Wie steht’s um die mentale Gesundheit in Pharmaunternehmen?

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Studie: In der Gesundheits- und Pharmaindustrie geben 62 % der in Deutschland Beschäftigen an, mindestens 1 x pro Woche „ein starkes Gefühl der Angst“ zu haben. © Irina Strelnikova / Adobe Stock
Mentale Gesundheit ist in Pharma- und Healthcare-Unternehmen kein Tabuthema mehr. Jeder Zweite beklagt ein hohes oder sehr hohes Stresslevel. Sorgen um die Gesundheit, eine schlechte Work-Life-Balance und ein zu hoher Workload belasten die Mitarbeitenden. Eine aktuelle Studie von Headspace zeichnet ein länderübergreifendes Stimmungsbild.

Immer mehr Menschen begreifen Gesundheit ganzheitlich. Es geht nicht mehr nur um die Abwesenheit von Krankheit. Es geht darum, aktiv, selbstoptimiert und nicht dauergestresst durch das Leben zu gehen. „Healthness“ und „Mental Health“ spielen in Industrieländern inzwischen eine wichtige Rolle. Gerade für Pharma- und Gesundheitsunternehmen ist es wichtig, sich jetzt zu positionieren und ihren Teil zur Gesundheitsversorgung – jenseits von Medikamenten – beizutragen.  Denn sie haben einen Ruf zu verteidigen. Den, ein vertrauensvoller Partner für Ärzt:innen, Patient:innen und nicht zuletzt für Mitarbeitende zu sein. „Gesundheit ist einer der Megatrends 2023 im Employer Branding“, sagt Andrea Biebl, Geschäftsführerin von MW Office im Gespräch mit Health Relations. Auch MSD hat den Trend erkannt und seine Mitarbeitenden gerade zur „Gesundheitswoche 2023“ eingeladen  – einer der Schwerpunkte: mentale Gesundheit.

Das amerikanische Unternehmen Headspace, mit Hauptsitz in Santa Monica (Kalifornien), hat sich mit seiner gleichnamigen digitalen Plattform der psychischen Gesundheit gewidmet und nun eine Studie herausgebracht. Diese untersucht u.a. wie es um die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und der Pharmabranche steht.

Über die Studie
Der fünfte „Annual Workforce Attitudes Toward Mental Health“ Report untersucht die Probleme am Arbeitsplatz, die Stress und Burnout bei CEOs und ihren Mitarbeitenden verursachen. Unter den Befragten waren 103 CEOs und 1.009 Arbeitnehmende aus Deutschland. Befragt wurden Angestellte und Führungskräfte in Australien, USA, Deutschland und Großbritannien. 

Studie: Angst ist für viele ein ständiger Begleiter am Arbeitsplatz

Die Pandemie, der Klimawandel, der Ukraine-Krieg und die daraus folgenden wirtschaftlichen Krisen haben sich negativ auf die psychische Gesundheit vieler Menschen ausgewirkt. Doch auch ein schlechter Führungsstil in Unternehmen kann negative Folgen für die Gesundheit der Arbeitnehmenden haben. Im Ländervergleich mit den USA, UK und Australien ist die Belastung durch eine vom Management vorgegebene ungesunde Arbeitsmenge in Deutschland sogar am höchsten.

Jeder Zweite in der Gesundheits- und Pharmaindustrie beklagt ein sehr hohes (29 %) oder hohes (20%) Stresslevel. Gründe hierfür sind Sorgen um die eigene Gesundheit, eine schlechte Work-Life-Balance und die Angst vor einem Burnout durch Überlastung. 62 % der in Deutschland Beschäftigen geben sogar an, mindestens 1 x pro Woche „ein starkes Gefühl der Angst“ zu haben. Grund hierfür ist eine fehlende Stabilität, die ein ständiges Gefühl der Unvorhersehbarkeit bei der Arbeit hervorruft (53 %), sowie die Überforderung durch die Erwartung, immer mehr Aufgaben zu übernehmen (50 %). Jeder Zweite befürchtet zudem, dass seine Arbeit durch Technologien ersetzt oder beeinflusst werden könnte.

Vorgesetzte sprechen offen über ihre mentale Gesundheit

Um präventiv zum Erhalt der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden beizutragen, haben viele Unternehmen aus der Gesundheits- und Pharmabranche bereits reagiert. 88 % der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber Programme zur Verbesserung der psychischen Gesundheit anbietet. Nahezu jeder der Befragten nimmt diese Angebote regelmäßig in Anspruch. Hierdurch verbesserten sich ihrer Meinung nach Beziehungen zu Kolleg:innen und das Burnout-Risiko verringerte sich.  Im Gespräch mit dem Chef oder der Chefin ist psychische Gesundheit offenbar vielfach kein Tabu mehr. Rund 4 von 5 gaben an, dass ihre Vorgesetzten über ihre eigene emotionale und mentale Gesundheit sprechen und sehen das überwiegend als positiv an.  Das ist im Branchenvergleich eine hohe Zahl:  in dem Bereich Medien, Marketing und Werbung beispielsweise waren es nur 66 %.

Diese Mental Health Benefits kann Pharma & Healthcare bieten

Unternehmen können es ihren Mitarbeitenden leicht machen, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Dabei geht es vor allem darum, Stresslevel und Druck zu reduzieren.

Emotional und Mental Health Support Programme (Auswahl)

  • Mehr Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und Pflege von Angehörigen
  • Wellness Apps
  • Angebot, um mit dem Rauchen aufzuhören
  • Angebot, um mit „Alkohol- oder Substanzmissbrauch“ aufzuhören
  • Gesprächstherapie (persönlich, virtuell oder App-basiert)
  • Trauerbegleitung
  • Verhaltenstrainings

sind für die Befragten denkbare Angebote. Während Arbeitnehmende entsprechende Benefits offenbar gerne in Anspruch nehmen, geben weniger CEOs weltweit an, Angebote zur Förderung ihrer mentalen Gesundheit regelmäßig zu nutzen. Sie sorgen sich um ihre Reputation oder geben an, dass die vorhandenen Programme für sie persönlich nicht passen.

Fazit

Gesundheit ist nicht nur ein gesellschaftlicher Megatrend, es ist ein Thema, das Pharmaunternehmen mit Leben füllen müssen. Mit dem neuen Gesundheitsverständnis setzen sich Mensch differenziert und aktiver mit ihrer Gesundheit auseinander. Mental Health nimmt eine wichtige Schlüsselrolle ein. Pharmaunternehmen sollten sich dessen nicht nur in ihrer Patient:innen- und RX-Kommunikation bewusst sein, sondern insbesondere auch in ihrer Rolle als Arbeitgeber. Und mit entsprechenden Angeboten es ihren Mitarbeitenden leicht machen, sich für ihre Gesundheit zu engagieren.

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