Interview: Bootcamp für Start-ups im Digital Health

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Mentoring beim Startupbootcamp Digital Health

Das weltweite „Startupbootcamp Digital Health“ will nichts weniger als „das reaktive Gesundheitssystem von heute radikal verändern“. Wir sprachen mit dem Managing Director für das Berliner Event über das deutsche Programm, den Auswahlprozess und die Partner.

Mit einem neuen Unternehmen Fuß zu fassen, bevor das Kapital verbraucht ist, ist nicht leicht. Damit Start-ups im Gesundheitswesen leichter finanzkräftige Investoren finden und schneller in den Markt kommen, hilft das „Startupbootcamp Digital Health Berlin“ mit einer Art intensivem Trainingslager für die Gründer. Startupbootcamp unterstützt innovative Unternehmen, die medizinisches Wissen mit intelligenten Technologien kombinieren, mit Kapital und durch ein intensives Mentoring. Als Mentoren sind unter anderem Unternehmen wie Sanofi, Philips, Arvato Bertelsmann und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) angetreten.

Am 4. September durften nun elf Startups aus dem Bereich Digital Health in das 90-tägige Acceleration-Programm einsteigen. Diese Firmen aus sechs Ländern wurden aus mehr als 3.000 Unternehmen aus aller Welt ausgesucht. Dazu hatten die Top-20-Start-ups zuvor zehn intensive Feedback-Sessions mit Partnern, Mentoren und Industrie-Influencern zu durchlaufen. Darin mussten die Gründer ihre Ideen und Geschäftsmodelle vorstellen und ihre Anpassung an die Schwerpunkte der kommenden Acceleration-Phase mit Schwerpunkten wie „Bewusstsein und Symptome“, „Therapieentscheidung“,“Behandlung, Nachfolgetherapie und Sekundärprävention“ oder „Verhaltensänderung“ beweisen.

Was die Start-ups in der Acceleration-Phase erwartete und wie es mit ihnen danach weitergeht, berichtet Lars Buch, Managing Director des Startupbootcamp Digital Health Berlin im Interview.

Digital Health von morgen: Die Teilnehmer der Selection Days beim Startupbootcamp Berlin
Selection Days beim Startupbootcamp Digital Health in Berlin

Health Relations: Wie kam es zu der Idee, ein Bootcamp für Digital-Health-Start-ups zu gründen?

Lars Buch: „Startupbootcamp“ hat sich in den vergangenen Jahren auf die Schnittstelle zwischen Firmengesellschaften, die bereits im Markt etabliert sind, und Start-ups mit neuen, durchschlagenden Ideen konzentriert. Wir fangen mit unserer Arbeit da an, wo der Markt für den Wandel reif und bereit ist, mit Start-ups wie Financial Technologies und Insurance Technologies zu arbeiten. Der Healthcare-Markt zeigt viele der gleichen Trends, und als wir in Berlin die Unterstützung von fünf starken Industriepartnern fanden, die das Gesundheitssystem darstellen, war es eine gute Gelegenheit, in Berlin als Digital-Health-Beschleuniger für die EU, USA und China zu starten.

Health Relations: Warum brauchen Start-ups im digitalen Healthcare-Bereich besondere Unterstützung?

Compliance-Themen, unterschiedliche Marktkräfte und längere Entwicklungszeiten, die für die Validierung benötigt werden – das sind alles Faktoren, die das Überleben der Start-ups gefährdet.Lars Buch: Um ein Start-up im Bereich Digital Health mit einer Art von wissenschaftlichen oder klinischen Differenzierung zu starten, ist es eine gute Idee, eine B2C-App zu entwickeln. Compliance-Themen, unterschiedliche Marktkräfte und längere Entwicklungszeiten, die für die Validierung benötigt werden – das sind alles Faktoren, die das Überleben der Start-ups gefährdet. Darum können sie alle Unterstützung gebrauchen, die sie bekommen können. Wir sehen eine Menge von jungen Digital-Health-Start-ups, die eine frühe Finanzierung erreichen, aber nie wirklich Fahrt aufnehmen können, weil die Aufgabe zu groß ist für ein kleines Team.

Health Relations: Was passiert in der nächsten Phase Ihres Bootcamps?

Lars Buch: Wir haben Montag vor einer Woche gestartet, und die Mannschaften haben rund 100 Stunden gearbeitet, um eine Strategie für die nächsten sechs Monate zu erarbeiten. Jetzt bringen wir 150 Mentoren ins Spiel, um das Programm zu beschleunigen und die Start-ups da zu unterstützen, wo sie es am meisten brauchen.

Health Relations: Was zeichnet die elf Unternehmen aus, die am Bootcamp teilnehmen dürfen? Warum haben Sie sich gerade für diese elf entschieden?

Lars Buch: Wir suchen das Gleiche wie alle anderen Investoren in einem Start-up: Die Lösung eines echten Problems in einem großen Markt, eine Art von Differenzierung, die das Start-up besonders macht und ein Team, das richtig arbeiten und das Tempo halten kann, um die Lösung auf den Markt zu bringen. Außerdem suchen wir nach Lösungen, bei denen unsere Partnerunternehmen mithilfe einer Partnerschaft Starthilfe leisten können, um in dem Markt zu kommen.

Health Relations: Wie geht es mit den Start-ups weiter? Was passiert am Ende des Bootcamps?

Lars Buch: Wir arbeiten in diesem Jahr mit elf erstaunlichen Startups. Am Ende des Bootcamps markieren wir das Ende des Programms mit unserem Demo-Tag am 30. November. Danach suchen wir Investitionen und einen echten Marktzugang und werden die meisten von ihnen hoffentlich als echte Unternehmen mit echten Mehrwertlösungen für das Gesundheitssystem entlassen.

Health Relations: Was erwarten die Mentor-Unternehmen von ihrem Engagement für das Bootcamp?

Lars Buch: Unsere Partner haben unterschiedliche Anreize, sich dem Programm anzuschließen, aber ich glaube, dass alle von ihnen das Interesse an neuen, frischen Ideen teilen und echte Probleme im aktuellen System beheben wollen. Und es ist sehr schön zu sehen, dass auch große Firmen den Wunsch zeigen, den jungen Start-ups zum Erfolg zu verhelfen. Die einzelnen Personen, die unsere Partner im Programm vertreten, engagieren sich auch auf persönlicher Ebene.

Health Relations: Welche Unternehmen und welche Trends werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen?

Lars Buch: Die Pharmaunternehmen haben riesigen Reichtum angesammelt, und die Versicherungsgesellschaften haben eine Menge Power im System. Beide Gruppen stehen unter Druck, dem technologischen Fortschritt gerecht zu werden. Aber beide Gruppen zeigen nun auch Interesse, etwas Neues auszuprobieren. Wir freuen uns darauf zu erfahren, wie weit es unsere jungen Unternehmen in diesen Bereichen schaffen werden. Personalisierte Medizin, Big Data und schließlich künstliche Intelligence-Lösungen, die an realen Daten von Patienten arbeiten, werden unser reaktives Gesundheitssystem von heute in Richtung Prävention, Vorhersage und intelligenter Services radikal verändern.

Alle Bilder: © Startupbootcamp

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