Innovationsforum Krankenhaus: So sehen Entscheider die Klinik der Zukunft

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Beim Workshop
Beim Workshop "Innovationsforum Krankenhaus" wurde intensiv an den Themen "Klinik 4.0", "Arbeitgeberattraktivität" und "Ergebnisse Innovationsforum 2018" gearbeitet, © Krell
Die Klinik der Zukunft bildet Netzwerke. Digitale Services für Patienten und Arzt erleichtern den Klinikalltag. Doch ohne vorherige Portfolioanalyse greifen die besten Digitalisierungsmaßnahmen nicht. Wie die Klinik 4.0 aussehen kann, diskutierten rund 30 Führungskräfte beim Innovationsforum Krankenhaus im Deutschen Ärzteverlag.

Von einer Digitalisierung des Aufnahmeprozesses, über den Einsatz von Robotik bis hin zu onlinegestützten Leistungsangeboten für den Patienten – in den Kliniken sind die Transformationsprozesse nicht mehr aufzuhalten. Entscheider aus Krankenhäusern deutschlandweit – von Pflegedirektoren über Management und Geschäftsführung bis hin zu Chefärzten und ärztlichen Direktoren – diskutierten beim Innovationsforum Krankenhaus, das am 4. Juni zum zweiten Mal in Folge im Deutschen Ärzteverlag stattfand, unter anderem welche Entwicklungen hin zu einer vernetzten und digitalisierten Krankenhauswelt bereits Fahrt aufgenommen haben.

„Es hat sich gezeigt, dass sich die Einrichtungen thematisch bereits intensiv mit den Handlungsfeldern der Klinik 4.0 auseinandersetzen, aber die Komplexität und zeitliche Dimension – insbesondere in Bezug auf eine neue Zusammenarbeitskultur – eine große Herausforderung für alle Beteiligten ist“, sagte Christiane Reuter-Herkner, die Mitglied im Initiativkreis neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK) ist.

Bessere Patientenservices: Digitaler Aufnahmeprozess und Krankenhaus-App

Im Fokus zukünftiger Krankenhausprozesse steht dabei die optimale Patientenversorgung, die durch IT-gestützte Prozesserleichterungen an Qualität gewinnen soll. So sollen Patienten zukünftig in einem digitalen Aufnahmeprozess selbst „einchecken“ können. Ihre elektronische Patientenakte macht es darüber hinaus möglich, über Vorerkrankungen und Indikationen ganzheitlich informiert zu werden und mit der Krankenhaus-App können die stationär Aufgenommenen ihren Aufenthalt einfacher und angenehmer gestalten – beispielsweise mit der digitalen Essensbestellung bis hin zur Transparenz von Wartezeiten, die via App abrufbar sind. So die Zukunftsvision.

Aber es stehen noch mehr To-Dos auf der Liste der Diskussionsteilnehmer: Die telemedizinische Vernetzung von Arzt und Patient wird immer wichtiger (Health Relations berichtete), die Klinik 4.0 richtet Patientenportale ein und vergibt Termine für Operationen und Sprechstunden automatisiert. Auch die Förderung der Eigenverantwortung des Patienten bis hin zur Patienten-Teilhabe zählen zu den Möglichkeiten, die das Krankenhaus der Zukunft bietet.


Die To-Do-Liste der Krankenhäuser ist lang, wirft man einen Blick auf die Buzzwords, die die Zukunftsvision der digitalisierten Krankenhauswelt zeichnen:

  • Authentische Führung mit Kontakt zur Basis: z.B. Hospitationen
  • Strukturierter Wissenstransfer, z.B. via Mitarbeiter-App
  • Begleitung des Kulturwandels unter den Mitarbeitern
  • Organisation von Mitarbeiterbeteiligungen
  • People analytics: Die Analyse von Mitarbeiter- und Patientendaten
  • Dezentralisierung von Verantwortung
  • Implementierung einer Fehlerkultur
  • Big Data
  • Telemedizin unter den Mitarbeitern sowie zwischen Arzt und Patient
  • Zunehmender Einsatz Künstlicher Intelligenz
  • E-Learning für die Mitarbeitenden
  • Mitunternehmertum, Mitarbeiterbeteiligungen
  • Nachhaltige Delegation
  • Berufsgruppenübergreifendes Arbeiten und Denken
  • Mobiles Arbeiten
  • Stärkung des Vertrauens beim Patienten
  • Patientenportale
  • Medizinische Dienstleistungen aus einer Hand
  • Automatisierte Terminierung für OPs, Sprechstunden, etc.
  • Patienten-Teilhabe, Förderung der Eigenverantwortung
  • Digitaler Aufnahmeprozess
  • Digitale, leitlinienorientierte Patientenakte auf Basis von Echtzeitdaten

Digitales Krankenhaus der Zukunft erleichtert Arbeit für Mitarbeiter

Nicht nur für den Patienten, auch für die Mitarbeiter, Führungskräfte und die Gesamtorganisation des Krankenhauses bringt die smarte Vernetzung Veränderungen mit sich. Künstliche Intelligenz erleichtert Arbeitsprozesse, erfordert aber auch eine entsprechende Schulung und kommunikative Begleitung der Mitarbeiter. Ob die digitalisierte Triagierung der Notaufnahme, also die Priorisierung mit der Patienten medizinisch behandelt werden, oder eine webbasierte Dienstplanung, die auf Basis von Wünschen und Angaben der Ärzte und Pflegekräfte via Algorithmus eine automatisierte Einteilung der Dienste gewährleistet, solche Maßnahmen versprechen eine höhere Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter. Schließlich herrscht hier heute eine große Unzufriedenheit (Umfrage: 80 Prozent der Ärzte würden ihren Job wechseln).

Netzwerk statt Wettbewerb: Zusammenarbeit unter Krankenhäusern

Lars Timm, Regionalgeschäftsführer AMEOS West, © Selbst
Lars Timm, Regionalgeschäftsführer AMEOS West, © Selbst

„Was uns für die zukünftige Entwicklung und voranschreitende Digitalisierung stark beschäftigt, sind vorherige Betrachtungen der Strukturthemen, sprich: Passt das Portfolio der Klinik?“, sagt Dr. Lars Timm, Regionalgeschäftsführer bei AMEOS West. Heißt: Mit dem transparenten Vergleich, den das Internet bietet, und der zunehmenden Vernetzung suchen Patienten immer mehr nach einem Spezialisten für ihr Anliegen und nehmen dabei auch weitere Wege in Kauf. Die Portfolioanalyse sei eine notwendige Voraussetzung für die Implementierung aller Digitalisierungsmaßnahmen und eine zwingende Maßnahme, der sich Kliniken stellen müssen. Die Spezialisierung und Zentralisierung von Gesundheitsversorgern werde das Fundament im Aufbau des Kliniksystems 4.0 bilden.

Detlef Odendahl, Geschäftsbereichsleiter Klinikum Leverkusen, © Selbst
Detlef Odendahl, Geschäftsbereichsleiter Klinikum Leverkusen, © Selbst

Mitunter wird auch eine trägerübergreifende Kollaboration unabdingbar: Die vielfältigen Einflussfaktoren und Herausforderungen der Digitalisierung kann ein Krankenhaus allein nur unter größter Mühe bewältigen, meint Detlef Odendahl vom Klinikum in Leverkusen. „Netzwerk statt Wettbewerb“ lautete sein Appell, der von vielen Teilnehmern geteilt wurde. Tatsächlich könnte sich eine Arbeitsteilung und der Austausch von Informationen lohnen – riskiert man einen Blick auf die umfangreiche To-Do-Liste, die aus dem Innovationsforum hervorgeht.


Nach der Auftaktveranstaltung im Juni 2018 fand das „Innovationsforum Krankenhaus“ im Juni 2019 zum zweiten Mal im Deutschen Ärzteverlag statt. Veranstalter sind der Initiativkreises neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK), der Deutsche Ärzteverlag und Health&Care Management. Neben dem Thema „Klinik 4.0“ widmete sich die diesjährige Veranstaltung den zwei weiteren Schwerpunkten „Arbeitgeberattraktivität – was bewirkt eine Änderung?“ sowie einer „Konkretisierung der Ergebnisse aus dem ersten Innovationsforum“.

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