Who’s who: Georgios Manolidis, Gründer der Digitalagentur cyperfection

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Bereits seit 23 Jahren führt Georgios Manolidis die Digitalagentur cyperfection, mit Sitz in Ludwigshafen und Berlin. Ein Miteinander auf Augenhöhe und der Mut, eigene Fußmarken zu setzen, zählen für ihn unbedingt dazu. Zum Beispiel, wenn die Agentur im Oktober ins Pop-up-Büro nach Lanzarote zieht.

Seine Leidenschaft für neueste Technologien wurde geboren, als die meisten Bildschirme noch schwarz mit grüner Schrift flackerten und so gut wie alle Anwendungen textorientiert waren. Damals gab es während seines halbjährigen Auslandsstudiums in England rund 100 Computer. Kurze Zeit später wurde das World Wide Web salonfähig – das war der Zeitpunkt, als Georgios Manolidis – zurück an der Fachhochschule in Ludwigshafen – gemeinsam mit drei Freunden seine Digitalagentur „cyperfection“ gründete.

„Wie anfangs die Befehle auf den PCs, waren auch wir noch grün hinter den Ohren“, sagt der Geschäftsführer der Digitalagentur heute. Vier BWL-Studenten, mitten in der Diplomarbeit, keine Kunden, ein winziger Büroraum, aber mit großer Leidenschaft für das neue Medium, das Internet. Eine gute Voraussetzung, wie sich heute zeigt. Aus dem „Spielzeug für Studenten“ – wie Georgios Manolidis die Wurzeln seines Lebenswerkes liebevoll bezeichnet – ist eine erfolgreiche Digitalagentur erwachsen. Von den vier Gründern sind zwei geblieben. Sven Korhummel und Georgios Manolidis.

Von VW zur Healthcare-Branche

Die Digitalagentur cyperfection in Ludwigshafen sitzt in einer komplett sanierten, historischen Werfthalle mit Blick auf den Rhein. © Anne Mück
Die Digitalagentur cyperfection in Ludwigshafen sitzt in einer komplett sanierten, historischen Werfthalle mit Blick auf den Rhein. © Anne Mück

23 Jahre Erfahrung, 45 Mitarbeiter und 950 Quadratmeter Bürofläche in einer historischen, rundum sanierten und modernisierten Werfthalle mit Blick auf den Rhein. „Wasser beruhigt“, sagt Georgios Manolidis über sein Büropanorama am Standort Ludwigshafen. Ein schönes Bild in einer schnelllebigen Zeit, der 49-Jährige mitten drin. Denn nichts fließt so schnell wie die Kommunikation in den neuen Medien. Aber genau das ist es, was den Griechen am Agenturgeschäft reizt. „Meine Neugier auf diese unendlichen Möglichkeiten – das war immer schon der Treiber“, sagt er. Und diese Neugier war ansteckend. Einer seiner ersten Kunden war schließlich VW. „Mit einer Recruiting-Kampagne auf einer Personalmesse sind wir gestartet“, erzählt der Agenturchef. Von da an ging es schnell bergauf. Peu à peu akquirierte die Ludwigshafener Agentur immer mehr Kunden – und immer mehr namhafte und internationale Kunden aus der Pharma-Branche.

„Wieso soll jemand, der chronisch krank ist, sich darüber anders informieren und austauschen wollen als über seine Hobbies?“

Heute machen die Healthcare-Unternehmen rund 80 Prozent des Kundenstamms aus. Was andere als Bürde sehen, sieht Georgios Manolidis als Motivation. „Der Reiz an der Branche sind die Regularien, also die Möglichkeiten, die Kommunikation in diesem Rahmen auszureizen.“ Dabei sind unbedingt auch Ideen aus anderen Branchen sinnvoll. Denn auch hier gehe es in erster Linie um Menschen. Ein Gedanke, der bereits von Beginn an das Schaffen seiner Agentur prägt. „Wieso soll jemand, der chronisch krank ist, sich darüber anders informieren und austauschen wollen als über seine Hobbies? Die Möglichkeiten, wie man die Menschen am besten erreicht und ihre Aufmerksamkeit generiert, sind oft dieselben, unabhängig von der Branche“, sagt der Kommunikationsexperte.

Großes Potenzial für Pharma steckt in Apps und Sprachassistenten

Schon vor zehn Jahren hat Georgios Manolidis den Patienten als Mittelpunkt der digitalen Transformation deklariert, aber damals war „die Patientenkommunikation für viele Pharma-Unternehmen einfach noch ein No-Go.“ Längst hat sich das geändert und die Patient Centricity zählt zu den Werten jedes Pharmakonzerns. Auch Multi-Channel und Social Networking sind inzwischen in der Branche angekommen. „Social Media ist kein Unwort mehr“, resümiert der in Stuttgart geborene Grieche. Nahezu alle Pharmaunternehmen haben heutzutage eine Präsenz in den sozialen Medien und nutzen Ärztenetzwerke, auf denen Services und Informationen angeboten werden. „Inzwischen haben Studien keine 60 Seiten mehr, sondern sind verbraucherfreundlich aufbereitet und zusammengefasst. Es hat sich sehr, sehr viel getan, aber es gibt auch noch riesiges Potenzial“, sagt Georgios Manolidis. Zum Beispiel bei der Nutzung von Apps und Sprachassistenten. Viele haben hier Angst vor Datenschutzlücken. Dabei stelle der „Smart Speaker“ bzw. „Personal Assistant“ gerade für ältere Menschen einen großen Mehrwert da.


3 Fragen, 3 Entscheidungen

Risiko oder Sicherheit? Das fragen Sie jemanden, der noch nie in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet hat … also eher Risiko.
Selber kochen oder essen gehen? Wenn ich die Zeit und Muße habe, koche ich gerne selber. Natürlich am liebsten Griechisch. Meine Eltern hatten ein eigenes Restaurant.
Lektüre: Print oder digital? Ich lese gern Fachzeitschriften oder den Regionalteil der Zeitung und in den Ferien griechische Romane. Aktuelle News aber dann doch lieber digital.


Im Weg steht den neuen Ideen nicht selten die interne Sichtweise „war doch immer so“, die in den Unternehmensköpfen zu finden ist. Hinzu kämen oft Wissens- und Vertrauensmängel in Bezug auf digitale Möglichkeiten. Sein Tipp lautet: Unbedingt das Potenzial von spezialisierten Digitalagenturen so früh wie möglich auszuschöpfen. Nicht erst auf die Agentur zukommen, wenn das Briefing fertig ist. Sondern mit den Herausforderungen konfrontieren und das Know-how des Spezialisten bei der Entwicklung einer kreativen Lösung nutzen.

Und genau in dieses Know-how steckt das Team von Georgios Manolidis und Sven Korhummel sehr viel Herzblut. Sei es in die tiefgehende Analyse der Kunden und ihrer Zielgruppen als auch des Marktes. In der internen Weiterbildungsveranstaltung Show & Tell nehmen ausgewählte Mitarbeiter neueste Entwicklungen genau unter die Lupe, recherchieren, besuchen Kongresse und Veranstaltungen und präsentieren die Ergebnisse im Team. „Ein Format, das wir bereits vor neun Jahren eingeführt haben, um uns auf dem neuesten Stand zu halten und festzustellen: Was ist Trend? Und was Hype? Allein im Social Media-Markt, bei Facebook oder Instagram, gibt es jede Woche Neuerungen“, erklärt Georgios Manolidis. Ein Arbeitsmodell, das erfolgreich zu sein scheint. Denn „in Sachen Content Marketing und Social Media waren wir immer Trendsetter“, sagt er. Auf der aktuellen Agenda stehen beispielsweise Influencer Marketing oder auch Sprachassistenten und Messenger-Dienste.

Digitale Auszeiten und New Work braucht der Mensch

Trotz oder gerade wegen aller Digitalität in seinem Leben, braucht der Familienvater aber auch mal Auszeiten. Jeden Morgen Kaffee und eine halbe Stunde Zeitung lesen – analog versteht sich – das ist Pflichtprogramm. Und auch, wenn er zuhause bei seiner Frau, seinen drei Kindern und den zwei griechischen Straßenhunden pausiert oder gemeinsam mit ihnen seinem Lieblingshobby, dem Reisen, nachgeht, wird seine Privatsphäre von seinen Mitarbeitern respektiert. Umgekehrt läuft es genauso. „Wir wissen, was es bedeutet, gute Leute zu bekommen und zu halten. Da bringt es nichts, wenn wir die verbrennen.“

„Wir wissen, was es bedeutet, gute Leute zu bekommen und zu halten. Da bringt es nichts, wenn wir die verbrennen.“

Georgios Manolidis legt Wert auf eine offene Arbeitskultur, die sich in den Räumlichkeiten der Ludwigshafener Digitalagentur spiegelt. © Anne Mück
Georgios Manolidis legt Wert auf eine offene Arbeitskultur, die sich in den Räumlichkeiten der Ludwigshafener Digitalagentur spiegelt. © Anne Mück

Daher hält der Geschäftsführer die Hierarchien in seiner Agentur sehr flach, lebt eine offene Kritikkultur, flexible Arbeitsmodelle und ein Miteinander auf Augenhöhe. New Work wird bei cyperfection großgeschrieben. Das verrät auch die Inneneinrichtung der modernen Agenturräume. Es gibt viele Besprechungsräume und einen Kreativraum mit Musik und Kicker, in dem unter anderem regelmäßig Yoga oder Massage angeboten wird – übrigens der einzige Raum mit Tür im Haus. Ansonsten finden sich in der offenen Raumkultur ausschließlich Schiebeelemente aus Glas, die nur selten geschlossen sind.

Auf ins Pop-up-Büro nach Lanzarote

Und trotzdem zieht die Agentur bald um. Allerdings nur vorübergehend. Im Oktober reisen rund 30 Mitarbeiter nach Lanzarote. Für ein halbes Jahr wird die kanarische Insel dann Winterdomizil und Kreativwerkstatt von cyperfection werden. Auch Georgios Manolidis geht für ein paar Wochen mit. Von dem südländischen Pop-up-Büro mit Haus in Strandnähe, Glasfasernetz und Swimmingpool verspricht er sich „Spaß, Sonne und ganz viel Teamgeist, der viel Freiraum für neue gute Ideen und innovative Herangehensweisen lässt.“


Zur Person: Georgios Manolidis (49) ist in Stuttgart geborener Grieche. Nach dem Schulabschluss in Griechenland und Deutschland studierte er BWL an der Fachhochschule in Ludwigshafen und gründete 1996 gemeinsam mit drei anderen Studenten die Digitalagentur cyperfection, die er heute gemeinsam mit Sven Korhummel leitet. Vor sechs Jahren zog die Agentur in die komplett sanierte und modernisierte historische Werfthalle am Ludwigshafener Rheinufer. cyperfection besitzt eine Zweigstelle in Berlin und für sechs Monate ein Pop-up-Office auf Lanzarote.

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