Google bietet ein eigenes Applicant Tracking System an. Wie sieht's aus? Wozu ist es gut? Und was bedeutet das fürs Healthcare-Recruiting?
Spätestens seit dem Launch von Google Hire in den USA steht eine Evolution des digitalen Stellenmarkts ins Haus: Rückgrat eines nahtlosen Recruiting-Prozesses bildet ein Applicant Tracking System (ATS), das alle Anwendungen des Prozesses miteinander verzahnt. Was bedeutet das für's Healthcare-Recruiting?
Im April letzten Jahres war die Aufregung in der internationalen Recruiting-Branche groß: Nachdem schon viele Gerüchte kursierten, launchte Google eine neue Anwendung für das Management von Bewerberprozessen für mittelständische Unternehmen: Google Hire. Basis des Tools ist ein sogenanntes Applicant Tracking System (ATS), das das nahtlose Handling einer Bewerbung verspricht – von der Ausschreibung über das Filtern geeigneter Bewerbungen und der Terminvereinbarung bis hin zum Aufnehmen auf die Payroll. So ein ATS schreibt sogar Absagen und kann zweitplatzierte Bewerber in ein angeschlossenes Talent Relationship Management Tool (TRM) überführen.
Stellenanzeigen von Googles ATS auch in der Google-Suche
All dies können angestammte ATS wie Concludis, HRecruiting oder Persis zwar schon, aber Google Hire bringt zwei entscheidende Vorteile mit: Es nutzt die Programme der G Suite (also Gmail, den Kalender, Google Sheets etc.), die der Recruiter kennt und vielleicht sogar schon nutzt. Und es hilft dem Recruiter, die Stellenausschreibung nicht nur für Jobportale zu optimieren – die Anzeige wird Jobsuchenden auch direkt in der Google-Suche angezeigt. Unschlagbar. Ausschreibungen vom Jobportal Indeed werden zwar auch schon als Paid Content in den Suchergebnissen angezeigt, aber Google platziert seine eigenen Ergebnisse genauso sichtbar – das sieht dann aus wie bei Google Maps oder Google Flights (siehe Screenshot links; beim Klick öffnet sich eine größere Ansicht).
Die minimalistische Stellenanzeige
Was unterscheidet Google Hire außerdem von den klassischen Stellenanzeigen im Netz? Am auffälligsten ist wohl das Design: Es gibt nämlich keins. Neben einem Logo haben die ausschreibenden Unternehmen keine Möglichkeit, ihre Anzeige optisch zu branden (siehe Screenshot rechts). Stattdessen können sie nur mit ihrer Reputation punkten – unter dem Ausschreibungstext verlinkt Google automatisch die Bewertungen von entsprechenden Portalen wie Glassdoor oder Kununu und zeigt auch die zu erwartende Gehaltsspanne an.
Was bedeutet das für die angestammte (und manchmal auch angestaubte) Stellenanzeige im Healthcare-Markt? In einer kürzlich veröffentlichten Studie von Softgarden gaben die befragten Bewerber an, nahezu keinen Wert auf den Look einer Stellenanzeige zu legen: 87,6 Prozent finden vor allem den Text wichtig. Bilder, Videos oder interaktive Elemente spielen eher eine untergeordnete Rolle. Auf ihre Wünsche bezüglich der Gestaltung oder der Inhalte angesprochen, äußerten die Bewerber den Wunsch nach Transparenz, realistischeren und präziseren Arbeitsprofilen.
Im Printbereich setzen die Unternehmen noch auf optisch ansprechende Anzeigen – die Finalisten des diesjährigen BIG AWARD etwa finden Sie hier. Gleichzeitig ist aber auch für die gedruckte Ausschreibung ein Trend in Richtung "weniger ist mehr" zu erkennen: Die Anzeigen sind plakativ, aber nicht überbordend.
Die Zukunft auch im Healthcare-Recruiting: schlank
Zwar gibt es Google Hire auch ein knappes Jahr nach Launch nur auf dem amerikanischen Kontinent. Man darf aber damit rechnen, dass es irgendwann auch nach Europa kommt. Und ganz unabhängig davon ist die Entwicklung dahinter nicht mehr aufzuhalten: Beim weiter grassierenden Fachkräftemangel im Gesundheitsmarkt darf der Bewerber einen reibungslosen Bewerbungsprozess erwarten. Um den zu gewährleisten, lohnt sich für Unternehmen ab einer bestimmten Größe die Anschaffung eines ATS. Das zweite Take Away: Stellenanzeigen müssen auf den Punkt kommen. Mit Design oder ohne.