Alexa: Skills zum Kuchenbacken und zu Morbus Crohn

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Sprachanwendungen wie die für Amazons Echo halten Einzug in die deutsche Healthcare-Branche.
© Amazon

Digitale Sprachanwendungen wie etwa die Skills für Amazons Echo werden vermehrt auch von der deutschen Healthcare-Branche angeboten – es geht aber noch schleppend voran. Dabei würde zumindest die jüngere Patientengeneration sogar dafür zahlen.

Jeder vierte Deutsche hat schon mal einen Sprachassistenten benutzt oder würde gerne. Das zeigt der Digital-Index der Initiative D21. Je weniger mit dem Einsatz der Maschinen eine Form von eigener Abhängigkeit verbunden wird, umso wohler fühlen sich die Menschen. Immerhin: Sprachgesteuerte Assistenten weisen unter anderem die höchsten „Wohlfühl“-Werte auf (25 Prozent). Zögerlich widmet sich die deutsche Pharma-Branche den Sprachanwendungen, die insbesondere für Amazons Echo (und dessen Sprachassistentin Alexa) entwickelt werden. Dabei ist das Potenzial zur Kommunikation mit den Zielgruppen vorhanden.

Welche Sprachanwendungen von Healthcare-Profis gibt es schon?

Ein Pionier auf dem digitalen Gesundheitsmarkt hierzulande war die Techniker Krankenkasse: Mit „TK Smart Relax“ veröffentlichten sie ihren ersten sogenannten Skill (eine Sprachanwendung für Amazons Alexa) schon im Herbst letzten Jahres. Die Anwendung enthält Entspannungsübungen, Wiedergabelisten mit Entspannungsmusik, Tipps zu einem gesunden Lebensstil und weiterführende Informationen zu TK-Services. „Mit dem Angebot können die Alexa-Nutzer auf Zuruf dem Stress entfliehen und aktiv entspannen“, so der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas. Eins der Kampagnenvideos finden Sie oben auf dieser Seite. Seitdem sind weitere Kassen dem Beispiel gefolgt und haben eigene Skills entwickelt.

Das Pharmaunternehmen Takeda ist mit dem Skill "Mein CED" in den Markt der Sprachanwendungen eingetreten.
© obs/Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG

Das Pharmaunternehmen Takeda hat gerade einen Skill für Alexa veröffentlicht, der sich an Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa richtet. Der „Mein CED“-Skill gibt Hinweise zum Leben mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, etwa zu den Themen Sport, Ernährung und Schwangerschaft. Zudem beantwortet er die wichtigsten Fragen zu den Erkrankungen. Dabei orientiert sich der Skill an der Lebenswirklichkeit, den speziellen Bedürfnissen und Gewohnheiten der digital-affinen CED-Patienten.

„Um ‚Mein CED‘ auch längerfristig zu einer echten Bereicherung im Lebensalltag der Betroffenen zu machen, werden wir das Tool gemeinsam mit CED-Betroffenen kontinuierlich weiterentwickeln„, so Dr. med. Milan Novakovic, Leiter der Medizin bei Takeda und Initiator des Projekts. Das klappt gut bisher: Die extra eingerichtete Facebook-Gruppe „Mein CED Co-Worker“ hat bereits mehr als 160 Mitglieder. Aufmerksam gemacht wurden die Teilnehmer/Co-Worker über die Social-Media-Kanäle der bereits 2016 von Takeda gestarteten #TrotzCED-Community, die mehr als 8.200 Follower hat.

Für bestimmte Sprachanwendungen würde die Generation Y sogar zahlen

Die meisten Skills für Alexa in der Kategorie „Gesundheit & Fitness“ sind trotzdem eher noch sehr allgemein gehalten und kommen nicht von ausgewiesenen Healthcare-Profis. Dabei hat das Münchner Consultingbüro Mücke Sturm & Company gerade herausgefunden: Die Generation Y zeigt Interesse an Health Skills in den Bereichen Organisation und Gesundheit, und sie wäre sogar bereit, dafür mindestens 5 Euro pro Monat zu bezahlen. In ihrer Studie „Alexa Health Skills – Die neue Kassenleistung für Generation Y?“ haben sie die Potentiale des Markts der Sprachanwendungen aus Sicht der Krankenkassen untersucht.

33 Anwendungen wurden untersucht; die beliebteste ist die Anzeige von Notdienst-Apotheken, die unattraktivste sind Vorschläge für die Vertragsanpassung. Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Die Mehrheit der abgefragten Anwendungen lassen sich als Gesundheits-Services einordnen, die eine Beeinflussung der eigenen Gesundheit erlauben.
  • Health-Skills mit allgemeinen Informationen, aber auch komplexe, administrative Skills werden von den Befragten als eher unattraktiv gesehen.

Somit liegen Takeda und die Techniker schon richtig mit ihren Skills. Ein Blick über den Tellerrand/den großen Teich zeigt außerdem: Auch Medizintechnik kann mit einem Skill gekoppelt werden, um etwa Diabetes-Patienten den täglichen Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern – der „Sugarpod“ von Wellpepper ging vor einem Jahr als Gewinner der „Alexa Diabetes Challenge“ der US-amerikanischen Merck & Co. hervor (wir berichteten). Bleibt abzuwarten, wie die deutsche Pharmaindustrie digitale Sprachassistenten in Zukunft nutzt.

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