Digital Hubs sind Lieblinge der Pharma-Unternehmen

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© Chaay_tee / Adobe Stock

Wie verändert die Digitalisierung die Medizin, welche Projekte entstehen gerade und welche Auswirkungen hat das auf unsere Arbeitswelt? Damit befasst sich die neue Serie „Medizin von morgen“ von Health Relations. Zum Auftakt mit Beispielen von Novartis, Merck, Pfizer und Bayer, die in Digital Hubs bzw. Start-ups investieren.

In der neuen digitalen Welt gibt es vernetzte, smarte Geräte, die dem Arzt Zeit ersparen und dem Patienten eine personalisierte, kontrollierte und komfortable medizinische Behandlung bieten. Soweit die Vision. Aber wie gehen Entscheider und Vordenker in der Health-Branche die Herausforderung an? Wie entstehen die besten Ideen? Und wo? Zum Beispiel in Digital Hubs, die viele Healthcare-Unternehmen für sich entdeckt haben.

Novartis fördert Austausch mit Digital Health Hub

In Nürnberg und Erlangen befindet sich der Digital Health Hub, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Hier tüfteln Mediziner, Ingenieure, Programmierer, Forscher und Gründer gemeinsam an digitalen Lösungen. Und hier werden neue Ideen diskutiert. Ein Austausch, von dem auch Novartis partizipiert, denn das Unternehmen kooperiert seit kurzem mit dem Tech Incubator ZOLLHOF, einem der beiden Träger des Digital Health Hubs. Gleichzeitig soll der Hub eine Anlaufstelle für Novartis-Mitarbeiter sein, die in ihrer Arbeit digitale Aufgaben bewältigen oder die auf Know-how-Events ein tieferes Verständnis für die neuen Technologien erwerben möchten. „Das Geheimnis von Erfolg und Innovation liegt in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Innovationsführern und dem Transfer von Know-how“, sagt Sidonie Golombowski-Daffner, Geschäftsführerin der Novartis Deutschland GmbH und der Novartis Pharma.

Das Pharmaunternehmen arbeitet nicht nur mit Start-ups zusammen, sondern hat auch zusammen mit Sandoz Deutschland/Hexal den Digitalen Gesundheitspreis ins Leben gerufen, der gerade zum zweiten Mal in Berlin verliehen wurde.

Merck setzt auf AI und Accelerator-Programme in China

Austauschen, ausprobieren, weiterentwickeln, vermarkten. Investitionen in digitale Ideen gehören zum festen Bestandteil von Healthcare-Unternehmen. Merck hat gerade bekannt gegeben, mit dem Pariser Unternehmen Iktos zusammenzuarbeiten, das sich auf künstliche Intelligenz (AI) spezialisiert hat. Damit will Merck die Wirkstoffforschung vorantreiben. „Künstliche Intelligenz nimmt im biopharmazeutischen F&E-Modell immer mehr an Bedeutung zu. Dies birgt exponentielle Chancen für uns, um unsere vorhandene Expertise mit höherer Geschwindigkeit und Präzision zu erweitern. Patienten könnten dadurch schneller Zugang zu neuartigen Behandlungsoptionen erhalten“, sagt Belén Garijo, Mitglied der Geschäftsleitung und CEO Healthcare bei Merck.

Seit einigen Jahren schon setzt das Unternehmen auf Accelerator-Programme, die in Darmstadt und ab April 2019 auch in Shanghai in China stattfinden. Ausgewählte Start-ups arbeiten zunächst drei Monate im Innovation Hub in China an ihrem Projekt und können es anschließend in der Konzernzentrale in Darmstadt weiterentwickeln.

Pfizer: Healthcare Hubs in Berlin und Freiburg

Vor fünf Jahren rief Pfizer den Healthcare Hub Berlin ins Leben, eine Art „Versuchslabor für Digital-Health-Ideen“(Health-Relations-Artikel vom 7. Januar 2019). Es folgten weitere Hubs weltweit und vor knapp einem Jahr ist in Deutschland ein Hub am Produktionsstandort Freiburg hinzugekommen. Hier kommen Innovatoren aus dem technischen und digitalen Bereich der Gesundheitsindustrie zusammen.

Digital Hubs schaffen Raum für neue Ideen
© Healthcare Hub Pfizer (Screenshot)

Ein vordefiniertes Kooperationsmodell gibt es nicht. „Kooperationen können von realen Challenges, internationalen Kontakten, Mentorings durch das Pfizer Expertennetzwerk, dem Zugang zu Marktwissen bis hin zur Vernetzung mit dem Hub in Berlin und den Hubs in anderen Ländern reichen“, heißt es seitens von Pfizer.

Bayer G4A Partnerships: Kooperation mit Start-ups

Bayer investiert ebenfalls in den Bereich Digital-Health und wendet sich an Start-ups. Hier werden die bisherigen Programme (Accelerator, Dealmaker und Generator) ab sofort unter dem neuen Begriff G4A Partnerships zusammengefasst. Die Idee: Bayer formuliert  konkrete Business Challenges, die Start-ups präsentieren ihre Lösungsvorschläge und entwickeln sie in gemeinsamen Teams weiter. Die Start-ups erhalten eine einmalige Auftaktfinanzierung von 50.000 bis 100.000 Euro und weitere Zahlungen, wenn vorher definierte Meilensteine erreicht werden. Ab April 2019 gibt Bayer die ersten Business Challenges bekannt.

G4A Partnerships © Bayer

Der Austausch mit anderen Akteuren innerhalb und außerhalb des Gesundheitssystems, Offenheit, Beenden des Silo-Denkens und das gegenseitige Voneinander-Lernen eint die Healthcare-Unternehmen in ihren Initiativen, die Digitalisierung mitzugestalten. Digitalisierung verbindet – und schafft Raum für neues Denken.

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