IDS 2017: Hersteller, Händler, Produkte – wohin geht die Reise?

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Hersteller werden mehr und mehr auch Dienstleister, Produkte entwickeln sich zu Systemlösungen, Kooperationen bleiben der große Trend.

Vom Hersteller zum Dienstleister, vom Produkt zur Systemlösung

Der klare Trend in der Industrie des Dentalmarktes geht vom reinen Produkthersteller zum Anbieter von Systemlösungen – zahlreiche Firmen haben ihr Portfolio so erweitert, dass sie bisherige Lücken schließen und damit jetzt bestimmte Prozesse in Praxis und Labor komplett abbilden oder ihre Kern-Zielgruppe aus anderen Segmenten heraus ansprechen können.

Der Befestigungsspezialist GC bietet zum Beispiel eine neue Polymerisationslampe und einen weiterentwickelten Intraoralscanner an. Der Spezialist für rotierende Instrumente Hager & Meisinger hat eine eigene Implantatlinie gelauncht. DÜRR DENTAL bietet seit letztem Jahr die Prophylaxe-Reihe Lunos als Ergänzung zum bisherigen Produktportfolio an.

Außerdem richten die Hersteller den Fokus ganz klar auf mehr Service aus. Die Industrie ist sich einig, dass es wichtig ist, Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und diese in die Entwicklung einzubeziehen. So investiert Kulzer in die Einstellung neuer Service-Mitarbeiter sowie in die F&E-Abteilung und entwickelt mit Angeboten wie dentacar neue Konzepte, um seinen Kunden einen besonderen Mehrwert zu liefern.

Vernetzungen und Kooperationen im Trend

Weiterhin ist die Vernetzung von Unternehmen zu beobachten. Nicht nur die großen Fusionen wie Dentsply Sirona oder Zusammenschlüsse in Unternehmensgruppen wie KaVo Kerr. Auch inhabergeführte Unternehmen wie W&H nutzen Industriekooperationen, um unterschiedliche Kompetenzen zu bündeln und neue Innovationen anzustoßen.

Besonders bemerkenswert ist es, wenn durch diese Kooperationen die Bereiche Praxis und Homecare verknüpft werden. Das Unternehmen Philips gab auf seiner IDS-Pressekonferenz eine Partnerschaft mit dem Prophylaxe-Hersteller EMS bekannt, durch die die professionelle Zahnreinigung und die häusliche Zahnpflege verbunden werden sollen.

Diesen Gedanken verfolgen aber auch kleinere Unternehmen, wie der Anbieter von Zungensaugern TSpro. TSpro hat auf der IDS als Ergänzung zur Anwendung auf dem Behandlungsstuhl einen Griff und Gel für die Zungenreinigung zuhause präsentiert.

Produkte überzeugen durch digitale Workflows

Einer der wichtigsten Trends in der Zahntechnik ist neben der weiterentwickelten CAD/CAM-Technologie der 3D-Druck, der z. B. mit dem cara Print 4.0 von Kulzer nun erstmals serienfähig zu sein scheint und damit in der Fertigung von zahntechnischen Hilfsmitteln sowie Zahnersatz ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

In der Zahnmedizin hat der Intraoralscanner mittlerweile den herkömmlichen Abdruck als Standard abgelöst – zumindest, wenn man sich die Angebotsvielfalt auf der IDS anschaut. Alle großen Player der Industrie setzen weiterhin vermehrt auf den digitalen Workflow, d. h. auf die Erstellung und Verarbeitung digitaler Daten. Angefangen von Intraoralscan und Digitalem Röntgen über softwarebasierte Planung und Verwaltung bis hin zur computergestützten Fertigung. Das Paradebeispiel hierfür ist Dentsply Sirona.

Fachhandel online: Es gibt noch Luft nach oben

Digital ist auch ein großes Thema beim dentalen Fachhandel. Man ist sich bewusst, dass ohne Online-Plattform nichts mehr läuft. Amazon wirft außerdem seine Schatten voraus. Wenn der große Online-Vertriebsriese wie in Deutschland bzw. Europa noch weiter in den Markt der Medizinprodukte vordringt, wird sich der Wettbewerb radikal verändern. Der traditionelle Dentalhandel könnte dann massive Probleme bekommen, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Im Fokus: Telematik

Aufmerksamkeit erhielt auch das Thema „Telematik“ im Rahmen des E-Health-Gesetzes, das bei Praxisinhabern möglicherweise noch nicht ausreichend im Bewusstsein verankert ist. Software-Hersteller wie CompuGroup Medical und der Verband Deutscher Dental-Software Unternehmen (VDDS) nutzten die IDS deshalb, um über die Änderungen zu informieren, die sich ab nächstem Jahr ergeben und bei Nichteinhaltung Sanktionen nach sich ziehen. Der Verband und die Entwickler berieten Praxen aktiv zur Einführung entsprechender Telematik-Strukturen wie der Einrichtung eines Versichertenstammdatenmanagements (VSDM).

 

 

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