„Der Ruf auf Kunden- und Verlagsseite nach einer neuen Mediaagentur war einfach nicht länger zu überhören“, wird Werner Kern in der Pressemitteilung zum Agenturlaunch von kernmedia zitiert. Die Nachricht, dass der langjährige Agenturgeschäftsführer zusammen mit dpmed eine neue Agentur auf dem Rx-Markt positionieren möchte, machte in den vergangenen Wochen rasch die Runde. Und das nicht nur, weil obiges Zitat auf den ersten Blick recht laut wirkt. Sondern weil sich hier eine schlagkräftige Unit formiert, die auf ansehnliches Know-how zurückgreifen kann. Allen voran: Werner Kern.
27 Jahre lang hat der 66-Jährige die Agentur MW Office geleitet. „Und das sehr erfolgreich, wir hatten einen Marktanteil von 75 Prozent in Deutschland erreicht. Weil wir immer die Interessen des Kunden und auch die der Verlage im Blick hatten.“ 2016 beschloss er, dieses Kapitel seiner Karriere zu beenden. Er verkaufte seine Agenturanteile und war noch ein Jahr für die Agentur tätig.
„Was nützt mir das, wenn wir das Geschäft von Heute vernachlässigen für ein Geschäftsmodell von Morgen?“
Mit dieser Strategie hätte Kern sich ein bequemes Leben machen können. Hätte. Macht er nicht. Stattdessen launchte er im Frühsommer 2020 kernmedia. „Ich war mir nicht sicher, ob man mit Mitte 60 noch mal so etwas anpacken sollte. Aber mir hat die Arbeit in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten so viel gegeben, ich konnte mir schwer vorstellen, dass es nicht weiter so sein sollte.“ Teile seines Umfelds regierten irritiert, andere waren mehr als angetan. „‚Du kannst Dein Netzwerk und Deine Erfahrungen nicht einfach in die Schublade tun‘, hat mir ein guter Geschäftsfreund erklärt.“ Der Rat ist begründet, Werner Kern kennt die Branche aus vielen Perspektiven heraus; vor seiner Karriere im Agenturgeschäft war er 13 Jahre in der Pharmaindustrie tätig. Der studierte BWLer war vor seiner Karriere im Agenturgeschäft in der Marktforschung, im Marketing und als Marketingvertriebsleiter tätig. In großen wie kleinen Unternehmen, im Rx- und im OTC-Segment. Er war sogar ein halbes Jahr im Außendienst und hat die Pharmareferentenprüfung abgelegt. Werner Kern kennt den Pharmamarkt in der Theorie, vor allem aber in der Praxis. All das zog ihn nochmal raus aufs Parkett. „Ich hatte die Lust, die Freude, das Selbstvertrauen.“
Entscheidungen: Kopf über Bauch oder umgekehrt? Kopf und Bauch stehen sich manchmal kontrovers gegenüber. Ich pflege die Entscheidungen vom Kopf her zu treffen. Sauber trennen kann man das aber nicht.
Feierabend: Buch oder Netflix? Weder noch. Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine.
Langschläfer oder Frühaufsteher? Langschläfer auf keinen Fall.
Morgens: Kaffee oder Tee? Kaffee
Heimwerken: Machen oder machen lassen? Selber machen. Ich habe im Studium fünf Jahre bei den Zimmerleuten gearbeitet. Ich bin ein begabter Heimwerker.
kernmedia wird sich laut Werner Kern auf das Mediageschäft konzentrieren und will dabei den analogen Bereich nicht aus den Augen verlieren. „Jede Agentur ist gut beraten, sich beizeiten auf den digitalen Wandel einzustellen und die Grundlagen für eine gute Medienarbeit zu schaffen. Aber was nützt mir das, wenn wir das Geschäft von heute vernachlässigen für ein Geschäftsmodell von Morgen? Bis heute ist es so, dass insbesondere die Kommunikation mit den Healthcare Professionals noch nicht rein digital ist. Die Hauptinformationsquelle der Ärzteschaft ist die Fachzeitschrift. Das hören wir immer wieder in den Umfragen der LA-MED. Am Ende entscheidet die Zielgruppe, welcher Kanal zählt.“ Das heißt nicht, dass kernmedia nur auf die klassischen Medien setzt. „Wir suchen nach dem Platz der digitalen Kanäle und versuchen, sie in unser Tun einzubinden. Die Herausforderung wird sein, bedarfsadäquate Mediabelegungen zu finden. Ein Beispiel: Arzt und Apotheker lieben immer noch das Fax als Kommunikationskanal. Da kann man die Nase rümpfen. Aber die Maßgabe ist das, was der Kunde will. Ein anderes Beispiel: Wir geben sehr viel Geld für Suchmaschinen aus. Aber die Conversion-Rate, die wir aus dem Kontakt mit Menschen erzielen, die offensichtlich einen Bedarf haben an einem Produkt, ist immer noch gering. Wir haben noch nicht gelernt, den Leuten das zu geben, was sie suchen. Hier haben wir erhöhten Lernbedarf. Die Stärke kernmedias aber ist die Spezialisierung. Wir machen nur Media. Und das gut.“
Es geht auch um Haltung
Gut, das heißt neben der Marktkenntnis auch eine faire, transparente und nachhaltige Zusammenarbeit. Das ist es, was seine bisherige Arbeitsweise ausgezeichnet hätte, das ist es, was Kern auch in seiner neuen Agentur leben möchte. „Kunden und Medien wollen eine Medienagentur, die den Markt maximal gut kennt. Die wissen, welche Rolle Arzt, Apotheker, PTA haben. Beide wollen eine Agentur, die in ihrem Tun die Interessen aller Marktbeteiligten im Blick hat. Das heißt zum Beispiel, dass es nicht unsere Aufgabe ist, noch mehr Rabatte bei den Verlagen herauszuholen. Wenn ich daran denke, was man über gute Ideen und gute Platzierungen für den Kunden erreichen kann, dann geht das weit über Rabatte hinaus.“ Haltung ist Werner Kern wichtig. „Mit einigen Geschäftsmodellen, die ich in Mediaagenturen derzeit sehe, komme ich nicht klar. Wenn die Auswahl der Medien nicht vorrangig im Kundeninteresse erfolgt, sondern es um die kurzfristige Optimierung von Agenturergebnissen geht, empfinde ich das als nicht akzeptabel.“ Mit dpmed hat Werner Kern ein Team gefunden, das diese Vision mit ihm teilt. Es sei eine schöne Konstellation von sehr erfahrenen Leuten, die Kern teilweise aus der Zeit bei MW Office kennt. Dr. Claus Wilimzig, Vorstand bei dpmed und einer der drei Geschäftsführer bei kernmedia, ist zuständig für Finanzen und Verwaltung, Werner Kern agiert als Mediastratege, in der Mediaberatung und übernimmt die Akquise und den Aufbau von Netzwerken. Alexander Schiffauer verantwortet die operative Geschäftsführung. „Er bringt die Erfahrung ins Team, die ich nicht habe: Er kennt das Geschäft aus der Perspektive der Verlage.“
„Mit kernmedia möchte ich etwas wiederholen, was mir in den letzten 27 Jahren gelungen ist.“
Sieben Köpfe stark ist kernmedia derzeit. In zwölf Monaten will Werner Kern einer Agentur vorstehen, die auf dem Markt gehört wird und sich etabliert hat. Seine persönliche Challenge beschreibt Werner Kern so: „Mit kernmedia möchte ich noch einmal etwas wiederholen, was mir in den letzten 27 Jahren gelungen ist. Mit Methoden, die etwas zu tun haben mit Anstand, Fairness und Geradlinigkeit, sehr erfolgreich zu sein. Um zu zeigen: So geht es am besten. Ich bin da sehr optimistisch.“
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