Roche launcht Dachmarke navify für digitale Lösungen

465
Roche Portraits IT Solutions-27
Patrick Kammer, Network Lead Provider Insights, bei Roche Information Solutions Germany © Roche

Der Pharmakonzern Roche geht den nächsten Schritt in Sachen Digitalisierung und vereint seine digitalen Lösungen unter der Dachmarke „navify“.
In diesem Artikel lesen Sie:
• Welche Rolle die Digitalisierung bei der Entwicklung von Innovationen spielt
• Warum Roche die digitalen Lösungen unter einer Dachmarke zusammengeführt hat
• Welche Pläne es für navify gibt
• Wie die Dachmarkeneinführung nach außen kommuniziert wurde
• Warum Technik Teil der Unternehmens-DNA von Roche ist

Der Schritt zeigt, dass immer mehr Pharmaunternehmen erkennen, wie wichtig es ist, ihr Portfolio zu erweitern und digitale Lösungen mitzudenken. Patrick Kammer, Network Lead Provider Insights, Roche Information Solutions Germany, berichtet im Interview, wie es mit navify weitergehen soll.

Health Relations: Die Digitalisierung ist DIE disruptive Entwicklung der letzten Zeit. Die Auswirkungen sind in allen Bereiche des Pharmageschäfts zu spüren – auch bei den Innovationen.  Wie schätzen Sie das ein?

Patrick Kammer: Die Digitalisierung ist zweifellos einer der Haupttreiber für Innovationen im Gesundheitswesen. Es gibt heute so viele Herausforderungen, auf die wir mit digitalen Lösungen eine Antwort geben können: Wir können z.B. Fachpersonal von Routineaufgaben entlasten, wir können neue medizinische Erkenntnisse in die Fläche bringen oder Daten nutzen, um Prozesse zu analysieren und zu verbessern, und so Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit und Versorgungsqualität steigern.

Health Relations: Roche hat erst kürzlich das gesamte Portfolio der digitalen Lösungen unter der Dachmarke navify vereint. Ist das auch als ein Bekenntnis zur Digitalisierung zu sehen?

navify ist die Dachmarke für digitale Lösungen bei Roche. © Roche

Patrick Kammer: Roche investiert deswegen schon seit einigen Jahren in zukunftsfähige digitale Lösungen, sei es in unserem klassischen Laborgeschäft, in der Klinik oder am Point of Care. Das zu bündeln und zu vernetzen war dann nur der nächste logische Schritt – sowohl organisatorisch als auch in der Außenwahrnehmung. Es geht darum, vernetzter, schneller, aber auch kundenzentrierter zu werden. Unsere Vision ist ein nachhaltig funktionierendes digitales Geschäftsmodell.

Health Relations: Welche Pläne haben Sie für navify?

Patrick Kammer: Wir wollen zukünftig noch mehr Gesamtkonzepte anbieten, die Diagnostik und digitale Lösungen kombinieren – damit unsere Kunden für ihre Gesundheitsentscheidungen das volle Potenzial aus beiden Welten ausschöpfen können. Und natürlich werden wir unsere Angebote weiter ausbauen. Wir setzen sehr stark auf vernetzte, offene Ökosysteme, das heißt, wir stellen Plattformen zur Verfügung, die z.B. mit einem Krankenhaus- oder Laborinformationssystem verbunden sind und auf der unsere eigenen, aber auch Anwendungen von Drittanbietern integriert werden können. Das sind z.B. CE-markierte Algorithmen zur Krebsfrüherkennung wie bei der navify Algorithm Suite. Hierfür sind wir immer auf der Suche nach Partnern, denn wir sind überzeugt: Nur wenn wir die verschiedenen Akteure und ihre Lösungen erfolgreich zusammenbringen, kann die digitale Transformation gelingen.

„Technik ist Teil unserer Unternehmens-DNA.“

Health Relations: Wie haben Sie die navify-Gründung nach außen und vor allem an die Ärztinnen und Ärzte kommuniziert?

Patrick Kammer: Wir sind im Frühjahr mit einer eher imageorientierten Kampagne gestartet, um die Bekanntheit der Marke zu steigern. Zielgruppe sind zunächst Menschen, die sich in Kliniken oder Laboren mit Digitalisierung und ihren Möglichkeiten beschäftigen und die an IT-Entscheidungen beteiligt sind. Natürlich sprechen wir auch intensiv mit unseren Kunden, um auszuloten, welche konkreten Lösungen für sie den höchsten Nutzen bringen und ziehen viele Impulse aus Gesprächen auf Messen sowie in der breiteren Digital Health Community.

Health Relations: Roche hat seit vielen Jahren nicht nur Arzneimittel, sondern auch Diagnostika entwickelt. Welche Vorteile hat das für Sie als Unternehmen in einem sich digitalisierenden Gesundheitswesen – immerhin ist Technik quasi Teil Ihrer Unternehmens-DNA?

Patrick Kammer: Technik als Teil unserer DNA, ja, das kann man sicher so sagen. Ich würde sogar noch weiter gehen: Diagnostics ist schon immer ein datengetriebenes Business. Im Kern geht es ja bei jeder Probe, die ins Labor geschickt wird darum, Informationen zu extrahieren, aufzubereiten und für Gesundheitsentscheidungen zur Verfügung zu stellen, das macht den Wert der Diagnostik aus. Heute erfolgt das zunehmend digitaler. Jetzt ist es an der Zeit, die vorhandenen Daten noch konsequenter zu vernetzen und in die Nutzung zu bringen. Da sind wir gut aufgestellt. Grundsätzlich haben wir in der Digitalisierung aber natürlich mit den Hürden zu kämpfen, die alle anderen auch beschäftigen – die Fragen nach Infrastruktur, gemeinsamen Datenstandards und nicht zuletzt nach einer sinnvollen Vergütung digitaler Leistungen.

„Jetzt ist es an der Zeit, die vorhandenen Daten noch konsequenter zu vernetzen und in die Nutzung zu bringen.“

Health Relations: Warum ist es für Gesundheitsunternehmen wichtig, auch bei der Weiterentwicklung digitaler Business-Modelle eine aktive Rolle zu übernehmen?

Patrick Kammer: Wir haben natürlich im Gesundheitswesen große Herausforderungen, steigende Kosten, eine alternde Gesellschaft, der Fachkräftemangel, hier bliebe ohne den Einsatz digitaler Lösungen viel Potenzial ungenutzt. Aber die Gesundheitswirtschaft ist nicht einfach irgendein Business, sondern ein besonders sensibles Umfeld. Wir sind uns unserer Verantwortung für den Patienten bewusst, wir kennen die Bedürfnisse unserer Kunden, die im Gesundheitswesen tätig sind und wir haben sehr hohe ethische Standards und Ansprüche an unsere Arbeit. Beispielsweise formulieren unsere aktuellen Roche Data Ethics Principles u.a. „Our use of data maximizes social good.“ Aus unserer Sicht ist es wichtig, diese Art von Verantwortung gerade auch in digitalen Business-Modellen einzubringen. Nur dann sehen wir die Chance, dass diese Geschäftsmodelle im umfassenden Sinn nachhaltig sein können, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein