Haltung zeigen: So positioniert sich Pharma für Vielfalt und gegen Rechts

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Pharma Diversity
Durch das öffentliche Bekennen zu politisch und gesellschaftlich relevanten Themen auf Social Media demonstrieren Pharmaunternehmen, für welche Werte sie stehen. © melita / Adobe Stock
Pharmaunternehmen und Agenturen beziehen Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten rund um die Themen Vielfalt, Anti-Rassismus und Diversität. Ihr Engagement auf Social Media zeigt, dass die Branche „Haltung zeigen“ nicht als ein Marketinginstrument versteht. Es ist Ausdruck ihrer Grundwerte.

Pharmaunternehmen greifen Kommunikationsanlässe auf und thematisieren sie mit eigenem Content in ihren Kanälen. Beispielsweise Anfang Februar den Cancer Awareness Day. Doch wie sieht es aus, wenn es nicht um originär medizinische Themen geht, sondern um politisch und gesellschaftlich relevante Debatten? Auch hier beziehen immer mehr Pharmaunternehmen klar Position.

„Wir sehen Haltung nicht als Marketinginstrument, sondern als etwas viel Grundlegenderes. Unsere Haltung drückt sich zum Beispiel in unseren Werten aus, zu denen Respekt und Transparenz ebenso zählen wie Integrität und Patientenfokus“, sagte Kristina Ostertag, Director Government Affairs, Patient Advocacy & Communications und Mitglied der Geschäftsleitung bei GSK bereits vor vier Jahren gegenüber Health Relations.

Auch heute zeigt GSK, dass es unverändert zu den Werten Vielfalt, Inklusion und gegen Rechtsextremismus steht. „In einer Zeit, in der die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft durch rechtsextreme Minderheiten infrage gestellt werden, halten wir zusammen und bekennen aus tiefster Überzeugung zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte“, schreibt GSK in einem Unternehmenspost auf LinkedIn.

Haltung zeigen ist soziale Verantwortung von Pharma

 AbbVie
© AbbVie

Viele Pharmaunternehmen haben in den vergangenen Wochen im öffentlichen Diskurs über Rechtsextremismus und Rassismus Stellung bezogen. Beispiel AbbVie: Das Unternehmen postet auf LinkedIn anlässlich des #BlackHistoryMonth Fotos seiner Mitarbeitenden – Menschen mit ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Per Link werden die Follower:innen dazu aufgefordert, mehr über Inklusion und Diversity im Unternehmen zu erfahren.

Natürlich trägt ein solches Statement auch zur Mitarbeiterbindung und -motivation bei, wenn es die Werte der Belegschaft widerspiegelt. Unternehmen wie GSK aber haben verstanden: Beim Thema „Haltung zeigen“ geht es um weit mehr als darum, gesellschaftliche Debatten als willkommenen Anlass für das eigene Employer Branding zu nutzen. Vielmehr geht es darum, soziale Verantwortung zu übernehmen, die über wirtschaftliche Interessen hinausreicht.

Pharma positioniert sich gegen Rechts

Der Umgang mit der AfD, zunehmender Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus haben in jüngster Zeit für Kontroversen in Politik und Bevölkerung gesorgt. Deutschlandweit protestieren Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus. Bayer griff Ende Januar den Holocaust-Gedenktag auf, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern – und auch an die historische Rolle des Pharmakonzerns I.G. Farben, aus dem die heutige Bayer AG 1952 hervorging. Im vorigen Jahr gab Bayer die Gründung einer Stiftung bekannt, um u.a. das Handeln der I.G. Farben während der Nazi-Zeit zu reflektieren.  „Wir möchten damit Freiheit und Meinungsvielfalt unterstützen und unseren Beitrag für den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz aller Art leisten“, wird der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann in einer Unternehmensmitteilung 2023 anlässlich der Stiftungsgründung zitiert.

Bei Roche Diagnostics ist das Thema Haltung Chefin-Sache. Dr. Claudia Fleischer, seit Anfang 2023 Geschäftsführerin des Unternehmens, postet auf LinkedIn  „#Vielfalt macht uns stark. Roche in Deutschland steht kompromisslos für die demokratische Grundordnung in unserem Land, für ein friedliches, respektvolles Miteinander und entschieden gegen Extremismus, Ausgrenzung und Hass.

Ein ähnliches Bekenntnis findet sich auch bei Novartis. Heinrich Moisa, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland, wird in einem Unternehmenspost mit folgenden Worten zitiert: „Ich glaube daran, dass Diversität und Inklusion ein Fundament für die Stärke eines Unternehmens bilden.“ Das Unternehmen betont, für ein „vielfältiges und inklusives“ Umfeld zu stehen.

„Bekennen uns uneingeschränkt zur Demokratie“

Ketchum Germany
© Ketchum Germany

Auch Agenturen machen die aktuelle gesellschaftliche Debatte zum Teil ihrer Agenda. Zum Beispiel Ketchum Germany. „Als Unternehmen bekennen wir uns uneingeschränkt zur Demokratie und zur Freiheitlich Demokratischen Grundordnung. Wir treten vehement gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ein und sehen uns in der Verantwortung, uns aktiv für eine offene, tolerante Gesellschaft einzusetzen“, schreibt das Unternehmen in einem Post. Mitarbeitende beteiligen sich an den Demonstrationen der vergangenen Wochen. Außerdem unterstützt die Agentur mit Netzwerk Chancen und Queermentor gGmbH  Projekte, „die sich für Vielfalt, Gerechtigkeit und Integration in unserer Gesellschaft einsetzen“.

Fazit

Das Engagement von Pharmaunternehmen und Agenturen in öffentlichen Debatten um Vielfalt, Anti-Rassismus und Anti-Extremismus zeigt, dass sich die Branche ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist und diese aktiv wahrnimmt. Durch das öffentliche Bekennen zu diesen Themen auf Social Media demonstrieren sie nicht nur ihre Unternehmenswerte, sondern beziehen auch eine klare Stellung in gesellschaftlich relevanten Diskussionen. Die Beispiele von Bayer, AbbVie, Novartis, Roche Diagnostics und anderen legen dar, dass Pharmaunternehmen als verantwortungsbewusste Akteure ihren Beitrag zu einer offenen und toleranten Gesellschaft leisten wollen.

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