Prävention statt Intervention. Longevity als Konzept ist bisher nur einem kleinen Teil der Bevölkerung bekannt. Gleichzeitig steigt das Interesse an gesundem Altern, Prävention und Ernährung. Das zeigt die Studie „BCN Deutschland-Puls 2025“.

Begriffe wie Longevity und Bio-Hacking sind in Deutschland noch kaum verbreitet. Laut einer repräsentativen Umfrage des Vermarkters BCN, die auf Daten von über 2.000 Befragten basiert, kennen nur 15 Prozent den Begriff Longevity. Präventive Gesundheitsmaßnahmen wie Ernährung oder Vorsorgeuntersuchungen sind hingegen deutlich bekannter.

Definition: Was bedeutet Longevity?

Longevity beschreibt einen medizinischen Ansatz, der altersbedingte Krankheiten frühzeitig erkennt und vermeidet. Ziel ist es, altersassoziierte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, Typ-2-Diabetes oder neurodegenerative Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen und idealerweise zu verhindern– Stichwort „Gesundheitsprävention“. Medizin ist heute noch häufig reaktiv, sie interveniert, wenn eine Krankheit bereits da oder fortgeschritten ist. Das Thema „Langlebigkeit“ wird als eines der großen, zukünftigen gesellschaftlichen Trends gehandelt und war auch Thema auf dem BCN Health Lab 2025.

Wie bekannt ist Longevity?

Longevity gilt als aufkommender Trend im Gesundheitsmarkt, jedoch sind Begriffe wie „Bio-Hacking“ (13 %) oder eben „Longevity“ (15 %) der Mehrheit der Befragten noch gänzlich unbekannt. Das geringe Wissen um den Begriff steht im Gegensatz zu einer steigenden Nachfrage nach präventiven Lösungen, etwa genetischer Analyse oder individualisierter Ernährung. „Die Erwartung, dass Longevity sich bereits als Trendthema etabliert hat, wurde nicht bestätigt. Stattdessen zeigen die Zahlen, dass Longevity und Bio-Hacking als Begriffe eher unbekannt sind“, so die Einschätzung des Vermarkters BCN.

Technologische Methoden wie Gesundheitstracker oder Genanalysen stoßen auf Interesse: 28 Prozent wünschen sich laut BCN-Umfrage eine genetische Auswertung zur individuellen Gesundheitsoptimierung. Nur etwa ein Fünftel überwacht bisher regelmäßig Körperwerte wie Herzfrequenz, Schlaf oder Blutzucker mit Tools zur digitalen Selbstvermessung. Die technischen Messmöglichkeiten sind also bekannter als das Konzept bzw. der Begriff „Longevity“.

Was ist die Studie "BCN Deutschland-Puls"?

Die erstmals erschienene Studie „BCN Deutschland-Puls 2025“ untersucht die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Entwicklungen im Gesundheitswesen. Herausgeber ist der Crossmedia-Vermarkter BCN.  Die Studie basiert auf mehreren repräsentativen Erhebungen, dazu gehören unter anderem die Studienreihen b4p und b4p extra sowie eine zusätzliche Online-Befragung von BCN mit 2.000 Teilnehmenden, die repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren angelegt wurde. Die Studie ist künftig in einem jährlichen Turnus geplant.

Was machen Menschen präventiv für ihre Gesundheit?

Viele Menschen setzen auf einfache Maßnahmen der Gesundheitsprävention, um ihre Lebensqualität im Alter zu erhalten. Laut BCN achten zwei Drittel der Befragten auf eine ausgewogene Ernährung. 67 Prozent ist die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen bewusst. Verpflichtende Screenings, etwa für Haut- oder Darmkrebs, findet jedoch nur etwa jeder zweite gut.

Gesund altern lässt sich durch ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Stressreduktion, guten Schlaf und soziale Einbindung („keine Einsamkeit“) unterstützen. Ergänzend helfen Vorsorgeuntersuchungen und digitale Gesundheitstools. Dass ein gesunder Lebensstil wirkt, zeigen mehrere Studien, wie beispielsweise eine Analyse von über 110.000 Gesundheitsfachkräften aus der Harvard School of Public Health, veröffentlicht im British Medical Journal (BMJ, 2020), die ergab, dass 50-jährige Frauen mit vier von fünf gesunden Lebensstilfaktoren im Schnitt über 10 Jahre, Männer rund 8 Jahre länger ohne Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes lebten.

Welche Rolle spielen Nahrungsergänzungsmittel bei Longevity?

Inzwischen haben auch Nahrungsergänzungsmittel Einzug in den Alltag vieler Menschen erhalten. Vitamine (vor allem Vitamin C) oder Mineralstoffe (Magnesium) nutzen zwei Drittel mehrmals pro Monat. Interessant: Nahrungsergänzungsmittel werden nicht genommen, um den Alterungsprozess zu verlangsamen, sondern eher, um gesund älter zu werden (19 %). BCN sieht vor allem bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten noch Wachstumspotenzial im Gesundheitsmarkt für diese Produkte.

Ernährung ist der Forschung zufolge jedoch nur eine der Säulen für ein langes, gesundes Leben, neben Bewegung, Schlaf und Stressmanagement. Daneben scheinen auch psychosoziale Faktoren wie „keine Einsamkeit“ offenbar eine wichtige Rolle zu spielen.

Longevity als Chance für Pharmaindustrie und Gesundheitsmarketing

Die wachsende Aufmerksamkeit für Longevity und präventive Gesundheit eröffnet auch für die Pharmaindustrie und das Gesundheitsmarketing neue Perspektiven. Während die klassische Pharmaforschung bislang vor allem auf die Behandlung bereits bestehender Krankheiten ausgerichtet war, rücken nun Prävention, Früherkennung und der Erhalt von Lebensqualität stärker in den Fokus. Pharmaunternehmen investieren zunehmend in innovative Wirkstoffe, die gezielt altersbedingte Prozesse beeinflussen, sowie in digitale Lösungen, die individuelles Gesundheitsmonitoring und personalisierte Prävention ermöglichen.

Gleichzeitig verändert sich die Ansprache der Zielgruppen: Statt rein krankheitszentrierter Kommunikation gewinnen Themen wie gesunder Lebensstil, Präventionsangebote und Gesundheitskompetenz an Bedeutung. Für das Marketing bedeutet das, Menschen nicht nur als Patientinnen und Patienten, sondern als aktiv Gestaltende ihrer Gesundheit anzusprechen. Und dazu braucht es hochwertige, verständliche und motivierende Inhalte. Auch im Pharmamarketing rückt Longevity zunehmend in den Fokus der Kommunikation mit Ärztinnen und Ärzten: Um in der Flut an Informationen sichtbar zu bleiben, setzen Unternehmen verstärkt auf personalisierte, evidenzbasierte und praxisnahe Inhalte, zum Beispiel durch digitale Fortbildungen, multimediale Studienzusammenfassungen und Omnichannel-Strategien, die den konkreten Informationsbedarf im ärztlichen Alltag adressieren. So kann Longevity zu einem verbindenden Thema werden, das medizinische Innovation, gesellschaftlichen Wandel und individuelle Gesundheitsziele miteinander verknüpft.

Fazit: Ist Longevity in Deutschland bereits ein Gesundheitstrend?

Longevity ist als Begriff noch wenig verbreitet, doch das Interesse an präventiver Gesundheit und gesundem Altern ist deutlich ausgeprägt. Die Ergebnisse der BCN-Studie zeigen eine hohe Sensibilität für präventive Gesundheitsthemen. Ernährung, Supplemente und Vorsorge stehen im Alltag vieler Menschen bereits im Vordergrund. Die Daten deuten auf erhebliches Potenzial für Aufklärung und gezielte Kommunikation im Gesundheitsmarkt hin.

Zusammenfassung: Ist Longevity ein Trend?

Longevity ist in Deutschland noch kein breiter Trend: Nur 15 Prozent kennen den Begriff, Bio-Hacking ist 13 Prozent geläufig. Gleichzeitig zeigen viele Menschen ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein: Zwei Drittel achten auf Ernährung, nutzen Vitamine oder Mineralstoffe und 67 Prozent kennen den Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen. Die Idee hinter Longevity ist: Erkrankungen wie Krebs, Herzleiden oder Diabetes sollen durch Aufklärung und Screening früh erkannt und verhindert werden. Techniken wie Genanalysen oder Gesundheitstracker sind bekannt, werden aber noch eher selten angewendet. Die Ergebnisse stammen aus der repräsentativen Studie „BCN Deutschland-Puls 2025“.

Lesetipp: Schwerpunkt Longevity im Deutschen Ärzteblatt

Für alle, die tiefer in das Thema „Longevity“ eintauchen möchten, empfehlen wir den Artikel „Gesundheitstrend Longevity: Auf der Suche nach dem Jungbrunnen“ aus dem Deutschen Ärzteblatt. Medizinjournalist Valentin Frimmer beleuchtet darin, wie Wissenschaft und Forschung aktuell an Methoden zur Verlängerung der gesunden Lebensspanne arbeiten. Der Beitrag diskutiert, dass es zwar noch keine „Pille gegen das Altern“ gibt, sich aber sich bei Medikamenten interessante Entwicklungen abzeichnen. Der Artikel geht auf Wirkstoffe bzw. Wirkstoffgruppen, wie Rapamycin, Metformin,GLP-1-Rezeptor-Agonisten und Senolytika ein, die in der Altersforschung eine wichtige Rolle spielen. Er setzt sich auch kritisch mit dem Thema Langlebigkeit in sogenannten „Blue Zones“ auseinander.