TheraKey®: Arzt-Patienten-Kommunikation im Fokus

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Pharmahersteller geben Ärzten Werkzeuge an die Hand, um die Patientenkommunikation zu unterstützen. Jüngstes Beispiel: Das Portal TheraKey®  von Berlin-Chemie.

Patienten wachsen in einer zunehmend digitalen Welt auf. Im Gesundheitsbereich gibt es jede Menge Fitness- und Selbstoptimierungs-Apps. Daneben aber auch immer mehr Apps für chronisch Erkrankte. Sie erinnern an die Medikamenteneinnahme und helfen, den Überblick über die vom Arzt verordneten Medikamente zu behalten. Die Digitalisierung führt dazu, dass der Patient und seine Angehörigen aktiver am Heilungsprozess beteiligt sind. Ärzte und Pharmaunternehmen haben es mit „smarten“ Patienten zu tun. Patienten, denen es nicht genügt, ihren Ärzten zu vertrauen, sondern die mehr Kontrolle über ihre Behandlung gewinnen möchten.

Patienten wollen eingebunden werden

Es gilt, die Compliance und Therapietreue des Patienten zu stärken und das Arzt-Patienten-Verhältnis zu optimieren.Wie weit die Rolle des aktiven Patienten gehen kann, zeigt das Projekt  „Open Notes“ in den USA. Patienten haben freien Zugang auf ihre medizinischen Befunde und die Notizen des Arztes zu ihrer Erkrankung. Rund acht Millionen Menschen machen bereits mit. In zwei Jahren sollen es 50 Millionen sein. „Patienten, die sich eingebunden fühlen, erzielen in der Regel auch bessere Therapieerfolge. Dafür brauchen wir eine patientenbasierte und integrative Medizin“, sagt Prof. Dr. Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke, der das Projekt in einer Studie untersucht hat.

Als das Projekt OpenNotes in den USA ins Leben gerufen wurde, waren viele Ärzte skeptisch. „Wir wollten herausfinden, wie sich die Beziehung zwischen Arzt und Patient verändert, wenn den Patienten volle Transparenz gewährt wird. Das für viele durchaus erstaunliche Ergebnis war, dass sich die Beziehung deutlich verbessert“, sagt er.

Healthcare-Unternehmen können an dieser Entwicklung partizipieren, indem sie Lösungen entwickeln, die die Mitarbeit und Selbstfürsorge des Patienten in den Mittelpunkt rücken. Es gilt, die Compliance und Therapietreue des Patienten zu verbessern. Denn nur ein überzeugter Patient wird die vom Arzt verschriebenen Medikamente regelmäßig und korrekt dosiert einnehmen.

Projekte, die die Arzt-Patient-Bindung stärken, müssen produktneutral seinEin positives Beispiel ist die App „My Therapy“ des Münchener Unternehmens smartpatient. Sie funktioniert wie ein Gesundheitstagebuch und dokumentiert Blutdruck, Gewicht und Blutzucker in einem Gesundheitsbericht, den der Patient mit seinem Arzt bespricht. Solche Projekte müssen produktneutral sein und die Informationsqualität sicherstellen. Bei der Entwicklung der App waren Ärzte und Patienten beteiligt, es bestehen Forschungskooperationen mit der Charité in Berlin und dem Klinikum rechts der Isar in München.

TheraKey® soll Arzt-Patienten-Verhältnis unterstützen

Berlin-Chemie will die Kommunikation zwischen Arzt und Patient unterstützen. Das aufwendig gestaltete Portal TheraKey®  soll langfristig zu einer verbesserten Adhärenz beitragen. Hier finden Patienten und ihre Angehörigen Therapieinformationen, Videos, PDFs zum Download und Erfahrungsberichte von anderen Patienten. „Wir haben uns nicht für eine Zielgruppe entschieden – also entweder den Arzt oder wie bei den meisten Therapiebegleitprogrammen, den Patienten. Wir sind das Problem ganzheitlich angegangen“, sagt Torsten Flöttmann, Marketingleiter bei Berlin-Chemie.

Einloggen kann sich nur, wer von seinem Arzt einen Zugangscode („Key“) für das Portal erhalten hat. Die Website umfasst Informationen für die Indikationen Hypertonie, COPD, Angina pectoris, Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2/OAD, Fettstoffwechselstörung, Gicht und Ejaculatio praecox. Ärzte lernen das Konzept in Workshops kennen, bis Ende 2016 sollen es 5.000 Ärzte anwenden. Bereits im vergangenen Jahr hat das Berliner Pharmaunternehmen eine Kooperation mit MyTherapy geschlossen. Die App ist ein fester Bestandteil des Onlineportals TheraKey®.

Produktneutralität und eine wissenschaftlich begleitete Entwicklung sind elementare Bestandteile des Konzepts. Bei der Erstellung der Online-Inhalte haben Experten aus unterschiedlichen Bereichen mitgewirkt, darunter viele Pneumologen und Ernährungswissenschaftler, aber auch das Institut für Verbraucherjournalismus, das alle Texte geprüft und überarbeitet hat. Das Fraunhofer IDMT hat die Entwicklung in bislang drei Studien wissenschaftlich evaluiert.

 

 

 

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