„Nein, danke.“ Warum sich interessante Kandidaten nicht bei Ihnen bewerben

847
nein Danke, Verweigerung
© golubovy / Adobe Stock

Die Anzahl der Bewerbungen ist überschaubar und die Bewerberprofile entsprechen nicht Ihrem Wunschkandidaten. Woran liegt das? Am Fachkräftemangel, am hohen Wettbewerbsdruck oder an den unzureichenden Qualifikationen? Weit gefehlt. Die Antworten finden sich vielfach schon bei einem kritischen Blick auf die Stellenanzeigen und Karriereseiten.

Ja, es fehlt durchaus an Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen. Das zeigt die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit. Aber ausschließlich im Fachkräftemangel den Grund zu suchen, ist in vielen Fällen unzureichend.

Bewerbungen sind das Spiegelbild von Stellenanzeigen

Bewerbungen sind zumeist nur so gut wie die Werbemittel zur Zielgruppenansprache. Im Regelfall handelt es sich dabei noch um Stellenausschreibungen. Die Faustregel ist eigentlich ganz einfach: Je aussagekräftiger und informativer Stellenanzeigen sind, desto mehr Anknüpfungspunkte haben Bewerber. Und desto höher ist die Chance, dass sich die passenden Kandidaten bewerben.

Folglich ist bei ausbleibenden Bewerbungen zu analysieren, ob die Stellenanzeige das Jobangebot tatsächlich bestmöglich und zielgruppenspezifisch kommuniziert. Und zwar kritisch. Vergessen Sie nicht: Im ersten Schritt umwerben Sie Talente und müssen hier überzeugen. Im hochfrequentierten Jobbörsen-Umfeld ist das Angebot groß. Demgemäß muss das Eigene herausstechen. Ansonsten bleiben die interessanten Kandidaten für Sie unerreichbar.

Der Erfolg einer Stellenanzeige hängt also wesentlich von ihrer Qualität ab. Eine Stelle, die halbgar ausgeschrieben wird, wird eine entsprechende Resonanz erzielen oder sogar Mehrkosten verursachen. Etwa durch höhere Insertionskosten aufgrund mehrfacher Veröffentlichungen. Oder durch Kosten für unbesetzte oder fehlerhaft besetzte Positionen.

Was zeichnet eine gute Stellenausschreibung aus?

Im Grunde besteht eine Stellenanzeige aus gewissen Pflichtbestandteilen. Diese tragen dafür Sorge, dass Talente richtig und vor allem informativ abgeholt werden. Dazu gehören:

  • Ein aussagekräftiger, prägnanter Jobtitel, der zum Suchverhalten der Zielgruppe passt
  • Ansprechende Aufgaben: übersichtlich dargestellt, ausformuliert ohne Doppelungen
  • Ein strukturiertes Profil: in Stichpunkten, denn häufig lesen Kandidaten hier quer
  • Ein überzeugendes Angebot durch ansprechende, authentische Benefits
  • Eine unkomplizierte Kontaktmöglichkeit durch Angabe des vollständigen Namens, Telefonnummer, einen Bewerbungs-Button oder eine alternative Möglichkeit zur Bewerbung
[Hinweis: Bei Printausschreibungen sind gekürzte Fassungen gängig, um die Insertionskosten zu deckeln. Die ergänzenden Angaben sollten jedoch schnell und einfach abzurufen sein, z. B. über einen Stellenmarkt im Karriereportal des Unternehmens.]

Bringen Sie Ihre Botschaften möglichst präzise auf den Punkt. Interessenten wünschen sich klare und vor allem wahrheitsgemäße Aussagen über den Job. Kleiner Tipp: Sprechen Sie dabei die Sprache der Bewerber. Formulieren Sie aus deren Sicht. So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Ohne Floskeln, dafür aber animierend, wertschätzend und authentisch. Entspricht das kommunizierte Bild nicht der Realität, merken das Kandidaten beziehungsweise neu gewonnene Kollegen schnell. Das hat erst kürzlich die Studie Recruiting Insights 2018 von Stepstone belegt.

Quelle: Jobsuche im Fokus. StepStone Recruiting Insights 2018.

Auch Karriereseiten haben Nachholbedarf

Eine der wichtigsten Informationsquellen für potenzielle Bewerber bleibt die Karriereseite der Unternehmen. Diese ist laut Recruiter einer der wirkungsträchtigsten Kanäle zur Mitarbeitergewinnung. Das ergab die Befragung im Zuge der Recruiter Experience Studie 2018 von meta HR und stellenanzeigen.de.

Die Karriereseite ist der ideale Ort, um noch spezifischer auf die Zielgruppe einzugehen und zu zeigen, was Sie als Arbeitgeber zu bieten haben. Ausdrücklich von den Bewerbern erwünscht sind aussagekräftige Informationen sowie überzeugender und anschaulicher Content.

Offenbar glückt das jedoch nicht immer in der Weise, wie sich Kandidaten das erhoffen. So haben sich die Befragten der Studie Recruiting Insights schon mal gegen eine Bewerbung entschieden, weil die Karriereseite als wenig überzeugend, nicht authentisch, unübersichtlich und unattraktiv empfunden wurde. Ein hartes, aber ehrliches Urteil.

Vermeidbare Fehler in Stellenanzeigen und Karriereseiten

Sei es die Stellenanzeige oder die Karriereseite – die Gründe, warum sich Talente gegen eine Bewerbung entscheiden, sind häufig vermeidbar. Weil sie vielfach auf Selbstverständlichkeiten beruhen, wie die Befragung zeigt.

Quelle: Jobsuche im Fokus. StepStone Recruiting Insights 2018

Neben den in der Studie aufgeführten Gründen sollten Stellenausschreibungen sowie Karriereseiten ebenfalls einwandfrei über alle Endgeräte abrufbar sein. Glücklicherweise haben schon viele Unternehmen ihre Stellenanzeigen und Karriereportale dahingehend überarbeitet. Andernfalls sollte eine Mobiloptimierung zwingend erfolgen. Denn viele Interessenten rufen mittlerweile per Smartphone oder Tablet Karriereseiten auf, um sich zu informieren. Und im optimalen Fall ist dann sogar direkt im Anschluss die Bewerbung über das mobile Endgerät möglich.

Drehen Sie also an den richtigen Stellschrauben. Ihre Stellenanzeigen und Ihre Karriereseite sind entscheidend dafür, ob ein Interessent zum Bewerber wird oder es heißt: „Nein, danke.“


Über die Studien:

Jobsuche im Fokus. StepStone Recruiting Insights 2018

Für die Studie hat StepStone im zweiten Quartal 2018 zwei Online-Befragungen unter insgesamt rund 30.000 Fach- und Führungskräften in Deutschland durchgeführt, darunter waren rund 24.000 Fachkräfte ohne Personalverantwortung und rund 6.000 Führungskräfte. Daneben befragte StepStone online insgesamt rund 5.000 Recruiter und Manager, die für Personalbeschaffung zuständig sind.

Recruiter Experience Studie 2018

Die Befragung zur Studie richtete sich an Recruiter, d. h. Personen, die mit Aufgaben der Personalgewinnung betraut sind. Mit einer Datenbasis von insgesamt 312 befragten Personen ist ein Einblick in diesen Tätigkeitsbereich möglich. Der webbasierte Fragebogen wurde im Mai 2018 entwickelt und war von Anfang Juni bis Mitte Juli 2018 online verfügbar.

Autor Profilbild
Unsere Gastautorin Tina Schwarze berichtet für Health Relations über die neuesten Trends in Personalmarketing, E-Recruiting und Employer Branding. Schwarze ist als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die Agentur Westpress tätig.

Alle Beiträge
1 Kommentar
  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    es machen sich gerade in den gesuchten Berufen immer mehr spezifische Portale breit, die eine Zielgruppe im Fokus haben und keine Unternehmen – dies hat für die Berufe erhebliche Vorteile. So z.B. gigwork.de für Pflege- und IT Berufe oder http://www.apothekenjobs.de für pharmazeutische Berufe. Dies ist in meinen Augen gerade für den Healthcare-Bereich sehr interessant!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein