Das Klinikum Herford zahlt seit Anfang Juli hohe Prämien an Mitarbeiter, wenn sie neue Fachkräfte für das Krankenhaus werben – mit ersten Erfolgen.
In letzter Zeit, wird es immer schwieriger für Krankenhäuser, Personal zu bekommen. Viele Häuser setzen auf "
Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme", Vermittlungsagenturen und andere Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung. Manche Kliniken gehen so weit, Ärzte gezielt von anderen Krankenhäusern abzuwerben. Das treibt zuweilen extreme Blüten. So kommt es vor, dass Krankenhäuser Plakate oder Aufsteller direkt vor den Türen der Konkurrenz platzieren. Solche Aktionen ziehen viel Kritik auf sich, sie zeigen aber auch, wie hart umkämpft der Markt mittlerweile ist.
Das Klinikum Herford setzt auf hohe Prämienzahlungen für die Mitarbeiterwerbung. Es zahlt seinen Mitarbeitern beispielsweise 8.000 Euro, wenn sie Oberärzte werben. Für eine Hebamme gibt es 6.000 Euro. Für Pflegekräfte, Radiologieassistenten und Assistenzärzte mit guten Deutschkenntnissen 4.000 Euro. Stefanie Brandt, Personalleiterin am Klinikum Herford berichtet im Interview, warum ihre Klinik die Mitarbeiterempfehlungsprämien eingeführt hat und wie die Maßnahme ankommt.
Health Relations: Wie kam es zu dieser Idee und wie kommt sie an, sprich, ist sie erfolgreich? Stefanie Brandt: Die Idee dahinter war, dass wir unseren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen. Ich bin viel mit Kollegen aus anderen Kliniken in Kontakt, aber auch mit Personalern aus anderen Branchen. Das Thema Mitarbeiterempfehlungsprogramme ist in anderen Firmen schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich, weil man darüber einerseits die Mitarbeiter stärkt, sich für das Unternehmen zu engagieren. Denn sie müssen ja in dem Moment, wo sie jemand anderem das Haus empfehlen, auch
positiv über ihren Arbeitgeber sprechen und das machen sie nicht, wenn sie nicht von ihm überzeugt sind. Der Nebeneffekt ist, dass man die Mitarbeiter dazu bringt, noch einmal zu überlegen, was am Arbeitgeber positiv ist.
Uns war aber noch etwas wichtig: Wir arbeiten in einem Bereich, in dem es ganz viele Berufsgruppen gibt, die schwer am Markt zu finden sind. Ganz vorne sind Ärzte und Pfleger, aber es gibt auch andere Berufsgruppen wie Hebammen, wo es schwierig ist.
Health Relations: Was bedeutet das für Sie als Personalerin?Stefanie Brandt: Das macht es für uns natürlich zu einer Herausforderung, Personal zu finden. Wir setzen auch immer wieder Vermittlungsagenturen ein. Wie das andere Krankenhäuser auch tun. Gerade, wenn Ärzte gesucht werden ist es nicht unüblich, auf solche Agenturen zurückzugreifen. Diese Vermittlungsagenturen sind selbst durchaus auch aggressiv am Markt. Die rufen beispielsweise auch Ärzte an und bieten ihnen Prämien an, wenn sie Kolleginnen und Kollegen für andere Krankenhäuser abwerben.
„Es ist natürlich nicht unser Ziel, dass unsere Mitarbeiter in Nachbarkrankenhäusern anrufen und da die Leute abwerben.“
Health Relations: Es wurde auch Kritik laut, dass das Abfangprämien sind. Wie reagieren Sie darauf?Stefanie Brandt: Es ist natürlich nicht unser Ziel, dass unsere Mitarbeiter in Nachbarkrankenhäusern anrufen und da die Leute abwerben. Unser Programm läuft ja noch nicht so lange, aber das ist auch bisher nicht passiert. Es ging mehr darum, Freunde und Bekannte von uns zu überzeugen und wir haben viele Mitarbeiter, die das auch vor den Prämien schon für uns gemacht haben. Wir schätzen das sehr und möchten das honorieren. Das Geld, das wir sonst in Personalbeschaffung stecken, geben wir lieber den Mitarbeitern.
Health Relations: Das Ganze zeigt, wie sehr Kliniken unter Druck sind, Mitarbeiter zu gewinnen. Was würden Sie sich als Klinik wünschen? Wie wäre Ihnen geholfen? Stefanie Brandt: Am liebsten wäre es uns, wenn der Arbeitsmarkt etwas besser aufgestellt wäre. Da das aber einer einen Traumvorstellung ist, wünschen wir uns eine entsprechende Unterstützung durch die Politik was die Finanzierung von Krankenhäusern anbelangt. Wir arbeiten alle, das gilt besonders für die Pflege, immer mit Zeitdruck und immer knapp an allen Ecken und Enden.
Health Relations: Wie kommt denn Ihr Prämienprogramm so an?Stefanie Brandt: Es läuft ja erst seit Anfang Juli, aber wir haben bestimmt schon einen Handvoll Bewerbungen bekommen. Ein guter Anfang ist also gemacht.
Das Klinikum Herford ist eine der bedeutendsten Gesundheitseinrichtungen in Ostwestfalen-Lippe. Jährlich werden rund 32.000 Patientinnen und Patienten in unseren Kliniken stationär behandelt. Etwa 75.000 Menschen erhalten eine ambulante Versorgung, insbesondere in einer Notfallsituation. Rund 2.000 Mitarbeitende stehen für gesundheitliche Hilfe rund um die Uhr zur Verfügung. Damit ist das Klinikum Herford der größte Arbeitgeber in der Stadt Herford.