Wenn man Marketingverantwortliche in Pharmaunternehmen nach den zeitaufwendigsten Herausforderungen in ihrem Arbeitsalltag befragt, lautet mit Sicherheit eine der Top 5-Antworten: die Freigabeprozesse für Inhalte in Zusammenarbeit mit den medizinischen und rechtlichen Abteilungen. Insbesondere im Gesundheitswesen, wo die Zuverlässigkeit, Aktualität und Qualität der bereitgestellten Informationen unerlässlich sind, erweisen sich Freigabe- und Abstimmungsprozesse oft als äußerst zeit- und ressourcenintensiv. Zugleich stellt die stetig wachsende Vielfalt an Kanälen, deren Informationshalbwertszeit variieren kann, eine Herausforderung dar: multichannel, multistakeholder – mit einer zunehmend komplexen Dynamik.
Wie lassen sich die gestiegenen Anforderungen von Unternehmen und Agenturen bewältigen, ohne das Budget und die Ressourcen kontinuierlich zu erhöhen? Eine Lösung könnte die Implementierung einer sogenannten „Modular-Content-Strategie“ sein.
Im Bereich der Gesundheitsversorgung ist die Informationsbereitstellung besonders sensibel und komplex. Patient:innen, Angehörige und Fachpersonal sind auf der Suche nach klaren, verlässlichen und medizinisch geprüften Informationen – und das auf sämtlichen verfügbaren Kanälen. Auch, wenn viele Inhalte ähnlich sind, ist in der Regel eine erneute Freigabe jedes einzelnen Assets nötig – ein zeitaufwendiger Prozess.
Ein Beispiel: Modular Content für OTC-Produkte
Ein Unternehmen verfügt über mehrere OTC-Produkte in seinem Sortiment, darunter Halsschmerztabletten, Abführkapseln und ein Mittel gegen Blasenentzündung. Für jede dieser Marken betreibt das Unternehmen eine Website mit Blog, einen Instagram-Kanal, einen Newsletter und ein E-Detailing für Healthcare Professionals (HCPs). Auf jeder Website gibt es wahrscheinlich mindestens einen Artikel, der die Bedeutung von ausreichendem Trinken bei der jeweiligen Indikation betont, wobei der Fokus jedoch unterschiedlich ist.
Im Rahmen des Modular-Content-Ansatzes würde man einen Blogartikel aus eigenständigen Bausteinen erstellen, darunter Textmodule mit Quellenangaben, Bilder und Infografiken. Diese Bausteine werden einmal freigegeben und anschließend immer wieder neu arrangiert, wobei sie mit Modulen zu indikationsspezifischen Inhalten angereichert werden. Ein Modul findet seinen Platz im Newsletter, ein Bild wird in den sozialen Medien geteilt, und die freigegebene Infografik zur Wirkstudie wird im E-Detailing verwendet.
Welche Vorteile bietet Modular Content?
- Optimierung der Freigabeprozesse
Nach einmaliger Freigabe lassen sich die einzelnen Module flexibel kombinieren, in verschiedene Landessprachen übersetzen und auf unterschiedlichen Plattformen einsetzen, ohne jedes Mal erneut den Freigabeprozess initiieren zu müssen.
- Leichter Personalisieren
Patient:innen, Angehörige, Healthcare Professionals – all diese Personengruppen haben ihre individuellen Bedürfnisse. Modularer Content kann mühelos angepasst werden, um maßgeschneiderte Informationen für verschiedene Zielgruppen bereitzustellen. Die Module eignen sich ebenso als Grundlage für KI-gestützte Marketing-Automationstools.
- Verlässliche Konsistenz
Die Konsistenz der Informationen ist für Marken ein entscheidender Faktor beim Aufbau von Vertrauen. Die wiederholte Nutzung bereits freigegebener Contents stellt sicher, dass die Informationen über alle Kanäle hinweg einheitlich und fehlerfrei präsentiert werden. Zur Etablierung einer „Single Source of Truth“ kann eine Content-Management-Lösung hilfreich sein.
- Mehr Agilität
Die medizinische Welt unterliegt einem raschen Wandel. Modularer Content ermöglicht eine zügige Anpassung an neue Erkenntnisse, indem existierende Bausteine schnell aktualisiert oder, falls notwendig, durch neue ersetzt werden können.
Wie startet man eine Modular-Content-Strategie?
Ganz so mühelos, wie im oben genannten Lego-Beispiel dargestellt, ist die Implementierung modularer Content-Strategien leider nicht. Die nötigen Schritte, um zu starten, können zunächst herausfordernd erscheinen: Eine sorgfältige Planung ist notwendig, ebenso der Aufbau eines strukturierten Content-Pools und die Entwicklung von intelligenten Vorlagen. Besonders essenziell ist die Bereitschaft, sich von festgefahrenen Content-Formaten und vor allem Prozessen zu lösen. Hierbei ist es entscheidend, alle relevanten Stakeholder mitzunehmen und zu überzeugen. Denn der Aufwand lohnt die Mühe: Sobald etabliert, ermöglicht Modular Content eine flexible, effiziente und vor allem wirkungsvolle Kommunikation.
Fazit
Der Einsatz von Modular Content eröffnet neue Möglichkeiten, um Herausforderungen im Freigabeprozess zu bewältigen. Die Analogie zum Bau eines Lego-Hauses verdeutlicht die Flexibilität und Effizienz dieses Ansatzes, der nicht nur Zeit und Ressourcen spart, sondern auch die Personalisierung, Konsistenz und Anpassungsfähigkeit fördert. Durch die intelligente Nutzung von Content-Bausteinen können Pharmaunternehmen im Gesundheitswesen agile, wirkungsvolle Kommunikationsstrategien entwickeln. Ein bewusster erster Schritt in die Welt des Modular Content eröffnet viele Chancen für eine effiziente Informationsvermittlung, die einen gewissen Initial-Aufwand mehr als wettmachen.