Der Adrenalinspiegel ist immer noch hoch. Schließlich ist der Launch der MSD Idea Studios noch nicht lange her. Auf der diesjährigen hlth Europe stellten Jutta Klauer und Kirsten Hoyer die Initiative vor und erhielten viel Applaus. Dass das globale Pharmaunternehmen gezielt auch in den europäischen Markt investieren will und sich für Berlin als Hauptstandort entschieden hat, unterstreicht die positive Stimmung, die derzeit in der Pharmabranche in Deutschland zu spüren ist. Auch wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen aus ihrer Sicht alles andere als perfekt sind, bewegt sich der Markt in Sachen Transformation. Es tut sich was – und MSD will den Innovationsmotor mit Investitionen ankurbeln.
Was ist das MSD Idea Studio?
„Seit einem knappen Jahr arbeiten Kirsten Hoyer und ich gemeinsam am Konzept für das Idea Studio Europe,“ erklärt Jutta Klauer, die bei MSD für digitale Partnerschaften zuständig ist. Kirsten Hoyer ist Mitglied der Geschäftsleitung von MSD Deutschland und verantwortet die Bereiche Public Affairs und Digital Partnerships. „Das fühlt sich an, als würden wir ein Start-up innerhalb des Unternehmens gründen.“ Tatsächlich gibt es zwei MSD Idea Studios. Eines befindet sich in Singapur für die Region Asien-Pazifik, das MSD Idea Europe Studio ist in Berlin angesiedelt. „Die Start-up-Szene im Gesundheitsbereich ist in Berlin sehr stark“, sagt Kirsten Hoyer. Eine, die schon geliefert habe, ergänzt Jutta Klauer. Liefern wollen sie auch. Mit einem agil aufgestellten Team wollen sie die besten digitalen Gesundheitslösungen identifizieren, testen und skalieren. Mit einem klaren Fokus auf Prävention, Gesundheitskompetenz, Früherkennung und Diagnose, Therapieunterstützung und Fernüberwachung sowie die Optimierung klinischer Studien, setzt das MSD Idea Studio auf die Zusammenarbeit mit Start-ups und den Einsatz von Venture Capital. Das stammt aus dem MSD Global Health Innovation Fund. Mehr 15 Millionen Euro sollen in das Idea Studio fließen.
Was macht den Unterschied?
Genau das unterscheidet diese Initiative laut Jutta Klauer von anderen Digital Health Hubs. „Der größte Unterschied ist, dass wir das ganze Programm aufsetzen in Zusammenarbeit mit unserem Venture- Capital-Arm.“ Dieser operiere eigenständig und ist seit 14 Jahren als strategischer Investor in der Gesundheitsbranche unterwegs. „Dieses Zusammenspiel von Investition in Start-ups einerseits und andererseits echte Partnerschaften einzugehen, um in einem Land, in einer Region eine innovative Idee in die Versorgung zu bringen, das macht den Unterschied“, fasst Jutta Klauer zusammen.
Wo sind die Pain Points?
Ein neues Büro wird es für das MSD Idea Studio Europe in Berlin nicht geben, genutzt wird der MSD Hub Berlin am Alexanderufer 1. Hier schlägt das Herz des Projekts. Jutta Klauer und Kirsten Hoyer bauen von hier aus ein agiles Team auf, das innovative digitale Ideen für das Gesundheitswesen aufspüren und begleiten soll. Dafür greifen sie auf Expert:innen im eigenen Unternehmen sowie auf bestehende Digital-Health-Partnerschaften zurück. Gleichzeitig bauen sie weitere Ressourcen auf, um bedarfsgerecht und international agieren zu können.
Doch welche Ideen bringen das Gesundheitswesen voran? Ganz einfach: Solche, die ein Problem lösen. „Wir identifizieren die Versorgungslücken im System“, sagt Jutta Klauer. „Aus diesen Pain Points, die wir zum Teil auch in den Indikationen aus unserem Portfolio sehen, im Zusammenspiel mit Patient:innen und / oder Ärzt:innen sowie anderen Stakeholdern aus dem System entstehen neue Möglichkeiten für den Einsatz von Digital Health.“ Nun gibt es eine ganze Reihe von Optimierungspotentialen in der Gesundheitsversorgung. Daher wurden im Vorfeld vier grobe Use Cases und drei Indikationsbereiche definiert, auf die sich das MSD Idea Studio Europe konzentrieren wird. Dieser Fokus hilft, die Anwendungsfelder einzugrenzen. „Darüber hinaus stehen wir im Austausch mit unseren internationalen Kolleginnen und Kollegen, die die Indikationsgebiete betreuen. Ihre Erfahrung fließt in die Priorisierung von Projekten und Partnerschaften ein“, so Klauer.
Fokus behalten, konkret bleiben
Ist das Problem erkannt, geht es an die Lösung. „Wir haben einen Screening- und einen Scouting Prozess für existierende Digital Health Lösungen entwickelt“, erklärt Jutta Klauer. So käme man idealerweise zu potenziellen Startup-Partnern und würde dann in eine Umsetzung gehen. Das sieht, grob skizziert, so aus: Pilotprojekt mit einer Hypothese, Umsetzung, Evaluation, sowie Skalierung der Geschäftsidee. Der Prozess, sagt Hoyer, braucht Zeit – und die ist knapp. Denn die Initiative MSD Idea Studio ist auf drei Jahre begrenzt. „Für uns ist das ein klassischer Investmentzyklus“, erläutert Kirsten Hoyer. „Das fühlt sich an wie ein Sprint und das ist auch ganz bewusst so gewählt. Dadurch zwingen wir uns selbst auch fokussiert zu bleiben.“ Das eigene Erfolgskriterium sei Qualität, nicht Quantität. Die MSD Idea Studios wollen nicht unendlich viele Projekte realisieren, sondern solche, die einen spürbaren Mehrwert für die Gesundheitsversorgung bringen. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir in den ersten drei Jahren konkrete Projekte umsetzen können“, stellt Kirsten Hoyer fest.
Fazit
Erste Start-ups hätten laut Unternehmen bereits die Initiative ergriffen und Kontakt aufgenommen. Das Feedback der Akteure im Gesundheitswesen sei positiv und die Resonanz hoch. Mit einem klaren Fokus auf Qualität und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, könnte das MSD Idea Studio in den kommenden Jahren voraussichtlich eine zentrale Rolle in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens spielen. Der nächste große Meilenstein ist jedenfalls schon in Sicht. Zwei Pipeline-Projekte sind bereits in Arbeit.