Uniklinik Düsseldorf wirbt mit Brexit-Anzeige um Mitarbeiter – mit Erfolg?
Die Uniklinik Düsseldorf kam auf die findige Idee, vom Brexit betroffene polnische Pflegekräfte mit einer Anzeigenkampagne nach Deutschland abzuwerben. Das Medienecho war groß. Doch auch der Erfolg der Kampagne? Health Relations hat bei der Klinik nachgefragt.
Was haben die jüngsten Entwicklungen in der Europapolitik mit der Rekrutierung von Fachpersonal in der Uniklinik Düsseldorf zu tun? Eine ganze Menge. Die Klinik kam nämlich auf die findige Idee, vom Brexit betroffene polnische Pflegekräfte mit einer Anzeigenkampagne nach Deutschland abzuwerben.
Polnische Einwanderer bilden traditionell eine große Gruppe der Immigranten in Großbritannien. Durch den Brexit sind diese derzeit stark verunsichert, wie es beruflich für sie weitergehen soll. Die Uniklinik Düsseldorf wollte genau diese Gruppe mit ihren Anzeigen in zwei polnischsprachigen Zeitungen, die in Großbritannien erscheinen, ansprechen. Die Anzeigen wurde neben Beiträgen platziert, die sich mit den Sorgen der polnischen Arbeitskräfte in Großbritannien beschäftigen. "Wir haben in Deutschland einen hohen Bedarf an Pflegekräften und einen faktisch leeren Markt. Da bietet es sich an, diese Community anzusprechen – insbesondere, da viele Polen bereits Deutsch können. Zudem leben und arbeiten viele Polen bereits in Deutschland", sagt Tobias Pott, Leiter Stabsstelle Unternehmenskommunikation am Universitätsklinikum Düsseldorf."Auch hundert oder mehr Pflegekräfte würden wir sofort einstellen."Das Universitätsklinikum Düsseldorf hat trotz verstärkter Ausbildung einen hohen Bedarf an Pflegekräften. "Auch hundert oder mehr Pflegekräfte würden wir sofort einstellen", so Pott. Zwar habe die Suche nach und Ausbildung von Mitarbeitern in der Region natürlich Vorrang, doch das reiche nicht aus. Darum komme man um eine Personalakquise im Ausland nicht herum, berichtet der Leiter der Unternehmenskommunikation.
Die Kampagne erregt Aufmerksamkeit
Die Kampagne erregte mediale Aufmerksamkeit. Bild und Spiegel online berichteten. Doch wie kam sie bei den Adressaten an? Pott zeigt sich mit den ersten Ergebnissen zufrieden: "Da die Kampagne erst seit einer Woche läuft, gibt es noch keine Einstellungen. Allerdings haben sich erste Interessenten aus Großbritannien per E-Mail bei uns gemeldet. Da gilt es jetzt im Einzelfall die Qualifikation und die Sprachkenntnisse zu prüfen. Wir freuen uns aber über jede Bewerbung." Das kann man durchaus als Erfolg bewerten. Auch bei anderen Krankenhäusern stößt das ungewöhnliche Marketing auf Interesse. Kein Wunder, denn nahezu jedes Haus ist vom Fachkräftemangel betroffen. Die Uniklinik hat bereits Anfragen von anderen Kliniken erhalten, die sich für die Kampagne interessieren und ähnliche Wege gehen wollen.Uniklinik Düsseldorf hat bereits Erfahrung mit Akquise im Ausland
Es ist nicht das erste Mal, dass das Klinikum Personal im Ausland anwirbt. Dabei haben die Verantwortlichen gute Erfahrungen gemacht: Vor einigen Jahren konnte eine Gruppe von spanischen Mitarbeitern für die Arbeit in Düsseldorf gewonnen werden. Die Fachkräfte arbeiten nach wie vor im Klinikum und sind in der Stadt am Rhein heimisch geworden. Viele haben mittlerweile eine Familie gegründet. Pott erzählt, dass die Mitarbeiter inzwischen zu wichtigen Stützen auf ihren Stationen geworden sind. Wie ist das gelungen? "Das Erfolgsrezept hierbei war, dass wir uns ganz persönlich um die Integration gekümmert haben – bis hin zur Begleitung bei Behördengängen oder die Einführung in den rheinischen Karneval", erklärt der Pressesprecher. Die Kampagne in Großbritannien ist derzeit als Pilot gedacht. In ein paar Wochen soll sie ausgewertet werden. Lief sie erfolgreich, soll sie weiter ausgeweitet werden.Über 50.000 Patienten werden jährlich am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) stationär versorgt. Zudem werden etwa 300.000 Patienten im Jahr ambulant behandelt. Damit ist das UKD das größte Krankenhaus in der Landeshauptstadt und eines der wichtigsten medizinischen Zentren in NRW.