Pharma: Medikamente gegen Krebserkrankungen im Trend

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Die Ausgaben für Medikamente steigen, weil Arzneimittel teurer werden und es eine immer größere Auswahl gibt. In diesem Jahr könnten 30 neue Medikamente auf den Markt kommen.

Im Jahr 2016 lagen die Ausgaben für Arzneimittel inklusive der Zuzahlung der Versicherten bei 38,5 Milliarden Euro. Das sind 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein wesentlicher Grund für die erhöhten Einnahmen ist der anhaltende Trend zu hochpreisigen Produkten mit patentgeschützten Wirkstoffen. Besonders gentechnologisch hergestellte Biologika sind im patentgeschützten Markt gefragt. Eine Abkehr vom Wachstumsmarkt ist nicht zu erwarten, so der Konsens im Arzneiverordnungs-Report 2017. Schon jetzt ist beinahe jeder dritte neue Wirkstoff im deutschen Markt ein Biologikum.

Eine weitere Ursache für die höheren Arzneimittelausgaben liegt in der Tatsache begründet, dass mehr Medikamente verschrieben werden (+2,1 Prozent). Außerdem besteht bei patentgeschützten Mitteln der Trend zu beschleunigten Zulassungsverfahren. Gelangten im Jahr 2011 nur unter zehn Prozent der Produkte ohne umfassende Prüfung auf den Markt, nahm im Jahr 2016 bereits fast jedes dritte neue Arzneimittel diese Abkürzung.

Ältere Menschen kaufen nach Rezept, jüngere gehen direkt zur Apotheke

In einer Studie des Robert-Koch-Instituts wurde ermittelt, wie viele Menschen rezeptpflichtige und rezeptfreie Medikamente einnehmen. 58,9 Prozent der befragten Frauen gaben an, in den zwei Wochen vor der Befragung rezeptpflichtige Arzneien eingenommen zu haben. Bei den Männern lag der Anteil bei 52 Prozent. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass jüngere Menschen bei dem Erwerb von Medikamenten entscheidungsfreudiger sind. 43,7 Prozent der 18-29-Jährigen kauften Arzneimittel ohne Rezept. Bei den Erwachsenen ≥65 waren es nur 38,1 Prozent, die den Weg zur Apotheke einschlugen, ohne ihren Arzt zuvor zu konsultieren. Dafür kaufte der überwiegende Anteil der Personen dieser Altersgruppe rezeptpflichtige Medikamente (86,7 Prozent), während bei den 18-29-Jährigen nur 27,5 Prozent der Befragten angab, in den zwei Wochen vor der Befragung verordnete Mittel eingenommen zu haben.

Humira auf Platz 1

Über 10.500 verschiedene Medikamente wurden im Jahr 2016 verschrieben. Dabei waren die zehn umsatzstärksten Medikamente für einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro verantwortlich. Das sind über 10 Prozent des Gesamtumsatzes. Das umsatzstärkste Arzneimittel war Humira, das bei der Behandlung von Erkrankungen des Immunsystems eingesetzt wird. Es wird von dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Abbvie vertrieben und ist seit 2003 auf dem deutschen Markt. Auf Platz 2 der umsatzstärksten Arzneimittel ist mit Xarelto ein Arzneimittel, das die Blutgerinnung hemmt. Es wird vom Leverkusener Pharmaunternehmen Bayer hergestellt und erzielte im Jahr 2016 einen Umsatz von 646 Millionen Euro. Die Kosten pro definierter Tagesdosis waren vergleichbar niedrig, sie lagen bei 3,38 Euro. Dafür wurde Xarelto 2,5 Millionen Mal verordnet.
Das teuerste Medikament der zehn Topseller war Harvoni, das zur Behandlung der chronischen Hepatitis C eingesetzt wird. Es wurde zwar nur knapp 18.000 Mal verschrieben, dafür kostete eine Tagesdosis 674 Euro. Summiert man das, ergibt sich ein Umsatz von 339 Millionen Euro.

Die Awareness-Kampagne bist du Chris? wird u.a. von dem US-amerikanischen Pharmakonzern Gilead Sciences finanziert, das mit dem Präparat Harvoni ein umsatzstarkes Arzneimittel zur Bekämpfung von chronischer Hepatitis C vertreibt. 

Neue Medikamente im Jahr 2018

Krebserkrankungen sind nach wie vor ein großes Thema. Deshalb haben rund ein Drittel der Medikamente, für die 2018 die Zulassung beantragt wird, einen onkologischen Bezug. Weitere Schwerpunktbereiche in diesem Jahr sind Medikamente, die der Heilung von Blutgerinnung dienen oder die seltene Krankheiten bekämpfen (Orphan Drugs). Allerdings warten bei den seltenen Erkrankungen ebenfalls Arzneimittel auf Zulassung, die sich gegen einige seltene Krebsarten richten, wie etwa das Multiple Myelom. Außerdem sind drei neue Medikamente gegen bakterielle Infektionen in der Zulassungswarteschleife. Insgesamt könnten im Jahr 2018 nach Einschätzung des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller mindestens 30 neue Medikamente eingeführt werden.

Beitragsbild: © kwanchaift / stock.adobe.com

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