Who’s who, Dr. Marco Linari, Bionorica: „Das ist es, wofür ich angetreten bin“

534
Dr. Marco Linari
Im Frühjahr 2022 hat Bionorica Dr. Marco Linari zum Vorstand für den Bereich Global Business ernannt. Der promovierte Biochemiker ist damit weltweit für alle Marketing- und Vertriebsaktivitäten verantwortlich. © Dr. Marco Linari
Dr. Marco Linari ist seit rund einem halben Jahr Vorstand für den Bereich Global Business bei Bionorica. Er ist damit weltweit für alle Marketing- und Vertriebsaktivitäten verantwortlich. Welche Ziele hat er, wie will er sie erreichen? Auf jeden Fall nicht, indem er Endlos-Schleifen fährt.

Die Zeiten sind alles andere als leicht. Inflation, Krieg in Europa, steigende Energiekosten und fragile Lieferketten prägen die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland. Hinzu kommen Themen wie Digitalisierung und Transformation, die die Pharmabranche beschäftigen. Anstrengende Zeiten fürs Pharmamarketing, oder? Marco Linari, seit Frühjahr 2022 Vorstand für den Bereich Global Business bei Bionorica, zögert. „Es gibt das Management-Akronym VUCA. Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity. (dtsch.: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit. Der Begriff beschreibt schwierige Rahmenbedingungen der Unternehmensführung, Anm. der Red.) Ich glaube, dass der Begriff jetzt, nachdem es so lange eine Worthülse war, letztendlich Realität geworden ist.“ Was heißt das genau? „Dass es einer sehr stringenten und sehr kommunikativen Führung bedarf, die viel Richtung gibt, aber auch gleichzeitig viele Unsicherheiten nimmt und letztendlich auch Komplexität reduziert. Das ist, in meinen Augen, jetzt in der Tat wichtig, weil einfach vieles sich im Wandel befindet oder viele Annahmen auch eine sehr, sehr kurze Halbwertszeit haben.“

„Diese drei Themen – Erschließung der Potenziale, der Märkte und neue Indikationen – das ist es, wofür ich angetreten bin.“

Seine Funktion als Vorstand für den Bereich Global Business hat er im April 2022 angetreten, zuvor war er unter anderem als CEO beim Medizintechnik-Produzenten Haselmeier und für die Merck Gruppe tätig. Er hat 20 Jahre Branchenerfahrung im Gepäck, das hilft, um trotz der Herausforderungen die neue Funktion mit Freude starten zu können. „Ich konnte mich auf ein tolles, sehr engagiertes Team berufen, mit denen ich hier meine ersten Schritte gegangen bin. Wir wollen viele neue Dinge anstoßen und neue Themen bewegen. Von daher ist es wichtig, dass wir eng zusammenarbeiten.“ Die Stimmung im Team ist also positiv, die vielen Auszeichnungen, die Bionorica mit Beginn des Sommers „quasi in monatlicher Abfolge“ bekommen habe, hätten dazu beigetragen. Erstmals erhielt das Pharmaunternehmen den Preis „Die goldene Tablette“ in der Kategorie Selbstmedikation/OTC. In der Apotheken-Favoriten-Studie 2022 belegt Bionorica in den Rubriken „OTC-Hersteller“ und „Pflanzliche Arzneimittelhersteller“ den ersten Platz, auch in der aposcope-Studie „OTC-Marktanalyse 2022“ steht das Unternehmen auf dem Siegertreppchen. „Das motiviert“, sagt Linari. „Wir haben viel vor und ich bin davon überzeugt, dass die Marken, die wir haben, noch längst nicht ihr Maximum erreicht haben. Da ist noch viel Potenzial, was wir ausschöpfen können.“ Auf der anderen Seite wäre man in noch nicht vielen Indikationen vertreten und hätte viele Märkte brachliegen lassen, vor allem im europäischen Raum. „Mit den drei Punkten ist meine Aufgabe gut summiert. Diese drei Themen – Erschließung der Potenziale, der Märkte und neue Indikationen – das ist es, wofür ich angetreten bin.“

Sixpack – die 6 Entscheiderfragen
Morgens: Tee oder Kaffee? Erst Tee, dann Espresso
Lesen: Digital oder analog? Zeitung: digital. Buch: analog. Büro: alles nur digital.
Schreibtisch, clean desk oder kreatives Chaos? Clean
Hören: Podcast oder Musik? Morgens Podcast, abends Musik. Mein Tipp: Apokalypse & Filterkaffee
Urlaub: Berge oder Meer? Berge.
Messenger: Text oder Sprachnachricht? Nur Text. Meine Mailbox am iPhone ist ebenfalls deaktiviert

Das Plaudern im Job ist nicht seine Sache

Klare Strukturen und eine fokussierte Führung, die trotz allem flexibel auf die dynamischen, ökonomischen Entwicklungen reagieren kann, auch dafür steht Marco Linari. Er hat eine Zeit in einer Unternehmensberatung gearbeitet, aus kommunikativer Sicht eine der besten Schulen, die man durchlaufen kann, sagt er. Er formuliert präzise, das Plaudern im Job ist nicht seine Sache. „Ich denke, dass es generell wichtig ist, dass man Klarheit rüberbringt auf der einen Seite und dass man auf der anderen Seite auch den Leuten nicht die Zeit stiehlt, indem man Endlos-Schleifen fährt.“
Bei Bionorica hat er eine breit aufgestellte Organisation vorgefunden, er schuf im ersten Schritt neue Teams und genau definierte Verantwortlichkeiten. Rund 1000 Mitarbeitende hat er in seinem Bereich, sein internationales Leadership-Team besteht aus neun Führungskräften. Wer im Pharmamarketing erfolgreich führen und agieren will, der muss für seine Aufgabe brennen und den Mut mitbringen, neue Wege zu denken und zu gehen, ist er überzeugt. Mut verlangt das Vertrauen der Vorgesetzten, hat er das immer seinen Mitarbeitenden gegenüber? „Vertrauen ist wichtig, man kann es verlieren, aber man muss es nicht gewinnen. Sonst läuft im Unternehmen fundamental etwas falsch.“

Relevantes von Irrelevantem unterscheiden

Seine ersten Berührungspunkte mit der Pharmabranche hatte der zweifache Vater im Labor während seines Studiums der Biochemie, unter anderem am Max-Planck-Institut, der Weg in die Branche erschien ihm nur folgerichtig. Ihn motiviert der Sense of Purpose, das Sinnstiftende, und er mag es, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. „Erfolg und Sinnhaftigkeit sind mir wichtig. Der Erfolg selber, den würde ich nicht nur monetär definieren, sondern für mich ist es wirklich wichtig, dass ich das, was ich geplant habe, sei es alleine oder mit meinem Team, auch erreiche oder sogar übertreffe. Wenn es nicht funktioniert, dann möchte ich aber auch versuchen, das Bestmögliche daraus zu lernen.“

Who's who: Köpfe & Entscheider aus der Pharmabranche
In unserer Serie „Who’s who“ stellen wir Ihnen die Kommunikatoren & Kommunikatorinnen, Markenmacher:innen und Entscheider:innen aus der Healthcare-Branche vor. Sie wollen mehr von ihnen kennenlernen? Dann schauen Sie hier vorbei.

Marco Linari ist ehrgeizig, Herausforderungen schrecken ihn nicht. Dennoch stellt sich die Frage, ob sein Job anstrengender geworden ist als früher, ob nicht auch er manchmal müde ist, mit der Dynamik der Geschehnisse Schritt zu halten. Er schmunzelt. „Ich würde jetzt nicht sagen, dass die Zeiten per se anstrengender werden oder geworden sind. Aus meiner Sicht ist das einzige, was sich geändert hat, dass man stärker Relevantes von nicht Relevantem unterscheiden muss. Es gibt halt mehr Informationen, es gibt mehr Lärm. Ich glaube, das ist der große Unterschied.“

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein