Worauf kommt es bei der Gestaltung des Karriereportals an?

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Karriereportal
Die Website eines Krankenhauses kann weit mehr leisten als Informationen zu vermitteln. Beim Stöbern bekommen Ärzte und Pflegekräfte ein Gefühl für die Kultur eines Hauses. © artinspiring / Adobe Stock
Gut gemachte Karriereportale können bei wechselbereiten Ärzten und Pflegekräften den Ausschlag geben – wenn einige Grundregeln beachtet werden. Rund 250 Krankenhäuser stellen sich jedes Jahr dem Award „Deutschlands beste Klinik-Website“. Dabei geht es auch um die Ansprache von Bewerbern.

Bereits zum 17. Mal kürt der Award „Deutschlands beste Klinik-Website“ die gelungensten Homepages von Gesundheitseinrichtungen. Der Wettbewerb findet alljährlich unter der Schirmherrschaft von Novartis und unter der Leitung von Frank Elste statt, Arzt und Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Die Gewinner des Jahres 2019/2020 stehen bereits fest, die Preisverleihung konnte Corona-bedingt noch nicht stattfinden. Erstplatzierter ist das Uniklinikum Ulm, gefolgt vom Universitätsklinikum Würzburg auf Platz 2 und dem Klinikum Dortmund auf Platz 3.

Was die Kliniken auszeichnen, sind Kriterien wie Innovation, Design, Informationsqualität oder Nutzerfreundlichkeit. Die Auswahl ist für die Jury nicht einfach, rund 200 Bewertungskriterien spielen eine Rolle. Letztendlich läuft es auf eine professionelle Gestaltung aus dem Blickwinkel des Patienten hinaus. In den letzten Jahren fließen aber verstärkt auch andere Zielgruppen in die Bewertung ein.

Die Bedeutung des Employer Branding und die Ansprache potenzieller Mitarbeiter nehme zu, sagt Dr. Frank Elste, Begründer des Awards. Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage. Rund 37 Prozent der teilnehmenden Kliniken wollen demnach künftig in den Karrierebereich investieren, Social Media rangiert darunter.

Frank Elste sieht den Trend klar bei einem eigenständigen Karriereportal, also einer Microsite mit ausgefuchstem Online-Bewerbungssystem und professioneller Socia-Media-Vernetzung. Aber auch, wenn Ressourcen für ein solches Projekt fehlen, kann eine Klinik-Website im Recruiting entscheidende Überzeugungsarbeit leisten.

Wie wird meine Klinik-Website attraktiv für Bewerber?

1. Wissen, welche Informationen Ärzte und Pflegekräfte suchen

Wenn Ärzten das Teamgefühl fehlt, die Work-Life-Balance nicht passt oder der Sprung vom Fach- zum Oberarzt ausbleibt, wechseln sie schnell mal den Arbeitsplatz. Anlass für den ersten Schritt in Richtung neuem Arbeitgeber geben meist konkrete Stellenausschreibungen, Empfehlungen oder Social-Media-Kanäle. Die Klinik-Website bietet dem Bewerber dabei eine Anlaufstelle, auf der er gebündelt alle Informationen bekommt, die für ihn wünschenswert sind. Daher ist das A und O, sich in die Situation des Bewerbers hineinzuversetzen und ihm auf der Website seine entscheidenden Fragen zu beantworten:

  • Warum soll ich ausgerechnet in dieser Klinik oder Praxis arbeiten?
  • Welche Einstiegsmöglichkeiten bieten sich mir?
  • Welche Perspektiven in Bezug auf Weiterqualifizierung und welche Karrieremöglichkeiten habe ich?
  • Erhalte ich authentische Einblicke in mein Arbeitsumfeld?
  • Wo kann ich mich mit meinen Qualifikationen einbringen?
  • Mit welchen Kollegen werde ich zukünftig zusammenarbeiten?

2. Kliniken müssen ein Gefühl transportieren

Die Website eines Krankenhauses kann allerdings noch weit mehr leisten als Informationen zu vermitteln. Beim Stöbern bekommen Ärzte und Pflegekräfte meist schon ein Gefühl für die Kultur eines Hauses. Beispielsweise können Humor, Teamgeist oder die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, transportiert werden. Auch wird über die Website vermittelt, ob eine Klinik technisch versiert ist oder sozial geprägt ist.

Jobsuchende können damit bereits vorab entscheiden, ob Leitbild, Werte und das Miteinander passen.
Der Gesamteindruck, der über die Website transportiert wird, kann den entscheidenden Unterschied im War for Talents ausmachen, meint auch Frank Elste. „Die Homepage muss das Gefühl und die Stimmung des Hauses verkaufen. Ich schau mir die Seite an und dann entscheide ich, ob ich wegklicke oder nicht“, sagt der Dozent. Dabei muss das Krankenhaus aber unbedingt die Realität widerspiegeln. Ansonsten ist eine Enttäuschung für Bewerber und auch Arbeitgeber vorprogrammiert.

3. Über die Website Zielgruppen differenziert ansprechen

Gute Pflegekräfte und Ärzte wollen alle Kliniken für sich gewinnen. Daher kommt es umso mehr darauf an, die Zielgruppen noch genauer zu clustern. Je konkreter die Website auf die Bedürfnisse verschiedener Bewerbergruppen eingeht, desto mehr finden diese sich auch dort wieder. Medizinstudierende möchten beispielsweise Informationen zur Ausbildung finden. Junge dynamische Nachwuchskräfte möchten alles rund um Weiterbildungs- und Selbstverwirklichungsmöglichkeiten erfahren. Alleinerziehende interessieren sich für Zusatzleistungen wie Kita-Plätze oder Teilzeitmodelle. Ausländische Fachkräfte können mit fremdsprachigen Inhalten begeistert werden. „Es geht darum, Arbeitskräfte anzusprechen, die über allgemeine Infos nicht abgeholt werden können und ihnen zu zeigen, was das Krankenhaus für sie zu bieten hat“, sagt Frank Elste.

Das Uniklinikum Ulm unterteilt den Karrierebereich übersichtlich nach Zielgruppen. Ob Pflege in der Geburtshilfe, Wissenschaftlerin oder Medizinstudierende – Interessierte können gezielt nach den für sie relevanten Informationen suchen. Auch Zusatzleistungen wie Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kitaplätze oder regionale Vorteile sind auf einen Blick ersichtlich.

4. Bewerber emotionalisieren: Bilder und Recruitingvideos

Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte, heißt es so schön. Das gilt auch für Karriere-Websites. Ein Foto kann viel über den Arbeitgeber, gelebte Werte oder Arbeitsinhalte aussagen. Wichtig ist nur, dass es zum Unternehmen passt. Es muss authentisch sein.

Das gelingt nicht mit makellosen Stockbildern. Gerade junge Bewerber möchten keine glatt gebügelten Menschen sehen, sondern das, was wirklich in der Klinik zu finden ist. Fotos, die Mitarbeitende in Arbeitssituationen zeigen, sind weitaus lebendiger.

Immer mehr Kliniken setzen dabei auf Bewegtbild. Denn Kurzfilme bieten einen größeren Unterhaltungswert und sprechen insbesondere jüngere Generationen an. Hinzu kommt, dass diese für Social-Media-Kanäle gleich mit verwendet werden können. Recruitingvideos können wesentlich stärker emotionalisieren und erhöhen dazu die Erinnerungsleistung. Sie bleiben einem potenziellen Bewerber also länger im Gedächtnis. Das Video sollte allerdings nicht zu lang und keine abgespulte Werbeaussage sein. „Es gibt Websites, die Verläufe von typischen Karrieren abbilden oder Statements von Pflegeschülern. Von meinen Studenten weiß ich, dass sie sich solche Videos ansehen. Auch Kurzfilme zu Fachthemen sind beliebt“, sagt Frank Elste.

Grundsätzlich habe sich auf den Klinik-Websites visuell in den letzten zwei, drei Jahren viel getan, bemerkt der Hochschulprofessor. Krankenhäuser arbeiteten stärker über die Visualisierung und über Stimmungsbilder, teilweise mit modernsten Techniken.

5. Mitarbeiter zu Testimonials machen

Wer könnte besser die Fragen von potenziellen Kollegen besser beantworten als die eigenen Mitarbeitenden? Viele Kliniken setzen ihr Personal bereits als Markenbotschafter ein. Ganz gleich, ob in Form eines Videos, im Live-Stream oder mit Statements zu bestimmten Fragestellungen – im Mittelpunkt stehen die Mitarbeitenden und ihre Geschichten. Auch ein eigener Blog kann eine gute Lösung sein.

Studien zeigen, dass gerade das Betriebsklima jungen Ärzten wichtig ist. Wenn ein Krankenhaus also per Video die eigenen Mitarbeiter sprechen lässt, sie in persönlichen oder Arbeitssituationen zeigt, können Teamgeist und Spaß an der Arbeit glaubhaft vermittelt werden. Das ist gerade in Coronazeiten ein großer Vorteil. So erhalten Bewerber Einblick ins Klinikgeschehen, auch wenn Hospitationen nicht stattfinden können.

Das Klinikum Dortmund hat nicht nur eine sehr aufgeräumte und intuitiv bedienbare Webseite, sondern spricht über authentische Bildwelten und außergewöhnliche Recruiting-Aktionen (Health Relations berichtete) gezielt auch Schüler und Studierende an.

6. Regionale Aspekte berücksichtigen

In Stellenanzeigen locken viele Kliniken mit regionalen Standortvorteilen, um vor allem ländliche Einrichtungen Bewerbern schmackhaft zu machen. Auch auf der Website können Informationen über die Freizeitgestaltung hilfreich sein und Ärzten oder Pflegekräften die Entscheidung erleichtern.

Andersherum suchen viele junge Mediziner in ihrer unmittelbaren Umgebung nach einem Job. Dabei ist die Website meist die erste Anlaufstelle, sagt Frank Elste. Daher sollten gerade auch kleinere Krankenhäuser auf ihrer Website Bewerber-relevante Informationen transportieren.

7. Website responsiv gestalten

Gerade jüngere Generationen informieren sich mal eben zwischendurch, auf dem Weg zur Arbeit oder während der Zugfahrt, und nutzen dafür ihr Smartphone. Daher sollte die Website eines Krankenhauses immer mobiloptimiert gestaltet sein, um die Leserfreundlichkeit zu gewährleisten. „Inzwischen ist das bei rund 90 Prozent der an unserem Award teilnehmenden Kliniken der Fall“, sagt Frank Elste.

8. Kommunikation aus einem Guss

Employer Branding kann nur als Ganzes funktionieren. Personalführung, Recruiting-Kommunikation und Website-Auftritt müssen daher deckungsgleich sein. Das heißt: Ein einheitliches Leitbild ist das A und O. Die Werte, die nach außen kommuniziert werden, müssen unternehmensintern auch gelebt werden. Die Corporate Identity, also der Unternehmenskern, muss sich auf allen Kanälen gleichermaßen wiederfinden und potenziellen Bewerbern ein einheitliches Bild vermitteln. Nur so kann sich langfristig eine authentische und glaubwürdige Marke entwickeln, die Bestand hat.


Die Ausschreibung »Deutschlands Beste Klinik-Website« ist der größte Award um die professionellste Homepage von Krankenhäusern. Der Wettbewerb ist ein wissenschaftliches Projekt, das sich mit der Analyse und Bewertung von medizinischen Webseiten befasst. Die Einreichungsphase für das Jahr 2020/2021 läuft noch.

In welche Online-Module werden Sie künftig mehr investieren?

 

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