COMPRIX: „In der Kategorie Digital wird das Rennen eng“
Mit 80 Einreichungen stellte die COMPRIX-Kategorie „Digitale Medien“ in diesem Jahr einen neuen Rekord auf. Welche Formate die Healthcare-Kommunikation 2020 und 2021 prägen und wohin die digitale Reise geht, erzählt Jurymitglied Georgios Manolidis.
Finalisten des diesjährigen Healthcare-Kreativwettbewerbs aus. Die besten von ihnen erhalten am 10. September beim zweiten COMPRIX MEDIAL einen Gold-Award für ihre kreative Leistung.
Georgios Manolidis, Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur cyperfection, ist seit mehr als zehn Jahren Jurymitglied des COMPRIX. In diesem Jahr ist die Healthcare-Branche digital endlich dort angekommen, wo sie sein sollte, meint der Kommunikationsexperte im Interview.
Health Relations: Wie steht es um die Digitalisierung der Healthcare-Kommunikation? Ist der Corona-Schub auch bei den COMPRIX-Einreichungen zu erkennen?Georgios Manolidis:Corona hat die Digitalisierung klar beschleunigt. Was erst in einigen Jahren gekommen wäre, ist jetzt schon da. Digital ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern fester Bestandteil und immer öfter sogar der Kern einer Kampagne oder Idee – sowohl in der Patienten- als auch Fachkommunikation.
Health Relations: Können Sie Beispiele nennen?Georgios Manolidis: Vor ein paar Jahren war etwa der Einsatz von Social Media in der Healthcare-Kommunikation noch eher neu, mittlerweile ist das State-of-the-art. Das heißt: Eine Story wird über die verschiedenen Social-Media-Kanäle gespielt und adäquat umgesetzt. Dabei erleben YouTube, Zoom und Co. durch die im Zuge von Corona verstärkt aufgesetzten Film- und Veranstaltungsformate noch mehr Aufwind. Auch neuere Social-Media-Kanäle, bei denen das Bewegtbild eine zentrale Rolle spielt – wie zum Beispiel TikTok – sind im Kanal-Mix vertreten.
Health Relations: Welche Formate hat die Jury in diesem Jahr zu sehen bekommen?Georgios Manolidis:Erwartungsgemäß war das Online-Event in Form von Fachkongressen- und Tagungen ein großes Thema in den diesjährigen Einreichungen. Früher handelte es sich dabei im Kern meist um physische Veranstaltungen, die online unterstützt wurden. Jetzt war es so, dass die Events komplett virtuell ausgetragen wurden und ein internationales Fachpublikum in den gemeinsamen Austausch gebracht werden konnte.
Health Relations: Online-Events machen inzwischen viele. Was stach bei den COMPRIX-Projekten hervor?Georgios Manolidis:Sicher, virtuelle Veranstaltungen oder Webmeetings macht mittlerweile jeder. Aber wenige schaffen es, dass man am Ball bleibt. Das Publikum über eine gewisse Dauer mitzureißen und in Form von Diskussionen, Feedbacks oder Rückfragen einzubinden – da muss man schon kreativ arbeiten. Hier waren sehr gute Ansätze dabei, die darauf abzielten, ein großes Publikum in einen Dialog zu bringen. Sei es über gute Regiearbeit, Moderation oder interaktive Workshopformate – die Events waren alle sehr professionell umgesetzt.
Health Relations: Auf welche Technologien setzen die COMPRIX-Einsendungen 2021?Georgios Manolidis:Vor ein paar Jahren war Virtual Reality (VR) ein großes Thema. Mittlerweile wird Augmented Reality (AR) verstärkt eingesetzt – etwa als Online-Sales-Vehikel, als App oder auch in Form einer Veranstaltungseinladung. Zum Standard gehören inzwischen auch Sprachassistenten – etwa über Alexa und Co – ebenso wie Kollaborationsplattformen, wie Zoom oder Teams. Hier spielen auch Tools – wie Miro-Board – eine immer größere Rolle, um Ideen gemeinsam ausarbeiten zu können.
Am 23. Juli kam die Digital-Jury des 2021er COMPRIX zusammen. Zum zweiten Mal traf sich das Gremium virtuell. In einem rund fünfstündigen Bewertungsverfahren wählten die 21 Vertreter und Vertreterinnen aus Unternehmen, Agenturen und Medien dabei die „Sicher, virtuelle Veranstaltungen oder Webmeetings macht mittlerweile jeder. Aber wenige schaffen es, dass man am Ball bleibt.“Health Relations: Digital heißt gleichzeitig meist auch Omnichannel. Zeigt sich das im COMPRIX?Georgios Manolidis:Es gab auch monodigitale Kampagnen. Zuwachs bekommen allerdings die integrierten Maßnahmen – sowohl in der Fach- als auch Patientenkommunikation. Die Grenzen zwischen analog und digital verschwinden immer mehr. Omnichannel ist in der Healthcare-Kommunikation voll angekommen. Der COMPRIX muss hier nachziehen und dies in der Kategorisierung berücksichtigen. Das wird eine der Herausforderungen der nächsten Monate/Jahre sein. Daran wird aber bereits gearbeitet. Health Relations: Wo geht die digitale Reise hin? Was erwarten Sie für die Healthcare-Kommunikation 2022?Georgios Manolidis: Die Zukunft liegt meiner Meinung nach in den hybriden Events mit physischen und virtuellen Teilnehmern. E-Commerce wird mehr und mehr in den Pharmavertriebskanälen integriert werden. Und das Thema digitale Services – also Apps oder Content-Hubs – wird im Sinne einer besseren Brand-Experience an Bedeutung gewinnen. Am Ende geht es aber immer – auch beim COMPRIX – darum, die Zielgruppen-Insights genau zu ermitteln. Das heißt: Wer ist meine Zielgruppe, wo ist sie präsent und was bewegt sie? Wer auf dieser Basis dann eine kreative Idee entwickelt und diese gut exekutieren kann, der kann auch mit den nötigen Punkten der Jury rechnen. In diesem Jahr wird das Rennen in jedem Fall eng. Es waren einige gute Ideen dabei – von gut gemachten Patienteninformationskampagnen über E-Training-Methoden bis hin zu virtuellen Veranstaltungen.