„Beim Employer Branding ist unser größter Feind die Beliebigkeit“

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Die Knappschaftkliniken überzeugen mit gutem Employer Branding
Felix Ehlert, Leiter Referat Unternehmenskommunikation / Marketing, Knappschaft Kliniken, © Knappschaft Kliniken (Foto: Klaus-Peter Wolter)
Felix Ehlert ist Leiter des Referats Unternehmenskommunikation/ Marketing bei der Knappschaft Kliniken GmbH. Im Interview spricht er über die besten Recruiting-Kanäle, Employer Branding für seine Kliniken und worauf es dabei ankommt.

Health Relations: Corona war das alles beherrschende Thema des letzten Jahres und wird es voraussichtlich im neuen Jahr auch noch sein. Die Suche nach ärztlichem Personal war zuvor schon nicht einfach. Was meinen Sie, hat Corona das Ganze weiter erschwert?

Felix Ehlert: Das muss man differenziert betrachten. Fachkräftemangel ist eines der großen Themen der Branche und auch wir bekommen das bei der Rekrutierung natürlich zu spüren. Dennoch hatten wir immer gute Argumente, um attraktiv für Ärzte auch in Zeiten von Corona zu sein. Corona erleben wir interessanterweise auch als Pull-Faktor für den Arztberuf und die Intensivmedizin, aber auch die Pflege. Die Arbeit auf den COVID-Stationen ist hart und belastend. Aber sie wird auch als sehr sinnstiftend empfunden.

Health Relations:  Sie sagen, Sie schaffen es auch in den aktuellen Krisenzeiten, sich als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Wie machen Sie das und was sind derzeit ihre effektivsten Kanäle, um Bewerber zu erreichen?

Felix Ehlert: Bei uns macht es der Mix. Wir arbeiten seit einiger Zeit mit einem neuen Dienstleister zusammen, der für uns sehr erfolgreich Print und Online managt. Wir haben ein zentrales Karriereportal samt Bewerbermanagement-Portal an den Start gebracht. Und natürlich nutzen wir Social Media, experimentieren auch mal und machen dort auf uns aufmerksam, auch ohne dort konkrete Jobs zu posten.

„Corona erleben wir interessanterweise auch als Pull-Faktor für den Arztberuf und die Intensivmedizin“

Health Relations: Ihr Konzept scheint aufzugehen, aber gibt es Stellschrauben bei Ihrem Recruiting, an denen Sie künftig noch drehen wollen?

Felix Ehlert: Ja, rein technisch: Aus der Not der Corona-Pandemie sind vielerorts Vorstellungsgespräche per Webkonferenz geboren worden. Das werden wir sicher auch künftig in ähnlicher Form nutzen, wenn die Situation es hergibt. Wir arbeiten an einem automatisierten Job-Newsletter und daran, unseren Mitarbeitern noch mehr Benefits bieten zu können, die dann auch im Recruiting eine Rolle spielen. Optimieren können wir sicher auch noch unsere zeitlichen Abläufe, durch noch schnellere Reaktionen und noch kürzere Wege zum Arbeitsvertrag.

Health Relations: Sie selbst sind kürzlich für Ihr Employer Branding ausgezeichnet worden. Was machen Sie besonders gut?

Felix Ehlert: Das sollen lieber andere beurteilen.

Health Relations: Dann formulieren wir es anders: Welchen besonderen Ansatz verfolgen Sie beim Employer Branding?

Felix Ehlert: Ich finde es bemerkenswert, dass wir bei den Knappschaft Kliniken einen sehr demokratischen Ansatz gewählt haben, um herauszufinden, wie die Mitarbeitenden uns als Arbeitgeber sehen. Eine große Online-Mitarbeiterbefragung hat dafür die Basis gelegt. Vertieft wurden die Erkenntnisse durch qualitative Interviews einer spezialisierten Agentur mit den einzelnen Berufsgruppen. Später werden dann wieder alle Mitarbeiter einbezogen, wenn die ausformulierten Vorschläge zur Arbeitgebermarke vorgestellt werden.

„Die Mitarbeiter wünschen sich Realismus. Daraus müssen wir Botschaften formulieren.“

Health Relations: Warum ist Employer Branding beim Recruiting so wichtig? Und was wird sich Ihrer Meinung nach in Zukunft ändern?

Felix Ehlert: Unser größter Feind ist die Beliebigkeit. Aus Bilddatenbanken heruntergeladene Ärzte-Darsteller mit „Zahnpastalächeln“, die ewig gleichen Versprechen von „Menschen im Mittelpunkt“, „Berufung statt Beruf“ und die Idealisierung von Klinikmitarbeitern als Superhelden taugen nicht zur Wiedererkennung. Und das sagen uns unsere Mitarbeitenden auch ganz klar. Sie wünschen sich Realismus. Die Kolleginnen und Kollegen sehen nicht aus wie Models. Sie sehen cool, interessant, sympathisch, aber nicht wie Models. Sie arbeiten hart, sie haben Schichtmodelle, sie sind auch mal frustriert, aber sie lieben ihren Job und sie arbeiten gerne bei uns. Daraus müssen wir Botschaften formulieren. Fragen Sie mich gerne in einem halben Jahr nochmal.


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