Lebensphasenorientiert: Flexible Arbeitszeit am Klinikum Saarbrücken

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Personaldirektor Thomas Hesse: "Kurzfristige Arbeitszeitveränderungen bedeuten zwar immer einen administrativen Aufwand, aber mit einer strukturierten Ablauforganisation lassen sich diese Prozesse gut bewältigen." © Klinikum Saarbrücken
Nur mit zufriedenen Arbeitnehmern wird man als Krankenhaus zu einem attraktiven Arbeitgeber. Am Klinikum Saarbrücken geht diese Rechnung auf: Seit neun Jahren arbeitet das Klinikum mit flexiblen Wahlarbeitszeit-Modellen.

Moderne Arbeitszeitregelungen mit Teilzeit, Flexibilität und ausgewogener Work-Life-Balance sind für Kliniken, die rund um die Uhr einsatzbereit sein müssen, nicht einfach zu realisieren. Dennoch gibt es die Möglichkeit, lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle zu entwickeln (Health Relations berichtete) und damit die Zufriedenheit und Entlastung der Ärzte zu steigern. Schon seit rund 20 Jahren hat das Klinikum Saarbrücken mit flexiblen Arbeitszeitmodellen gute Erfahrungen gesammelt, 2011 wurde dann das sogenannte „Wahlarbeitszeit-Modell“ eingeführt, das in einer Betriebsvereinbarung festgeschrieben ist.

Das heißt: Jede Vollzeitkraft kann ohne Angabe von Gründen mit einer Ankündigungszeit von drei Monaten zum Monatsende die tarifliche Arbeitszeit auf 80 Prozent verringern. Die Vergütung wird entsprechend gekürzt. Die Arbeitszeit kann befristet, mindestens für ein halbes Jahr, reduziert werden. Erst nach sechs Monaten kann die Arbeitszeit wieder aufgestockt werden. Sie kann aber auch  unbefristet  reduziert werden.

Teilzeit wegen Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen

„War es früher eher die Kinderbetreuung, ist heute immer häufiger die Pflege von Angehörigen Grund, die Arbeitszeit zu reduzieren. Darüber hinaus wird die Arbeitszeit auch reduziert, um berufsbegleitend ein Studium zu absolvieren. Für andere ist es auch eine Frage der Lebensqualität, weniger zu arbeiten“, benennt Personaldirektor Thomas Hesse die Gründe, warum Mitarbeiter ihre Arbeitszeit verringern  wollen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Sollten in einer Abteilung oder in einem Bereich mehr als 20 Prozent der Beschäftigten die Wahlarbeitszeit in Anspruch nehmen wollen, kann das Klinikum die Zahl der Teilzeit-Beschäftigten auf 20 Prozent begrenzen.

Nicht immer ist die Entscheidung zur reduzierten Arbeitszeit ein langfristiger Schritt. „Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.  Manche Beschäftigte in Teilzeit wollen ihre Arbeitszeit wieder erhöhen – auch befristet. Wir stellen zunehmend fest, dass diese Schwankungen – mal mehr, mal weniger Stunden zu erbringen, zur Normalität werden.“ Um dieser  Variabilität gerecht zu werden, arbeitet das Klinikum mit einem flexiblen Zeitwirtschaftssystem.

Identifikation mit Arbeitgeber steigt

Sein Fazit nach neun Jahren lebensphasenorientierter Personalpolitik fällt positiv aus: „Die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt, was auch zu einer höheren Bindung und Identifikation mit dem Arbeitgeber führt. Besonders wichtig ist dabei, Stressfaktoren zu reduzieren. Dazu gehören zum Beispiel Betreuungsangebote für Kinder von Beschäftigten oder für pflegebedürftige Angehörige.“

Das Klinikum hat schon frühzeitig auf Angebote, die sich an den Mitarbeiterbedürfnissen orientieren,  elektronische Zeiterfassung und flexible Dienstplanung gesetzt. Doch  steigt durch die hohe Flexibilisierung nicht der administrative Aufwand für die Personalabteilung? „Kurzfristige Arbeitszeitveränderungen bedeuten zwar immer einen administrativen Aufwand, aber mit einer strukturierten Ablauforganisation lassen sich diese Prozesse gut bewältigen“, sagt Thomas Hesse. Er versteht seine Abteilung als „Dienstleister für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Sind die Mitarbeiter zufrieden und motiviert, bleiben sie dem Klinikum lange erhalten –  und das bedeutet letztlich auch geringere Recruiting-Kosten.


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