Auf der 37. IDS wird es wieder spannende Innovationen geben. Haupttrends sind 2017 die Digitalisierung, 3D-Druck und Materialienneuheiten. Das sagt Dr. Martin Rickert, VDDI-Vorsitzender.
Wie laufen die Vorbereitungen zur Weltleitmesse der Dentalbranche, der IDS 2017? Dr. Martin Rickert, seit 2003 Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) über aktuelle Trends, Einschätzungen zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Dentalindustrie im internationalen Umfeld und interessante historische Fakten.
Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Dental-Industrie?
Programmneuheiten zur IDS 2017
Health Relations: Die IDS-Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Wie ist der aktuelle Stand?
Dr. Martin Rickert: Die Vorbereitungen auf die 37. IDS, die vom 21.-25.3.2017 wieder in Köln stattfindet, laufen sehr gut. In diesem Jahr hatten wir, unsere Durchführungsgesellschaft Koelnmesse und der VDDI, den Anmeldeschluss auf Ende März vorgezogen. Dadurch erhalten Aussteller und Besucher noch mehr Vorlaufzeit für ihre Vorbereitungen zum Messebesuch. Die vorliegenden Anmeldezahlen der Aussteller vom 30. Juni zeigen, dass wir jetzt schon über dem Anmeldestand vom Vergleichstermin 2014 liegen. Das berechtigt uns zu der Annahme, dass auch die IDS 2017 wieder an die großartigen Erfolge der vorigen Dental-Schauen wird anknüpfen können.
Die Attraktivität der IDS für ausländische Fachbesucher ist von Veranstaltung zu Veranstaltung gewachsen.
Die bislang 18 internationalen Gemeinschaftsstände der Dental-Industrien aus aller Welt werden wieder für eine hohe Internationalität der dentalen Weltleitmesse sorgen. Die Internationalität ist ein Charakteristikum einer Weltleitmesse, die sämtliche Trends und Entwicklungen im Dentalmarktgeschäft abbildet. Das macht die IDS zum internationalen Marktplatz für Produkte, Systemlösungen und Dienstleistungen für die gesamte Branche.
Eine hohe Internationalität ist der Garant für einen hohen Besucherzustrom. Jeder Aussteller, so sagt es eine Faustregel in der Messewirtschaft, bringt auch seine und damit neue Besucher mit. Unsere Besucher wissen, dass sie nur auf der IDS in Köln den umfassenden und vollständigen Überblick über Trends in der dentalen Mundgesundheitswirtschaft erhalten können, den sie brauchen, um sich für die Zukunft zu orientieren und zu positionieren. Ich kann sagen, wir als Deutsche Dental-Industrie freuen uns schon auf die IDS im März 2017 und einen guten Wettbewerb.
Erwartungen der ausländischen Besucher
Health Relations: Inzwischen reisen rund 50 Prozent der Besucher aus dem Ausland an. Mit welchen Erwartungen kommen sie?
Rickert: Die Attraktivität der IDS für ausländische Fachbesucher, darunter auch die vollständige internationale Dentalfachhändlerschaft, ist von Veranstaltung zu Veranstaltung gewachsen. Schon an der sechsten Dental-Schau 1928 beteiligen sich ausländische Unternehmen, die der damalige Verband der Deutschen Dental-Fabrikanten bewusst zum Leistungsvergleich eingeladen hatte. Unsere Industrie war von Beginn an eine weltoffene Industrie, der sehr am internationalen Austausch gelegen war und ist – das ist auch heute noch so. Unsere internationalen Besucher kommen mit der Erwartung, auf der IDS alles zu finden, was den Stand der Technik in Zahnheilkunde, Zahnmedizin und Zahntechnik repräsentiert. Uns als deutsche Hersteller freut es, dass die Begriffe und Produkte, die für viele unter den Schlagworten „Made in Germany“, auch „german engineering“ und „invented in Germany“ in sehr hohem Ansehen stehen. Internationale Besucher erwarten Innovationen, die es den Anwendern und Kunden ermöglichen, ihre Arbeit „state-of-the-art“ am und für den Patienten erbringen können.
Uns als deutsche Hersteller freut es, dass „Made in Germany“, „german engineering“ und „invented in Germany“ in sehr hohem Ansehen stehen.
Weil die deutsche Dental-Industrie eine sehr forschungsorientierte Industrie ist und über eine sehr reichhaltige und breit gefächerte Forschungseinrichtungen aufweist, können wir die hohen Ansprüche unserer Abnehmer aus aller Welt erfüllen. Hinzu kommt die hohe Produkt- und Servicequalität unserer Dental-Industrie, die auch darauf abzielt, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen und sie nach besten Kräften zu pflegen. Die immer noch hohe Fertigungstiefe sorgt dafür, dass wir ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau halten können, was unsere Kunden im In- und Ausland sehr zu schätzen wissen.
Ich denke, dass unsere ausländischen Besucher sich willkommen fühlen können. Wir sind sehr an ihrem Urteil über unsere Produkte interessiert, denn schließlich produzieren wir für einen wachsenden Weltmarkt mit spezifischen Anforderungen.
Wir sind sehr am Urteil ausländischer Besucher über unsere Produkte interessiert, denn schließlich produzieren wir für einen wachsenden Weltmarkt mit spezifischen Anforderungen.
Die kleinen Unternehmen stehen in der Innovationsfreude und der internationalen Orientierung den großen in nichts nach.
Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Dental-Industrie?
Health Relations: In Deutschland gibt es traditionell viele kleine und mittlere Dentalunternehmen – und ein paar große. Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Dental-Industrie?
Rickert: Es ist richtig, dass unsere Dental-Industrie dem industriellen Mittelstand in Deutschland angehört. Das haben wir mit rund 99 Prozent der Unternehmen in Deutschland gemeinsam. Die Betriebsgröße allein sagt noch nicht viel über die Wettbewerbsfähigkeit eines Herstellers aus. Die kleinen Unternehmen stehen in der Innovationsfreude und der internationalen Orientierung den großen in nichts nach.
Auf unserem traditionellen, aber auch hochkompetitiven Heimatmarkt Deutschland müssen wir uns gegen Wettbewerber aus aller Welt behaupten und durchsetzen. Aufgrund der Leistungsfähigkeit unseres deutschen Dentalmarktes sind wir gefordert, unsere sehr anspruchsvolle Kundschaft in Deutschland von der Qualität und dem Nutzen unserer Produkte zu überzeugen. Wir tun das indem wir eng mit der zahnärztlichen Wissenschaft und etwa der Materialforschung bei der Entwicklung von Innovationen zusammenarbeiten. Unser Ziel ist es, neue Ideen zur Marktreife zu bringen, die unseren Abnehmern, den Zahnärzten und Zahntechnikern, aber nicht zu vergessen, auch den Patienten einen spürbaren und messbaren Mehrwert bieten.
Trendthemen der IDS 2017
Health Relations: Wie hoch sind die Exportquoten aktuell?
Es gibt kleine Unternehmen, die mit einem Produkt Weltmarktführer sind und große Unternehmen, die mit einer großen Produktpalette in vielen Bereichen in der Spitzengruppe der internationalen Hersteller vertreten sind. Insgesamt gesehen ist unsere Dental-Industrie international wettbewerbsfähig. Wir sehen dass regelmäßig bei den vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderten Auslandsmessebeteiligungen unserer Industrie.
Allein in den Jahren von 2007 bis 2016 zählen wir 2.380 Beteiligungen unserer Industrie in 18 Märkten. Das unterstreicht unsere hohe Exportorientierung, die uns mittlerweile Exportquoten von rund 62 Prozent eingebracht hat. Für einzelne Produkte liegen die Werte zum Teil deutlich höher. Ich sehe unsere Dental-Industrie für den Wettbewerb gut aufgestellt.
Health Relations: Was werden aus Ihrer Sicht die großen Trendthemen der kommenden IDS sein?
Rickert: Die großen Trendthemen sind kein Geheimnis, es handelt sich bei Trends in unserem Bereich ja nicht um kurzlebige Tageserscheinungen, sondern um langfristige Entwicklungen. Die meisten Unternehmen entwickeln neue Produkte auf die IDS hin, weil sie hier die beste Plattform für ihre Innovationen vorfinden. Ich will hier stellvertretend drei große und dauerhafte moderne Trends erwähnen: Die Digitalisierung schreitet weiter voran, die Materialentwicklung liefert neue Materialien, die neue Anwendungsbereiche erschließen, dann die Ausweitung der Produktionsweisen durch den 3D-Druck.
Die Digitalisierung ist aus Praxis und Labor nicht mehr wegzudenken. Heute ist der digitale Workflow zwischen Zahnarztpraxis und Dentallabor fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Die Digitaltechnik ist auch Bestandteil für die Befunderhebung. Ob Röntgen mit Kleingeräten, Orthopantografie (OPG), Digitale Volumentomografie (DVT), Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Die Datenerfassungen und Aufnahmewiedergaben werden durch diesen Technikeinsatz sehr komfortabel – insbesondere deshalb, weil die Aufnahmedaten in kurzer Zeit vorliegen und von jedem Rechner der Praxis aufgerufen werden können.
Health Relations: Wie sieht es mit neuen Materialien aus?
Rickert: Allein bei den dentalen Implantaten finden wir neben bewährten Werkstoffen neue Materialien. Heute stellen Keramikimplantate aus Zirkonoxid eine Option dar. In ästhetischer Hinsicht steht als weitere Wahlmöglichkeit eine Vielzahl konfektionierter Keramikabutments für Titanimplantate zur Disposition. Alternativ dazu können mit Hilfe von CAD/CAM-Verfahren individuelle Abutments gefertigt werden. Darüber hinaus werden auch Kunststoffimplantate interessant. Bei bestimmten Indikationen bietet sich PEEK (Polyetheretherketon) an. In Zukunft könnten auch verwandte Materialien an Bedeutung gewinnen, namentlich PEKK (Polyetherketonketon). Außer den reinen Keramiken und den reinen Kunststoffen erscheinen Hybridmaterialien spannend, die die Vorteile beider Welten zu kombinieren versuchen.
Health Relations: Und inwieweit hat sich der 3D-Druck zwischenzeitlich etabliert?
Rickert: Das 3D-Druck-Verfahren hat sich seit den 1990er Jahren, als erste Nichtedelmetall-Gerüste im 3D-Druck entstanden, als modernes Herstellungsverfahren etabliert. Bei dieser additiven Fertigungstechnik – im Gegensatz zu den subtraktiven Verfahren, zum Beispiel zum computergestützten Fräsen oder Schleifen von Vollkeramik oder zum Zerspanen von NEM oder Titan, stehen heute auch verschiedene Kunststoffe als Hochleistungswerkstoffe zur Verfügung.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Verfahren, die die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Technologie erkennen lassen. Unter anderem kennt man Selektives Laserschmelzen, SLM-Verfahren („selective laser melting“), Selektives Lasersintern (SLS), Direktes Metall-Lasersintern (DMLS) oder Lasercusing: Dabei werden Kronen, Brücken und Prothesenbasen („digitale Modellgussbasen“) aus NEM-Dentallegierungen gefertigt. Nichtedelmetallpulver-Schichten werden aufgetragen und kurzzeitig mit hoher Energie durch einen Laserstrahl an definierten Stellen aufgeschmolzen. So entstehen nach einem Bauplan, der zum Beispiel im CAD-Verfahren am Monitor festgelegt wurde, zahntechnische Objekte von hoher Präzision.
Wir können sehr gespannt sein, welche Innovationen, Weiterentwicklungen und neue Anwendungen wir auf der 37. IDS erleben werden.
Die Koelnmesse mit dem örtlichen und regionalen Hotelgewerbe große Zimmerkontingente in allen Klassen reserviert, die über das Reservierungssystem der Koelnmesse abgerufen werden können. Dieses Angebot erleichtert eine frühzeitige Planung bei gemäßigteren Übernachtungskosten.
Programmneuheiten zur IDS 2017
Health Relations: Bestimmt haben Sie sich auch für nächstes Jahr wieder etwas Neues im Programm einfallen lassen?
Rickert: Die IDS in Köln zeichnet sich durch eine hohe Aufenthaltsqualität für Aussteller und Besucher a
us, das bestätigen die Umfragen auf der Messe von Mal zu Mal. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen, über weitere Verbesserungspotenziale nachzudenken und sie umzusetzen. Strukturelle Verbesserungen bei der Betreuung von Ausstellern und Besuchern gibt es auch im kommenden Jahr auf der 37. IDS, die auf rund 157.000 Quadratmetern alles bietet, was die Dentalbranche auszeichnet.
Eine so große und umfassende Weltleitmesse erfordert rasche und übersichtliche Orientierungsmöglichkeiten der Ausstellungslandschaft. Die IDS-App ist aus meiner Sicht ein unverzichtbares Werkzeug schon für die Messevorbereitung. Ab November steht die überarbeitete APP zum Herunterladen auf den Seiten der IDS www.ids-cologne.de bereit. Weil die Standbestätigungen dieses Mal schon deutlich früher verschickt wurden, wissen Aussteller und Besucher, wo die Treffpunkte im Messegelände liegen. So sind Fachbesucher in der Lage, schon frühzeitig Kontakt mit den für sie und ihr Fachgebiet interessanten Ansprechpartnern der Aussteller aufzunehmen und ihre Messerundgänge zu planen.
Ein wichtiges Thema der Aufenthaltsqualität betrifft eher das Umfeld der Messe. Hier hat die Koelnmesse mit dem örtlichen und regionalen Hotelgewerbe große Zimmerkontingente in allen Klassen reserviert, die über das Reservierungssystem der Koelnmesse abgerufen werden können. Dieses Angebot erleichtert eine frühzeitige Planung bei gemäßigteren Übernachtungskosten und richtet sich an Einzelreisende wie auch an Gruppen und Aussteller, die Kontingente buchen möchten.
Neben neuen Programmpunkten und Attraktionen halten wir es für angebracht, die bewährten Elemente des IDS-Rahmenprogramms beizubehalten. Da haben wir den Stand der Bundeszahnärztekammer und der zahlreichen mit ihr verbundenen zahnärztlichen Organisationen als Anlaufstelle für Zahnärzte. Der Verband der Deutschen Zahntechniker-Innungen (VDZI) wird wieder der Treffpunkt der Zahntechniker sein. Einer ihrer Höhepunkte wird erneut die Verleihung des 15. Gysi-Preises für den zahntechnischen Nachwuchs und eine Ausstellung der preisgekrönten Arbeiten sein.
Health Relations: Der berufliche Nachwuchs spielt überhaupt eine bedeutende Rolle im Rahmenprogramm der IDS, richtig?
Rickert: Ja. Wir werden wieder einen „Career Day“ für alle anbieten, die in der innovativen und zukunftssicheren Dentalbranche Fuß fassen wollen. Die Vorträge und Begegnungsangebote richten sich speziell an Auszubildende, Studenten, Absolventen und „Young Professionals“. Ein weitere Kontaktbörse ist die Generation Lounge des Bundesverbandes der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland e.V., die die Begegnung von deutschen und ausländischen Studenten fördern.
Die Speakers‘ Corner bietet in rascher Taktfolge Kurzvorträge zu aktuellen Industriethemen und neuen Produktentwicklungen. Die beim vergangenen Mal begonnenen „Know-How-Touren“, bei denen Kleingruppen von meist ausländischen Zahnärzten einen intensiven Blick in hiesige Zahnarztpraxen werfen können, sollen mit Besuchen in Zahntechniklaboren erweitert werden – eine spannende Begegnung unter Fachkollegen.
Besonders stolz, oder besser dankbar, bin ich dafür, dass es unserer Industrie gelungen ist, trotz schwierigster Rahmenbedingungen aus einer kleinen Dentalausstellung 1923 auf 350 Quadratmetern geduldig und zielstrebig die internationale Weltleitmesse des dentalen Business zu entwickeln.
100 Jahre VDDI
Health Relations: Ihr Verband feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Wenn Sie einen Blick zurück werfen – worauf sind Sie besonders stolz?
Rickert: Besonders stolz, oder besser dankbar, bin ich dafür, dass es unserer Industrie gelungen ist, trotz schwierigster Rahmenbedingungen aus einer kleinen Dentalausstellung 1923 auf 350 Quadratmetern geduldig und zielstrebig die internationale Weltleitmesse des dentalen Business zu entwickeln. Das war nur möglich, weil die Dental-Industrie in den entscheidenden Fragen an einem Strang gezogen hat, weil sie die Gemeinsamkeiten und sich überschneidenden Interessen zur Grundlage ihres Handelns gemacht hat.
Die Innovationsfreude sowie Weltoffenheit unserer Industrie gehören ebenso wie ihre Zuverlässigkeit in Produktion und Distribution zu den herausragenden Charakteristika unserer Mitglieder. Ungeachtet der Unternehmensgröße, des Unternehmensalters, der Größe der Produktpalette usw. hat sich ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das trotz aller Verschiedenheiten eine Einheit in den Grundwerten und Zielen unserer Industrie bildet.
Stolz bin ich darauf, dass es bis heute im Verband so geregelt ist, dass jedes ordentliche Unternehmen ungeachtet seiner Betriebsgröße eine Stimme in der Mitgliederversammlung hat. Das verdeutlicht ein Prinzip, nach dem der Interessensausgleich zwischen den Unternehmen und die Kompromissfähigkeit aller Mitglieder untereinander im Vordergrund stehen.
Es ist sehr bemerkenswert, dass von den 200 Mitgliedsunternehmen des VDDI 18 Prozent 100 Jahre und älter sind.
Health Relations: Was viele nicht wissen: Der erste Dental-Schau fand 1923 – also während der Inflationszeit – in einem Restaurant im Berliner Zoo statt. Sind noch Unternehmen von damals heute im VDDI aktiv?
Rickert: Die erste Dental-Schau war kein leichtes Unterfangen. Schließlich war es schon 1916 das erklärte Ziel der Gründergruppe von Dentalherstellern, eine eigene Dentalausstellung auszurichten. Aber bis zur Verwirklichung des mutigen Planes es sollte noch bis 1923 dauern. Damals, es herrschte eine Hyperinflation, wagten dennoch knapp 30 Aussteller diesen Schritt ins Ungewisse. Der Erfolg gab ihnen Recht. Heute ist die IDS mit 2.199 Ausstellern, 138.500 Fachbesuchern und einer Fläche von 150.000 Quadratmetern die unbestrittene Weltleitmesse.
Weil die Verbandsunterlagen 1943 in Berlin während des Weltkrieges verbrannten, wissen wir nicht genau, welche Unternehmen zu den Pionieren gehörten. Uns sind aber einige Namen von Unternehmern bekannt.
Es ist sehr bemerkenswert, dass von den 200 Mitgliedsunternehmen des VDDI 18 Prozent 100 Jahre und älter sind, 29 Prozent sind älter als 90 Jahre. Wir dürfen vermuten, dass von den Traditionsunternehmen sich etliche an der ersten Dental-Schau im Berliner Zoo beteiligten.
Wenn uns heutigen Zeitgenossen der Veranstaltungsort Berliner Zoo für eine Dental-Schau exotisch vorkommt, so dürfen wir nicht vergessen, dass damals das Restaurationsgebäude mit Festsälen nicht nur in Berlin zu den allerersten Adressen für gesellschaftliche Ereignisse gehörte.
Historische Kataloge / Plakate zur IDS im Zeitraum 1927 bis 1983
Health Relations: Vor welchen Herausforderungen steht die Dentalindustrie in der nächsten Epoche?
Rickert: Wir, damit meine ich die Deutsche Dental-Industrie, sind entschlossen, unsere Vorreiterrolle in der Entwicklung dentaler Medizintechnik weiter wahrzunehmen und auszubauen. Die Herausforderungen sind groß, denn unsere Wettbewerber schlafen nicht. Wir sind allerdings gewohnt, nicht auf die Probleme und Herausforderungen zu starren, sondern sie als Ansporn für unsere Arbeit anzusehen.
Die Innovationszyklen werden auch in der Medizintechnik immer kürzer, weil der Wissenszuwachs sich enorm rasch entwickelt. Das führt dazu, dass wir noch schneller die neuen Entwicklungen analysieren und die für uns bedeutsamen Forschungsergebnisse in neue Produkte einfließen lassen müssen.
Für medizinisch-technische Neuheiten muss der Markt auch aufnahmefähig sein. Das bedeutet, dass unsere Kunden, Zahnärzte und Zahntechniker, für ihre Arbeit einen „return-on-investment“ erwirtschaften können, der es ihnen erlaubt, in ihre Arbeitsstätten, Praxis und Labor, investieren zu können. Das wiederum wird dann möglich sein, wenn Menschen bereit sind, in ihre persönliche Gesundheit und Ästhetik zu investieren und öffentliche wie privat finanzierte Gesundheitsleistungen auf einer soliden Grundlage ruhen.
Es gibt eine Fülle von Herausforderungen, die das nächste Jahrzehnt prägen werden. Mich lehrt die erfolgreiche einhundertjährige Arbeit unserer Dental-Industrie in Deutschland und unseres Verbandes, dass wir auch diese Aufgaben tatkräftig anpacken und erfolgreich lösen werden.
Health Relations: Herr Dr. Rickert, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Interviewt wurde Dr. Martin Rickert in seiner Funktion als Vorsitzender des VDDI. Der VDDI feiert 2016 sein 100-jähriges Bestehen. Er wurde am 24. Juni 1916 als Verband der Deutschen Dental-Fabrikanten gegründet und veranstaltete 1923 die erste Dental-Schau. Heute umfasst der VDDI 200 Mitgliedsunternehmen.