Studie: Wie gestalten Kliniken ihr Recruiting?

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© NicoElNino / Adobe Stock
Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie Krankenhäuser derzeit ihr Recruiting gestalten. Ergebnis: Die meisten bevorzugen es konservativ und setzen auf Mundpropaganda. Moderne Recruiting-Maßnahmen wie Employer Branding und die Nutzung digitaler Plattformen sind noch ausbaufähig.

Die aktuelle Situation der Kliniken ist nicht gerade rosig: mehr als die Hälfte der Befragten (51,1 Prozent) gaben an, dass sie in ihrem Haus – in der Regel gleich mehrere – unbesetzte Arztstellen haben. In manchen Fällen geht der Fachkräftemangel so weit, dass sogar einzelne Betten zeitweilig stillgelegt werden mussten. Am dringendsten werden Assistenzärzte gesucht, gefolgt von Oberärzten.

Wie viele Vollzeitstellen sind bei Ihnen unbesetzt?

Das zeigt, wie wichtig ein gut funktionierendes Recruiting für die Kliniken ist. Bei der Frage, wer für das Recruiting zuständig ist, stellt sich heraus, dass dieses in den meisten Fällen gemeinsam durch die jeweilige Fachabteilung in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung durchgeführt wird. „Dies ist angesichts der Komplexität und der Mischung aus fachlichen Anforderungen und personalwirtschaftlichen Aspekten sicherlich sinnvoll“, heißt es in der Studie des Medizin-Management-Verband e.V.

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Digitales Recruiting und Employer Branding

Vielleicht auch aus der Vorstellung heraus, dass externe Dienstleister die Anforderungen an die zu besetzende Stelle nur schwer nachvollziehen können, sieht der Großteil der Krankenhäuser von der Beauftragung externer Personaldienstleister ab. Experten mahnen immer wieder an, die digitalen Kanäle nicht außer Acht zu lassen, um geeignetes Personal zu finden. Das ist nachvollziehbar, denn wer junge Ärzte, die Digital Natives, erreichen will, muss sich ins Internet – vorzugsweise in die sozialen Netzwerke – begeben. Immerhin nutzen nahezu 80 Prozent der 18-24-Jährigen für ihre Jobsuche mobile Geräte und damit digitale Services. Bei der Gruppe der 24- bis 28-Jährigen sind es 74 Prozent. Trotz dieser Zahlen nutzt noch nicht einmal die Hälfte der Befragten digitale Elemente des Rekrutierens in geringem Umfang. Nur ein Achtel nutzt sich sehr stark.

Wie beurteilen Sie die folgenden Recruiting-Maßnahmen für Ärzte?

Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann © connect Healthcare

Auch bei der Beurteilung der Bedeutung dieser Maßnahmen für das Recruiting zeigen sich die Interviewten immer noch konservativ. Der größte Teil  gab an, dass Empfehlungen aus dem Kollegenkreis und Kontakte des Chefarztes oder der Abteilungsleitung die größte Rolle bei der Ärzterekrutierung spielen. Digitale Instrumente wie Bewerbungsplattformen schaffen es nur an die dritte Stelle in Bezug auf Ihre Relevanz. Dem Employer Branding wird insgesamt nur wenig Bedeutung beigemessen. Dazu sagt der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung, Prof. Dr. Dr.  Konrad Obermann: „Kontakte und persönliche Netzwerke werden immer ihren Stellenwert behalten.“

Benutzen Sie bereits Elemente des digital Recruiting?

Noch ist der digitale Wandel im Ärzte-Recruiting nicht richtig angekommen, doch nicht zuletzt wird durch Corona die stärkere Digitalisierung auch dieser Prozesse unausweichlich kommen. Konrad Obermann rät Kliniken jedoch, die Nutzung dieser Kanäle gut zu planen: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug. Wesentlich ist, die Prozesse klug und effizient zu gestalten. Damit geht dann die Digitalisierung von selbst einher.“ Für ihn ist die Nutzung von sozialen Medien bei der Personalgewinnung im Kommen. „Eine essenzielle Funktion wie Recruiting wird nicht auf den auch zufallsbedingten und naturgemäß engen Rahmen von persönlichen Beziehungen beschränkt bleiben können. Social Media wird eine immer stärkere Rolle spielen, aber nicht die Spielwiesen wie Facebook und Co, sondern spezielle Plattformen, die einen extrem kompetenten Research von Kandidaten als Grundlage haben.“ Konrad Obermanns Fazit: „Die Bandbreite ist groß in den Parametern der Zuständigkeiten, des Ressourceneinsatzes, der Beauftragung externer Dienstleister und dem Grad der Digitalisierung der Prozesse. Damit spiegelt auch diese hochspezifische Aufgabe, die ja zu den Vitalfunktionen auch eines Krankenhauses gehört, die insgesamt sehr heterogene Kliniklandschaft in Deutschland wider.“

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