an die Apotheke. Ist ein Labortest oder EKG notwendig, kann der Patient in eine kooperierende Apotheke in seiner Nähe gehen, in die eine „Medgate Mini Clinic“ eingebaut ist, und dort anschließend per Video mit einem Arzt über die Ergebnisse sprechen. Inzwischen gibt es die Ärzte auch im direkten Kontakt: Für eine Behandlung der Patienten vor Ort hat das Unternehmen zwei Ärztezentren mit Allgemeinmedizinern und Spezialisten gegründet sowie fünf Partnerpraxen akquiriert.
Medgate hat sich in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten mit Apotheken, Spitälern und Krankenversicherern gut vernetzt und rund 7 Millionen Telekonsultationen durchgeführt. Die Patienten kommen aus ländlichen, aber auch städtischen Gebieten und decken alle Generationen ab. „Die Telemedizin ist von der Bevölkerung akzeptiert und wird sehr intensiv genutzt“, sagt Céline Futterknecht. „Dank der Einbindung in die Krankenversicherungsmodelle und der gewährten Prämienrabatte ist die Telemedizin zu einem festen Bestandteil im Schweizer Gesundheitssystem geworden und daher nicht mehr wegzudenken.“