Die 3 wichtigsten Herausforderungen der Digitalisierung für Pharma

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Linda-Maria Diodati sieht drei Trends für die Pharmabranche: Big DAta, VIrutal Reality und DiGAS
Linda-Maria Diodati ist Managing Partner bei MW Office Gesellschaft für Marketing und Werbung mbH © MW Office
Linda-Maria Diodati ist Managing Partner bei MW Office Gesellschaft für Marketing und Werbung mbH. Für die Zukunft der Pharmabranche sieht sie drei wichtige Trends: Big Data, digitale Gesundheitsanwendungen und Virtual Reality.

Health Relations: Frau Diodati, wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Digitalisierung in der Pharmabranche aus?

Linda-Maria Diodati: Der digitale Wandel in Forschung und Gesundheit ist längst im Gang und bringt viele spannende Ansätze mit sich. Veränderte Kundenbedürfnisse, digitale Technologien, gesetzliche Regularien – aber auch das Informationsverhalten der HCPs und Patienten verändert sich massiv. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss die Pharmabranche sich aktiv mit innovativen Lösungsansätzen auseinandersetzen und eine Infrastruktur aufbauen, die eine Veränderung auch in den kommenden Jahren immer wieder zulässt.

Drei Trends für die Pharmabranche

Health Relations: Was würden Sie sagen, was sind die drei wichtigsten Trends und warum sind sie das?

Linda-Maria Diodati: Big Data zählt nicht nur zu den wichtigsten Themenbereichen in der Pharmabranche, sondern auch zu den interessantesten. Rasant wachsende Datenmengen, Computer, die statt binär mit Quantenbits arbeiten und künstliche Intelligenz, die bereits Krankheiten identifiziert bevor Symptome auftreten – das wird die Zukunft sein. Die Zulassungszeit neuer Medikamente kann sich deutlich verkürzen, was eine bessere Patientenversorgung ermöglicht, gleichzeitig aber auch steigenden Wettbewerb hervorruft.

Ein weiteres spannendes Feld, was durch das Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) am 19. Dezember 2019 in Kraft getreten ist, sind Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). DiGA ist ein CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt, dem ein technologischer Ansatz zugrunde liegt. Die App auf Rezept eröffnen vielfältige Möglichkeiten, um bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten sowie auf dem Weg zu einer selbstbestimmten gesundheitsförderlichen Lebensführung zu unterstützen. Zum Beispiel die App elevida zur Behandlung von Multipler Sklerose, ist bereits dauerhaft in das Verzeichnis aufgenommen und bedarf keiner Zuzahlung durch den Patienten. Der Markt an neuen Technologien wächst rasant und ist gerade für Start-ups ein spannendes Feld, da die Kosten von Krankenkassen im Rahmen des DVG erstattet werden.

Nutzung von DiGA
Seit gut einem halben Jahr können Apps auf Rezept verschrieben werden. Doch eine Umfrage zeigt, dass der große Durchbruch bisher ausgeblieben ist. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befra­gung des Marktforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der SBK. Diese ergab, dass lediglich zwei Prozent der Menschen eine App auf Rezept erhalten haben und nur acht Prozent wurden durch einen Arzt über die Möglichkeit zur Nutzung einer DiGA informiert. Demgegenüber steht die Tatsache, dass immerhin 16 Prozent der Befragten Gesundheits-Apps oder Onlineangebote nutzen, um ihre Erkrankung besser zu managen oder ihre Gesundheit zu erhalten. Es ist davon auszugehen, dass  der größte Teil dies wohl ohne ärztliches Rezept tut.

Health Relations: Und der Trend Nummer 3?

Linda-Maria Diodati: Der dritte wichtige Trend stellt für mich Virtual Reality (VR) dar, da es die Möglichkeit eröffnet, in eine virtuelle Welt einzutreten. Bereits heute wird VR für die chirurgische Ausbildung an vielen Kliniken genutzt. Die Pandemie hat uns verdeutlicht, wie wichtige digitale Räume zum Austausch sind. Onlineapotheken haben einen starken Zuwachs verzeichnet, Präventionstermine wurde verschoben, um das Risiko einer Ansteckung zu vermindern. Genau bei diesen beiden Beispielen könnte VR verstärkt zum Einsatz kommen. Virtuelle Apotheken oder Hausbesuche, können den Patienten eine ortsunabhängige Beratung ermöglichen. Bereits heute sagen 55 Prozent der Ärzte, dass bei bestimmten Fällen die Videosprechstunde genauso gut klappt, wie eine persönliche Behandlung. Die Möglichkeiten sind grenzenlos und können auch für Pharmaunternehmen eine wichtige Rolle spielen. Unternehmensschulungen und Trainings, Wirkweisen, Aufklärungsmaterial für Patienten oder auch der Patientenaustausch in sozialen Räumen mit Betroffenen könnten Ansätze dafür sein.

Zielgruppengenaue Kommunikation als Alleinstellungsmerkmal

Health Relations: All diese Trends setzen die Digitalisierung der Pharmaunternehmen  voraus. Wie sind diese darauf vorbereitet?

Linda-Maria Diodati: Wie in jeder Brache  gibt es auch bei Pharmaunternehmen große Unterschiede im Digitalisierungsgrad. Große internationale Konzerne verfolgen andere Ansätze, wie beispielsweise ein mittelständiges Unternehmen. Der wichtigste Punkt für alle Unternehmen ist die Datenqualität und der digitale Service. Dienstleistungsangebote, individuelle und zielgruppengenaue Kommunikation und Services können zukünftig als Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb genutzt werden.

Health Relations: Wie gehen Sie als Firma mit dem Thema um? Wie digital ist MW Office?

Linda-Maria Diodati: MW Office verfolgt seit Jahren einen ganzheitlichen CrossMedia Ansatz in der Beratung. Im Fokus unserer Arbeit steht natürlich die Kommunikation mit HCPs und Patienten, wo wir großen Wert auf eine individuelle Ansprache legen. Gerade im Bereich der digitalen Kommunikation spielt die Datenqualität und der Datenschutz eine zentrale Rolle. MW Office hat sich frühzeitig digital ausgerichtet, was uns die Möglichkeit eröffnet, den digitalen Wandel anhand von eigenen Benchmarks zu verfolgen. Gemeinsam mit unserem Netzwerk unterstützen wir Pharmaunternehmen bei der digitalen Transformation und beraten zielgenau bei Media Performance, Customer Experience, Customer Relationship Management, Loyalität und Enterprise Marketing Technologie.

Health Relations: Die beste Digitalisierungsstrategie nützt jedoch nichts, wenn die Mitarbeitenden mit den IT-Tools nicht umgehen können, durch neue Arbeitsprozesse überfordert sind oder sich gegen Veränderungen sperren. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden mitnehmen?

Linda-Maria Diodati: Veränderungen beinhalten Neues und wir müssen lernen, damit umzugehen. Mit dem Vertrauten kennen wir uns aus, aber Neues wirkt anfangs bedrohlich, weil wir nicht einschätzen können, welche möglichen Gefahren und Unannehmlichkeiten damit verbunden sind. Um die Kunden darauf vorzubereiten, ist eine transparente Kommunikation nötig und das Wissen, welche Gaps es in den Unternehmen gibt. MW Office bietet z.B. klassische CrossMedia-Workshops oder monatliche Transformations-Calls an, um Lücken zu schließen und um Angst zu nehmen. Wir haben bei vielen Unternehmen crossmediale oder digitale Ansätze etabliert. Gemeinsam neue Wege zu beschreiten, bringt positive und innovative Ansätze mit sich und fördert aktiv die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Agentur.

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