Kommunikationsstrategien müssen sich an die Logik von KI-Systemen anpassen. Denn KI-generierte Antworten bedeuten weniger Klicks, weniger Sichtbarkeit und neue Herausforderungen für die digitale PR und Content-Kreation. Wie Unternehmen hier gegensteuern können, erklärt Kerstin Germighausen, Head of Communication bei dpmed.

Seit März 2025 setzt Google bei mehr als der Hälfte aller Suchanfragen auf sogenannte AI Overviews. Statt einer klassischen Trefferliste erscheinen direkt zusammengefasste Antworten mit Quellenangaben. Laut einer Studie ist der Webseiten-Traffic im DACH-Raum bereits in der Woche nach dem Launch um durchschnittlich 17,8 Prozent gesunken, bei manchen Seiten sanken die Klicks sogar um bis zu 40 Prozent. Für Marken und Unternehmen bedeutet das: Sichtbarkeit im Netz wird nicht mehr allein über Suchmaschinen-Optimierung (SEO) erreicht, sondern über die Integration in KI-generierte Antworten.

Gesundheitsfragen werden von KI beantwortet

AI Overviews stützen sich auf die europäische Text- und Data-Mining-Schranke, die die automatisierte Auswertung digitaler Inhalte erlaubt. Wer per robots.txt widerspricht, verschwindet jedoch nicht nur aus den KI-Übersichten, sondern in der Regel auch aus den regulären Suchergebnissen, sofern die betreffenden URLs vollständig für das Crawling gesperrt sind und Google deshalb nicht mehr auf die Inhalte zugreifen kann. Parallel entstehen neue Plattformen wie ProRata.ai, die den Wert von Artikeln für KI-Ausgaben messen und Lizenzmodelle entwickeln. Erste Verlagshäuser und Portale nutzen diese Modelle bereits.

Dazu kommt: Patienten und Verbraucher ändern ihr Verhalten rasant. Viele nutzen die AI Overviews als vollständige Antwort und klicken nicht mehr weiter. Besonders im Gesundheitsbereich ist dieser Trend stark ausgeprägt: In bis zu 82,5 Prozent der Health-Suchanfragen erscheinen laut einer Studie bereits KI-Zusammenfassungen.  Da ein sehr großer Teil der Google-Nutzer regelmäßig online nach medizinischen Informationen sucht, wirkt sich das unmittelbar auf die Kommunikationsstrategien von Pharma- und Healthcare-Unternehmen aus.

Neue PR- und Content-Strategien benötigt

Was bedeuten diese Veränderungen für Pharma? Klassisches SEO reicht nicht mehr aus. Inhalte müssen KI-freundlich gestaltet sein, also strukturiert, faktenbasiert und auf vertrauenswürdigen Plattformen veröffentlicht. KI-Systeme bevorzugen Artikel, die Tiefe, Kontext und Verlässlichkeit bieten. Für die PR- und Content-Arbeit bedeutet das: Relevanz schlägt Quantität. Entscheidend ist die Schaffung von qualitativem, einzigartigem und authentischem Content, also von Inhalten, die von verschiedenen unabhängigen Quellen veröffentlicht und von KI-Modellen mehrfach aufgegriffen werden. Optimalerweise auf der Basis eigener, uniquer Daten. Neue Konzepte helfen, Kommunikation gezielt für KI-Systeme zu optimieren:

Was bedeutet GAIO, GEO und LLMO?

  • GAIO (Generative AI Optimization): GAIO = Übergeordnete Strategie, um Inhalte, Marken oder Botschaften in jeglichen generativen KI-Ausgaben sichtbar zu machen. Strategisch platziert, technisch optimiert, präsent genau dann, wenn Nutzer Antworten von KI erwarten. Für Pharma- und Healthcare-Kommunikation bedeutet das, dass Inhalte nicht nur SEO-konform, sondern auch KI-freundlich gestalten werden sollten, zum Beispiel mit klarer Struktur, Expertise-Nachweis, FAQ-Format.
  • GEO (Generative Engine Optimization): die Anpassung von Inhalten, damit sie in KI-basierten Suchmaschinen wie Google AI Overview oder Perplexity erscheinen. Klare Module, Listen, Tabellen und thematische Vollständigkeit sind hier entscheidend.
  • LLMO (Large Language Model Optimization): die operative Ebene. Inhalte müssen so aufbereitet werden, dass Sprachmodelle wie ChatGPT oder Gemini sie korrekt aufnehmen und wiedergeben, durch strukturierte Daten, neutrale Formulierungen und Quellenangaben aus Studien oder Leitlinien.

Was Pharmaunternehmen jetzt tun sollten

Wer im Healthcare-Bereich kommuniziert, sollte Inhalte künftig so planen, dass sie sowohl für klassische Medien als auch für KI-gestützte Systeme attraktiv sind. Dazu gehören:

  • Integration von GEO und LLMO in alle SEO-Prozesse: von der Keyword-Recherche über Content-Strategie bis zur Umsetzung
  • Schaffung von relevantem Content durch Kombination aus medizinischem Fachwissen und GEO-/SEO-Expertise speziell für den Healthcare-Bereich
  • Erstellung von Inhalten, die sowohl HWG-konform als auch KI-verständlich strukturiert sind
  • Fokus auf semantische Relevanz und technische Aufbereitung für maximale Auffindbarkeit in generativen Systemen (z.B. ChatGPT, Perplexity, Google SGE)
  • Stärkung der digitalen Sichtbarkeit und Markenautorität in einem KI-dominierten Suchumfeld

Fazit: Sichtbarkeit neu denken

PR, Content und KI sind untrennbar miteinander verbunden. Für Markenverantwortliche und Unternehmen reicht es nicht mehr, einfach Presseinformationen oder Fachartikel zu veröffentlichen oder sich darauf zu verlassen, dass die eigene Website über SEO gefunden wird. Entscheidend ist, ob Inhalte von KI-Systemen erkannt, verstanden, als relevant bewertet und entsprechend weitergegeben werden. Wer frühzeitig auf GAIO, GEO und LLMO setzt, sichert sich einen Platz in den Antworten der Zukunft und bleibt sichtbar in einer Kommunikationswelt, die sich rasant verändert.