Die digitale Transformation wird aktuell durch alle Gassen gepeitscht. Rückständig, wer noch keine Meinung dazu hat und nicht schon einmal ein Tool implementiert hat. Doch was genau steckt eigentlich dahinter?
Und welche Mechanismen kommen zum Tragen, wenn sich ein Unternehmen wirklich für eine digitale Transformation, also einen in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, entscheidet? Genau dieser Frage ging das Netzwerk Young Excellence in Healthcare (YEH) gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Experten auf Unternehmensseite beim Frühjahrstreffen in Köln nach.
Digitalisierung bedeutet nicht nur neue technologische Möglichkeiten für Unternehmen. Die digitale Transformation ist immer auch mit einem kulturellen Wandel verknüpft. Wie dieser konkret im Unternehmen aussehen kann und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen, erläuterten Norbert A. Froitzheim, Verleger und Geschäftsführer, Deutscher Ärzteverlag GmbH und Johannes Kleske, Cofounder & Managing Director der Third Wave GmbH im Rahmen der Veranstaltung beim Deutschen Ärzteverlag. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Berliner Healthcare-Agentur Peix, den Deutschen Ärzteverlag und Quintiles IMS Health.
Unternehmen und Institutionen im Gesundheitswesen stehen mit dem digitalen Wandel vor großen Herausforderungen. Kundenbedürfnisse verändern sich rasant, und Organisationen müssen sich für die beschleunigten Veränderungsprozesse stark machen. Diese Prozesse können mitunter stark in die Kultur eines Unternehmens eingreifen. Das galt auch für den Deutschen Ärzteverlag, der in der Branche als Traditionsunternehmen mit starken Printmarken bekannt ist. Mittlerweile ist das Unternehmen nach einem umfassenden Change-Prozess fit für die Zukunft. Kundenfokussierung, Implementierung von digitalen Workflows und Strukturen und kulturelle Aspekte standen hier, so Verleger und Geschäftsführer Norbert Froitzheim, im Vordergrund der Aktivitäten der letzten Jahre. „Wir haben einen Teil des Weges zurückgelegt“, sagte Froitzheim weiter. „Aber die digitale Transformation und die Kundenorientierung durchdringen alle Bereiche.“ Dabei soll der Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Print und Digital, auch das Gerüst der Zukunft sein. „Man muss sich natürlich fragen, was die Kernwerte eines Unternehmens sind und wie man diese nachhaltig in die Zukunft übertragen kann“, so die Aussage des Geschäftsführers.
Es bringt nichts, ins Silikon Valley zu reisen, Design-Thinking-Methoden abzukupfern und dann eine Gruppe von Menschen in Kreativräumen mit bunten Post-Its einzusperren
Johannes Kleske von Third Wave GmbH führte die Gedanken von Froitzheim fort und stellte seine Thesen zur Digitalisierung auf. „Die Digitalisierung ist für alle ein andauerndes Neuland“, betonte der Experte und selbsternannte Zukunftsforscher. Dabei komme es ihm vor allem darauf an, dass die Welt in ihrer Komplexität zu verstehen sei und man eben auf das vorbereitet sein müsse, was kommen könnte. „Es kann nicht mehr darum gehen, sich auf eine bestimmte Zukunft vorzubereiten“, ist Kleske überzeugt. Das erfordere ein klares Ja für ein agiles und volatiles Umfeld. Wichtig sei es daher, die sich ändernden Gegebenheiten zu verstehen und nicht einfach nur zu kopieren.
„Es bringt nichts, ins Silikon Valley zu reisen, Design-Thinking-Methoden abzukupfern und dann eine Gruppe von Menschen in Kreativräumen mit bunten Post-Its einzusperren“, sagt er. Die Strategie könne niemals über die Kultur gestellt werden, und von alleine passiere der Wandel eben nicht. „Es geht um einen harten Prozess, in dem man sich auch mit sich selbst auseinandersetzen muss, und das vor allem auch über einen gewissen Zeitraum hinweg“, empfiehlt Kleske.
Es reiche nicht, nur ein digitales Projekt umzusetzen und dann wieder zu den alten Mustern zurückzukehren. „Digitalisierung braucht neue Visionen – und das dauerhaft.“ So wie die Innovation des Buchdrucks, der weit mehr als nur ein neues Verfahren zur Verbreitung von Informationen war, stelle die Digitalisierung unsere Welt auf den Kopf. „Die Digitalisierung verändert, wie wir kommunizieren und konsumieren, unseren Alltag managen und unser Leben planen, wie gesellschaftliche Prozesse funktionieren und wie wir die Zukunft gestalten“, beschrieb Kleske.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass jeder einzelne Bereich und alle Hierarchieebenen durch die Digitalisierung beeinflusst und verändert werden. „Viele Unternehmen hoffen, dass es mit einem Digitalbeauftragten oder einem Innovation Lab getan und das Thema damit abgehakt ist“, weiß er. Doch immer mehr beginnen zu erkennen, dass sie sich mit einem tieferen Verständnis für die Digitalisierung künftig deutlich besser aufstellen können. Und da spiele die Kultur eine entscheidende Rolle.
Mit knapp über 200 Mitgliedern ist Young Excellence in Healthcare das führende Netzwerk für den interdisziplinären Austausch zwischen Young Professionals aus dem Gesundheitsmarkt. Seit 2011 treffen sich die Mitglieder zweimal im Jahr zum persönlichen Erfahrungsaustausch und zum Netzwerken mit Entscheidern aus Politik und Wirtschaft. Die Mitglieder der exklusiven Gruppe für Young Professionals unterstützen sich gegenseitig: „Wir sind alle in vergleichbaren, beruflichen Entwicklungsphasen und stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Man versteht sich, man inspiriert sich, es macht Spaß!“, weiß Dr. Florian Hartge, Vorstandsmitglied von YEH. „Die Veranstaltung in Köln hat gezeigt: YEH gibt keine Visitenkartenpartys. Es geht um den Dialog und wertvolle Kontakte“, sagte Till Achinger, Director Digital Communications STADA Arzneimittel AG, in Köln.
Save the Date: Die nächste Veranstaltung befindet sich bereits in Planung. Am 15. und 16. September trifft sich das Netzwerk in Berlin.
YEH-Mentoring geht in die nächste Runde
Nach dem ersten Jahr des Mentoring-Programms von YEH zieht das Netzwerk positive Bilanz: „Young Professionals mit Senior Executives zusammenzubringen war eine gelungene Idee“, resümiert Dr. Kristian Koch, Vorstandsvorsitzender von YEH. Sowohl Mentees als auch Mentoren haben von dem neuen Angebot profitiert und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. „Für mich ist das Mentoring-Programm eine große Inspiration in meinem täglichen Arbeitsalltag“, sagt Carolin Ewert. Mit ihrer Mentorin Dr. Annette Veltmar telefoniert sie mindestens einmal im Monat zu verschiedenen Themen und profitiert stark von deren Wissen.
„Zu Beginn haben wir gemeinsam Themen festgelegt, über die wir sprechen wollten“, beschreibt Dr. Annette Veltmar, vormals Executive Director Business Unit Hematology/Oncology bei der Amgen GmbH den Prozess auf ihrer Seite. Das habe für Klarheit gesorgt und von Anfang an einen inhaltlichen Rahmen festgelegt. „Nun gilt es, die Erfahrungen aus dem ersten Jahr zu nutzen und das Programm für die nächste Runde aufzubauen„, sagt Maren Schulz, Vorstandsmitglied von YEH. Die Vorbereitungen laufen bereits. Weitere Informationen zu dem exklusiven Programm gibt es unter www.excellence-healthcare.de.
Mitglied werden: Auf www.excellence-healthcare.de können sich Interessierte direkt mit der Gruppe in Verbindung setzen und sich für eine Mitgliedschaft anmelden. Auf der Website finden sich außerdem weitere Informationen zur Teilnehmerstruktur und aktuelle Veranstaltungen. Sponsoren haben die Möglichkeit, YEH näher kennenzulernen und in Kontakt zu treten.