Wenn Frauen networken, haben sie Erfolg

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Ein Großteil aller Jobs wird über Vitamin B vergeben. Gerade im Healthcare-Bereich können Frauen jedoch von Kontakten profitieren.

Frauen verdienen weniger als Männer. Und stehen seltener an der Spitze von Kliniken und Pharmaunternehmen. Doch Fakt ist auch: Sie schneiden oft auch schlechter beim beruflichen Netzwerken ab. Ein Teufelskreis.

Berufliche Netzwerke sind wichtig. Vitamin B öffnet Türen, die ansonsten verschlossen bleiben. Menschen, die einen fördern und unterstützen, bringen die Karriere voran und geben ein Gefühl von Stärke und Sicherheit. Solche Business-Frauennetzwerke, wie der Healthcare Frauen e.V. (HCF) zeigen, wie einfach und unkompliziert das Netzwerken ist. „Dabei geht es nicht darum, dass Frauen abgeschottet unter sich sind, sondern um den Austausch zwischen Gleichgesinnten zu erleben, positive Erfahrungen zu sammeln und von Managerinnen aus der Gesundheitsbranche zu lernen. Wir brechen festgefahrene Strukturen auf und zeigen Möglichkeiten für den Weg in die Managerebene“, sagt Susanne Jurasovic, Vorstandsmitglied bei den Healthcare Frauen. Tatsache ist aber: Frauen sind seltener Mitglied in beruflichen Netzwerken.

Strong ties, weak ties

Warum klappt das private Netzwerken für Frauen so viel besser?

Woran liegt das? Jedenfalls nicht am Mangel an Frauennetzwerken. Laut Gründerinnenportal gibt es heute 355 Frauennetzwerke. Frauen setzen in ihrem Privat- und Berufsleben auf starke Bindungen („strong ties“) im Familien- und Freundeskreis, die zeit- und emotionsintensiv sind.

Im privaten Bereich sind Frauen so die besseren Netzwerker – sie kümmern sich um Freundschaften, Verabredungen und pflegen Kontakte, und das teilweise auch für ihre Männer. Auf der anderen Seite vernachlässigen sie aber dadurch, flüchtige Kontakte („weak ties“) zu knüpfen und zu pflegen. Genau die sind aber Voraussetzung fürs berufliche Networking. Jurasovic: „Frauen müssen lernen, dass das Nehmen und Geben im beruflichen Bereich anders funktioniert, als im privaten. Sie schulden nicht ‚jemanden‘ einen Gefallen, sondern bieten dem Netzwerk  ihre Unterstützung an, wenn es ihnen möglich ist.“

Frauen profitieren – gerade weil sie im Management einer Klinik oder eines Pharmaunternehmens in einer Männerdomäne arbeiten – vom Austausch mit andern Frauen in vergleichbaren Positionen. „Ich wollte Feedback zu meiner Person bekommen“, sagt Christine Glodny, die heute als Managerin bei Merck arbeitet.

Frauen in vergleichbaren Positionen haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.Sie hat an einem einjährigen Mentoring-Programm des Vereins Healthcare-Frauen teilgenommen. Durch Gespräche mit ihrer Mentorin Anne Demberg, Geschäftsführerin von Stada Tochter Cell Pharm, hat sie gelernt, dass auch andere Frauen in vergleichbaren Positionen mit ähnlichen Problemen kämpfen. „Meine Mentorin hat mich oft bestärkt, dadurch habe ich mich im Laufe eines Jahres zusehends sicherer gefühlt.“

„50 Prozent aller Jobs werden über Kontakte vergeben“

Mitglieder können bei Vorträgen und Seminaren der Healthcare Frauen persönliche Kontakte knüpfen und pflegen – auf der fachlichen wie auch privaten Ebene. „Um jüngeren Frauen der mittleren Managementebene in der Healthcare-Branche ihren Weg nach oben zu erleichtern, setzen die erfahrenen Mentorinnen auf intensive, individuelle Unterstützung“, sagt Jurasovic.

Sich selbst reflektieren. Von Vorbildern profitieren und Karrierechancen initiieren. Das können Frauen auch in Sozialen Medien. „50 Prozent aller Jobs werden über Kontakte vergeben“, mit diesem Slogan wirbt das Berufenetzwerk Xing. Zwar networken Frauen noch nicht so fleißig wie Männer, aber die Aussichten sind gut: In den vergangenen Jahren hat sich das Netzwerkverhalten von Frauen verändert: Der Frauen-Anteil im Xing-Netzwerk liegt bereits bei 35 Prozent, die Tendenz ist steigend.

Über die Healthcare Frauen

  • Die Healthcare Frauen sind ein 2007 gegründetes Netzwerk für Top-Managerinnen im deutschsprachigen Gesundheitswesen und zählt mittlerweile etwa 100 Mitglieder.
  • Das Ziel der Healthcare Frauen ist es, Vorbilder aufzeigen und moderne Lebensmodelle zu prägen. Alle Mitglieder verstehen ihre professionelle Verantwortung dahin gehend, dass sie die Chancengleichheit von Mann und Frau in Führungspositionen gewährleisten.
  • Die Vielfältigkeit aller HCF-Mitglieder ist der entscheidende Faktor für den großen Erfolg des Netzwerkes. Ob Ärztin, Rechtsanwältin, Betriebswirtin, Apothekerin, Journalistin, Wissenschaftlerin oder Pflegekraft, ob Pharmaindustrie, Medizintechnik oder Dienstleistung – alle tragen dazu bei, dass die Gesundheitswirtschaft um neue Konzepte und fachliche Errungenschaften bereichert wird.
  • Stand in den vergangenen Jahren die Karriereförderung von jungen Frauen im Rahmen eines qualifizierten Mentoring-Programmes im Fokus der Aktivitäten, so wollen sich die Healthcare Frauen in Zukunft zusätzlich in gesundheitspolitische und in medizinische Diskussionen einbringen.
  • Weitere Informationen: healthcarefrauen.de
Healthcare Frauen e. V. Vorstand (v.l.n.r.): Susanne Jurasovic (Externe Kommunikation), Prof. Dr. Clarissa Kurscheid (Wissenschaft & Gesundheitspolitik), Dr. Sabine Huppertz-Helmhold (Mitgliederbetreuung), Dr. Angela Liedler (Vorstandsvorsitzende) und Anett Martin (Finanzen & Administration)
Healthcare Frauen e. V. Vorstand (v.l.n.r.): Susanne Jurasovic (Externe Kommunikation), Prof. Dr. Clarissa Kurscheid (Wissenschaft & Gesundheitspolitik), Dr. Sabine Huppertz-Helmhold (Mitgliederbetreuung), Dr. Angela Liedler (Vorstandsvorsitzende) und Anett Martin (Finanzen & Administration)

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