Lilly: Wie virtuelles Recruiting und Onboarding menschlich werden

Im vergangenen Jahr hat Lilly Deutschland 40 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Rund 400 Interviews führte das Bad Homburger Pharmaunternehmen dafür durch. In COVID-19-Zeiten alle online. Waren virtuelle Vorstellungsgespräche früher die Ausnahme, gehören sie nun zum Regelbetrieb.
Zwar habe der Dialog über den Bildschirm eine andere Qualität als die persönliche Begegnung, sagt Katrin Gehring-Budig. Trotzdem erkennt sie viele Vorteile. Neben der Reisezeitersparnis und Flexibilität lasse sich auch online unerwartet viel persönliche Nähe transportieren.
Der Einstieg ist entscheidend für ein gutes Video-Interview
Wer wissen möchte, ob die Chemie zwischen Bewerber und Unternehmen stimmt, muss direkt zu Beginn eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen. Denn bei den Kandidaten gäbe es oft Unsicherheiten, so Katrin Gehring-Budig. „Wenn man zu einem Vorstellungsgespräch geht, ist das gewissermaßen eine Zeremonie. Man bereitet sich vor, zieht sich schick an, plant Anfahrt und Parkmöglichkeiten, probt die Begrüßung.“ Fallen diese routinierten Abläufe weg, ist das erst einmal eine Hürde. Denn Interviews im Wohnzimmer – möglicherweise mit Kleinkind im Haus – haben einen anderen Vorgeschmack. Deshalb ist es Lilly wichtig, zu Beginn des Gesprächs Sicherheit zu vermitteln. „Wir versuchen den Kandidaten das Gefühl zu geben, dass alles in Ordnung ist, auch, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft“, erklärt die Personalerin. Damit meint sie Situationen, in denen der Ton versagt, das Bild verschwindet oder die Kinder hereinstürmen. Bewerber kann das stark verunsichern und vom Gespräch ablenken. In solchen Momenten haben Unternehmen die außergewöhnliche Chance, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen.Virtuelle Vorstellungsgespräche brauchen eine gute Fehlerkultur
Diese Möglichkeit möchte Lilly nutzen. Vertrauen, Gelassenheit und Humor spielen in den Video-Interviews des Pharmaunternehmens eine große Rolle. Bereits im Recruiting sollen die Bewerber eine menschliche Kultur schnuppern, die auch holprige Situationen oder Fehler zulässt. Umso mehr als der digitale Raum noch mehr Herausforderungen – zum Beispiel technischer Natur – mit sich bringt. Wenn Menschen digital zusammenkommen, funktioniert nicht immer alles reibungslos, das ist Katrin Gehring-Budig durchaus bewusst. „Wir versuchen, uns alle anzupassen. Und sicherlich ist nicht alles perfekt“, sagt sie. „Aber jeder gibt sein Bestes. Das ist unser Motto, das wir auch in den Online-Interviews leben.“"Bereits im Recruiting sollen die Bewerber eine menschliche Kultur schnuppern, die auch holprige Situationen oder Fehler zulässt."Um direkt zu Beginn das Eis zu brechen, kann auch das Thema Corona einen guten Aufhänger bieten. Mögliche Einstiegsfragen sind beispielsweise: Wie erleben Sie die aktuelle Situation? Was funktioniert gut oder weniger gut? „Menschen kommen dann oft ins Erzählen und teilen auch persönliche Perspektiven“, sagt die Personalerin.

