Dr. Marc Anton Heim, LEO Pharma: Menschenfaszination als Berufsethos

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Dr. Marc Anton Heim, Geschäftsführer der LEO Pharma seit Juni 2022, legt den Fokus auf die Mitarbeiterführung und eine kompetenzbasierte Matrix. © LEO Pharma

Seit Juni 2022 ist er im Amt. Dr. Marc Anton Heim ist der neue Geschäftsführer der LEO Pharma. Der promovierte Biologe bringt viel wissenschaftliches Know-how und Erfahrungen aus anderen Ländern mit. Aber darauf kommt es gar nicht an, sagt er. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, zuzuhören.

In diesem Artikel lesen Sie:
Welche Ziele sich Dr. Marc Anton Heim als Geschäftsführer der LEO Pharma gesetzt hat
Welche beruflichen Stationen zur Biografie des promovierten Biologen bislang gehören
• Was deutsche Pharmaunternehmen – aus seiner Sicht – von der Schweiz lernen können
• Warum er in seinem Führungsstil auf eine kompetenzbasierte Matrix setzen will
• Wie sich der Geschäftsführer Auszeiten verschafft

In diesem Jahr wird die deutsche Vertriebsorganisation der LEO Pharma 30 Jahre alt. Viel Historie, auf die das Unternehmen blicken kann. Marc Anton Heim steht für das Gegenteil. Als neuer Geschäftsführer soll er Innovation vorantreiben. Denn: Wie in so vielen Pharmaunternehmen bringt die Digitalisierung auch bei der LEO Pharma viele Veränderungen mit sich.

Der Wohnsitz von Marc Anton Heim ist am Bodensee, der seines neuen Arbeitgebers in Neu-Isenburg. Natürlich könnte der neue Geschäftsführer digital arbeiten. Von der Terrasse mit Blick auf grüne Waldflächen und See. Für ihn ist das allerdings ein No-Go.

Marc Anton Heim kennt jeden Mitarbeitenden persönlich

Fünf Tage die Woche tingelt er durch die Büros am Firmensitz in Neu-Isenburg oder tourt mit seinen Außendienstmitarbeitenden quer durch Deutschland. Jeden seiner 200 Mitarbeitenden hat er bereits persönlich kennengelernt. Er besucht Ärztinnen und Ärzte und ist auf Außendiensttagungen mit dabei. Sein Ziel?  Er will zuhören. Menschen kennenlernen und verstehen – Mitarbeitende ebenso wie Ärztinnen und Ärzte. Genau hier liegt für den promovierten Biologen und Molekulargenetiker die Antwort auf die Frage nach dem Unternehmenserfolg.

„Klar war das ein Entwicklungsprozess“, bekennt er. „Vor 20 Jahren hätte ich noch gesagt: Meine Kernkompetenzen sind mein wissenschaftliches Verständnis und meine Lösungsorientierung. Ich kann Probleme schnell erfassen und zügig den richtigen Weg finden.“ Heute verlässt sich der gebürtige Bad Kreuznacher weniger auf seine analytische Denkart. „Viel wichtiger ist es, den Menschen um mich herum zuzuhören, sie zu verstehen und zu erkennen, wo es hakt.“

Dazu gehören gutes Gespür und viel Menschenkenntnis. Woher nimmt der 47-Jährige diese Fertigkeit? Betrachtet man seinen Lebenslauf, ist die Antwort einfach. Zehn berufliche Stationen, in sieben Städten und drei Ländern hat er vorzuweisen: zunächst im Marketing in verschiedenen Pharmafirmen. Dann folgen mehr als acht Jahre in Vertriebs- und Führungspositionen für das Biopharmaunternehmen Actelion Pharmaceuticals, das später von Johnson & Johnson übernommen wurde. Während dieser Zeit arbeitet er in den USA, der Schweiz und in Deutschland. Vor zwei Jahren wechselt er dann zu AstraZeneca nach Zürich als Leiter der Geschäftseinheit Respiratory & Immunology.

Sixpack – die 6 Entscheiderfragen

1. Wer gibt den Ausschlag? Kopf oder Bauch? Bauch
2. Ihr Schreibtisch? Alles digital oder Papierhäufchen? 99 Prozent digital
3. Tee oder Kaffee? Ganz klar Kaffee. Tee bringt mich zur Ruhe, aber Kaffee ist das Lebenselixier, das mich am Laufen hält.
4. Schneeliebhaber oder Sonnenanbeter? Ganz klar beides. Ich liebe Skifahren und ich liebe es, in den Bergen zu sein. Aber ich bin eher Frühlingsskifahrer und keiner, der sich die Beine abfriert.
5. Wochenendgestaltung: Action oder Entspannung? Beides. Mit der Familie ist immer Action, aber ich schaffe mir auch die Freiräume, entspannen zu können.
6. Sicherheit oder Risiko? Risiko. Denn ohne Risiken einzugehen, kann man nichts Neues machen. Sicherheit bedeutet immer, dort zu verharren, wo man ist.

Was kann die deutsche Pharma von der Schweiz lernen?

Gerade die Schweiz war ein wichtiger Meilenstein in seinem Leben. Noch heute gibt er sich beeindruckt von der „unglaublich modernen und innovativen Arbeitswelt“, die er dort erlebt hat. Die gelebte Diversität und die Integration dieser Diversität in die Arbeitsabläufe – das hat er als wichtigste Ambition in seine neue Position mitgenommen. Konkret heißt das für ihn: Teams so zusammensetzen, dass viele unterschiedliche Sichtweisen zusammenkommen. Nicht nur geschlechterspezifisch. In der pharmazeutischen Industrie brauche es nicht nur Wissenschaftlerinnen und BWLer, sondern mehr Vielseitigkeit.

„Micromanagen und kontrollieren – da verlieren wir ganz viel unserer Energie. Und es limitiert die Möglichkeiten.“

Gerade in der Mitarbeiterführung und -entwicklung möchte er daher Akzente setzen. Ein hierarchisch geprägter Führungsstil ist nicht sein Ding. Hin zu einer kompetenzbasierten Matrix will er gehen. Sein Credo: Mehr Zweckbestimmung und Spaß an der Arbeit führen zu mehr Qualität und besseren Lösungen. Loslassen können und Verantwortung teilen, gehören für ihn zur modernen Führung dazu.

„Unsere Arbeitswelt ist so komplex geworden: Micromanagen und kontrollieren – da verlieren wir ganz viel unserer Energie. Und es limitiert die Möglichkeiten“, so der langjährige Marketer. Statt hierarchisch vorgeben will er stimulieren, Mitarbeitende weiterentwickeln und einfach mal machen lassen. Auch wenn das Risiken bedeutet.

Für ihn ist das ein Lernprozess für die gesamte pharmazeutische Industriesparte. Denn naturgemäß sei die Pharmabranche stets darauf bedacht, das Wohl der Patient:innen nicht zu gefährden und Fehler zu vermeiden. Diese strikte Denkweise ziehe sich aber auch in Bereiche hinein, die durchaus Kreativität zulassen würden.

Modernes Arbeiten braucht Co-Creation und Begegnungsstätten

Hybrides Arbeiten ist ein wichtiges Herzstück seiner modernen New-Work-Vision. Nicht zuletzt auch in puncto Arbeitgeberattraktivität sind moderne Arbeitsmodelle wichtig, weiß der Geschäftsführer.
„Das Büro als Arbeitsplatz hat ausgedient. Heute braucht es Begegnungsstätten und Raum für Co-Creation“, davon ist er überzeugt. Aber: Wie die Melange aus Homeoffice und Büro möglichst effizient und mitarbeiterorientiert funktionieren kann? Diese Frage treibt nicht nur den Geschäftsführer, sondern viele Unternehmen der Branche um. Auch für Marc Anton Heim ist die neue Arbeitswelt ein Experimentierraum, „ein großer Sandkasten mit vielen Möglichkeiten zu spielen und Burgen zu bauen.“

Als Kind hat er sich seinen Platz in der Berufswelt allerdings nicht so ausgemalt. Fasziniert von dem Beruf seines Vaters wollte er lange Zeit Patentanwalt werden. Nicht Feuerwehrmann, nicht Profisportler, auch nicht Menschenversteher – seine Begeisterung lag darin, wissenschaftliche Information zu kommerziellem Nutzen zu bringen. Erst später erkannte er, dass die Naturwissenschaften ihm mehr lagen als Akten zu wühlen. An der Universität in Kaiserslautern studierte er Biotechnologie und Chemie. Anschließend schrieb er seine Doktorarbeit am Max-Planck-Institut in Köln. Der Wunsch, wissenschaftliches Wissen nutzbar zu machen, verschlug ihn in die Pharmaindustrie – und dieser ist er bis heute treu geblieben.

Was macht das Unternehmen LEO Pharma in Deutschland?
Das 1908 gegründete Unternehmen LEO Pharma mit Hauptsitz in Ballerup, Dänemark, entwickelt und vermarktet Produkte in den Bereichen Dermatologie und Thrombose. In Deutschland verantwortet die LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg, den Vertrieb des Portfolios. Nach Unternehmensangaben sind hier 200 Mitarbeitende tätig. Neuer Geschäftsführer seit Juni 2022 ist Dr. Marc Anton Heim.

Die Reisetätigkeit gehört zu seinem Job dazu. Und auch am Wochenende besucht er gerne mal andere Orte. Etwa seine Heimatstadt Bad Kreuznach. Auch hier reizt es ihn, Menschen zu treffen und „als Kind der Rieslinghänge“ beispielsweise mit alten Freunden auf dem Jahrmarkt ein Glas Wein zu trinken. Sein Anker ist und bleibt aber sein Familienwohnsitz am Bodensee. Seit 20 Jahren lebt er hier mit seiner Frau und vier Kindern. Für ihn der perfekte Ausgleich zu seinem sonst so umtriebigen Lebensstil.

Hier geht er Radfahren oder auch mal zwei Stunden schwimmen. Manchmal liest er auf dem Balkon ein Buch. Ein Stadtmensch sei er nie gewesen. Um abzuschalten, brauche er die Ruhe, nicht den Trubel, sagt der Mann, der soziale Energie zu seinem Berufsethos ernannt hat.

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