Frauen, vernetzt euch! Healthcaregipfel für weibliche Führungskräfte

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Frauen in Führungspositionen sind immer noch nicht die Regel, sondern eher eine Minderheit. Das zu ändern ist das Anliegen von Dr. Stefan Hartmann, der mit seiner Firma MAVI Group den Healthcaregipfel für weibliche Führungskräfte ins Leben gerufen hat.

Die Veranstaltung richtet sich explizit an Frauen aus dem Healthcare-Bereich und soll vor allem als Plattform dienen, um sich zu vernetzen, neue Kontakte zu knüpfen und sich fachlich auszutauschen.

An den zwei Konferenztagen, die am 13. und 14. Juni in München stattfinden, erwarten die Teilnehmerinnen verschiedene Vorträge, die sich zum Beispiel mit der #metoo-Debatte, der Digitalisierung im Gesundheitswesen oder mit frauenspezifischen Stereotypen in der Arbeitswelt beschäftigen. Andere Referenten geben Hinweise dazu, wie Frauen effizientes Networking betreiben oder eigene Interessen besser vertreten können. Die Vortragenden sind alle – bis auf eine Ausnahme – dem Anlass entsprechend Frauen. Ein Höhepunkt wird sicher der Couchtalk mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und Bundesministerin der Justiz a.D., mit dem Titel „Haltung ist Stärke“ sein.

Im Interview erklärt Hartmann, warum Frauen eine eigene Veranstaltung brauchen und welche Vorteile Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen haben.

Health Relations: Der Healthcaregipfel richtet sich explizit an weibliche Führungskräfte. Wie kamen es zu der Idee, eine solche Veranstaltung zu machen?

Dr. Stefan Hartmann hat einen Healthcaregipfel für weibliche Führungskräfte ins Leben gerufen.
Dr. Stefan Hartmann hat einen Healthcaregipfel für weibliche Führungskräfte ins Leben gerufen.

Dr. Stefan Hartmann: Die MAVI Group ist eine mittelständige Firmengruppe; ich habe vier Apotheken und ein paar andere kleinere Firmen und arbeite ausschließlich mit Frauen zusammen. Inzwischen habe ich 70 Mitarbeiterinnen und ich wollte schon immer eine Veranstaltung für Frauen machen. Wir veranstalten auch einmal im Jahr den Kooperationsgipfel in München: Das ist ein großer Pharmakongress, zu dem 460 Führungskräfte aus der Pharmaindustrie kommen. Von diesem 460 Teilnehmern sind nur ungefähr 120 Frauen. Und ich fand immer, dass das Verhältnis da doch nicht passt und habe mich gefragt, wo die ganzen Frauen sind. Es scheint, dass sich Männer leichter tun, raus zu gehen und sich zu vernetzen und oft ist es dann so, dass die Frauen in den Firmen bleiben und die ganze Arbeit machen. Letztes Jahr traf ich Frau Conin-Ohnsorge auf einem Event. Sie ist die Gründerin der Healthcarefrauen in Berlin und eine der Moderatorinnen unseres Events. Wir sprachen darüber, wie man ein Event nur für Frauen umsetzen könnte. Damals ist die Idee für den Healthcaregipfel geboren worden.

Health Relations: Was erwartet die Besucherinnen bei Ihrer Veranstaltung?

Dr. Stefan Hartmann: Wir versuchen Themen zu finden, die die Teilnehmerinnen ansprechen. Sie sollen sich ermutigt fühlen, sich untereinander zu vernetzen und zusammenzutun. Das Event soll ihnen eine Plattform bieten, wo sie unter Frauen bleiben. Bei gemischten Veranstaltungen haben wir erlebt, dass das Miteinander doch ein anderes ist. Hier sollen Frauen nach vorne gehen und nicht zurückstecken müssen. Unser Wunsch ist es, eine Plattform zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, sich gegenseitig zu unterstützen.

Health Relations: Warum sind Frauen in Führungspositionen von Vorteil für ein Unternehmen?

Es scheint, dass sich Männer leichter tun, raus zu gehen und sich zu vernetzen und oft ist es dann so, dass die Frauen in den Firmen bleiben und die ganze Arbeit machen.

Dr. Stefan Hartmann: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass überall da, wo Frauen in Führungspositionen beispielsweise in Verhandlungen sitzen, die Luft nicht so „testosterongeschwängert“ ist. Die Atmosphäre ist viel angenehmer, Frauen haben ein größeres Empathievermögen und sind dennoch in den Verhandlungen härter als Männer. In meinem beruflichen Leben habe ich festgestellt, dass überall da, wo Frauen in Unternehmen Führungspositionen haben, das Aggressionspotenzial niedriger ist, das Einfühlungsvermögen steigt. Die gesamten Treffen und Veranstaltungen laufen harmonischer ab, wenn eine ausgewogene Mischung vorhanden ist.

Health Relations: Was halten Sie von der Frauenquote?

Dr. Stefan Hartmann: Ich sehe das eigentlich kritisch, weil ich es traurig finde, dass so etwas nötig ist; aber leider regelt sich das ja nicht von alleine. Darum ist die Frauenquote wohl notwendig. Ich bin oft in Pharmafirmen. Hier hat der Mittelstand erkannt, dass Frauen in Führungspositionen einem Unternehmen sehr gut tun können. Bei den großen Firmen ist das noch nicht angekommen. Gerade große Pharmafirmen müssen da noch nachbessern.

Frauen haben ein größeres Empathievermögen und sind dennoch in den Verhandlungen härter als Männer.

Health Relations: Was muss sich für Frauen im Healthcare-Bereich verbessern?

Dr. Stefan Hartmann: Natürlich fällt es auch vielen Männern schwer, etwas von ihrer Macht abzugeben. Da spielen geschichtliche Prägungen eine Rolle und Geschlechterklischees. Das muss man sich ansehen und dann kritisch hinterfragen und aufbrechen.

Health Relations: Was können Frauen tun, um im Healthcare-Bereich erfolgreicher zu sein und Führungspositionen zu übernehmen?

Dr. Stefan Hartmann: Frauen sollten vor allem zusammenarbeiten und einander unterstützen.

Titelbild: ©Kurhan – stock.adobe.com
Portraitfoto Dr. Hartmann: © MAVI group

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