Roche: Neue Räume, neues Arbeiten?

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Nordfassade und neuer Hauptzugangsbereich zum Campus der Roche Pharma AG in Grenzach-Wyhlen. © Mark Niedermann
60 Millionen Euro hat die Roche Pharma AG in ihr neues Multifunktionsgebäude am Firmensitz in Grenzach-Whylen investiert. „Fritz“ soll nicht weniger als die Zukunft des Arbeitens einläuten.

Die  Arbeit der Zukunft ist agil, flexibel und kommunikativ.  „Fritz“ will das nicht nur ermöglichen, Fritz will es quasi atmen.  Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das Multifunktionsgebäude im vergangenen Jahr auf dem Roche-Campus in Grenzach-Whylen eröffnet. Der Name ist eine Hommage an den Roche-Gründer Fritz Hoffmann und wurde in einem internen Ideenprojekt gefunden. „Unsere drei Vorgaben waren volle Flexibilität, volle Transparenz und Hierarchiefreiheit“, erläutert Rainer Erny, Head of Facility Management der Roche Pharma AG. Es geht also um Zusammenarbeit auf Augenhöhe und um ein Fundament für das, was gemeinhin als New Work bezeichnet wird.

Rainer Erny über Fritz, das neue Znetrum auf dem Roche-Campus
Rainer Erny, Head of Facility Management der Roche Pharma AG © Roche

Forest Circles, Workstations und Creative Labs

„Fritz“ will laut Unternehmen die Manifestierung von New Work sein. 60 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet. Es besteht aus fünf stützenfreien Stockwerken mit zahlreichen gastronomischen Angeboten, einem dreifach teilbaren Forum sowie flexiblen Arbeitsflächen mit Raumelementen, die den Austausch fördern, aber auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. Das sind Nischen in Räumen, die mit vielfältigen Sichtbezügen spielen.  Forest Circles,  Workstations, Creative Labs sowie Meeting- oder Silent-Hubs gibt es hier. Das erinnert nicht umsonst ein wenig an eine Arbeitskultur made in Silicon Valley. Auch davon hätte man sich inspirieren lassen, sagt Prof. Dr. Hagen Pfundner, Vorstand der Roche Pharma AG und Geschäftsführer Roche Deutschland Holding GmbH.

„Fritz“ ist eine soziale  Plattform im Analogen

Klingt fancy, aber braucht es das in Zeiten, in denen das Homeoffice zusehends mehr gelebte Realität wird?  „In Zeiten von Corona und Homeoffice nimmt der soziale Aspekt des Zusammenarbeitens eine besonders wichtige Rolle ein“, sagt  Rainer Erny. „Wir haben bereits in den ersten Monaten nach der Eröffnung gesehen, welch positive Wirkung das ‚Fritz‘ als soziale Plattform auf unsere Kolleg:innen im Innen- und Außendienst hat und welche Möglichkeiten das Gebäude bietet, um sich an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln zu halten.“ Ein großer Anteil der Meetings, die bislang stattgefunden haben, wären Veranstaltungen mit Teilnahme des Außendienstes gewesen. „Dies macht deutlich, wie wichtig diese Plattform für den sozialen Kit im Unternehmen und für das Entstehen von Innovationen ist.“

Roche Pharma und "Fritz"
Flexible Workstations sind temporäre Arbeitsnischen, die verschoben, kombiniert und frei im Raum angeordnet werden können. © Mark Niedermann

Das räumliche Potenzial erkennen und nutzen

„Fritz“ will Raum geben  – für neue Gedankenräume, und ist dabei durchaus funktional gedacht. Im Eingangsbereich des Gebäudes versorgt eine Bar und eine Küche die Mitarbeitenden und Gäste, das darüberliegende Forum bietet Platz für Events bis zu 550 Personen und lässt sich in drei kleinere Säle umbauen. Dadurch können parallel 3 Veranstaltungen mit jeweils über 100 Personen stattfinden und jeder Veranstaltung hat ihre eigene Lobby, mit eigenem Catering- und Küchenbereich sowie einen eigenen Treppenhaus-Zugang. Das alles ist praktisch und braucht doch die Akzeptanz der Mitarbeiter:innen, die das neue räumliche Potenzial auch erkennen und nutzen möchten. Von alleine geht das nicht immer. Deshalb hat Roche jene in die Planung einbezogen. Bereits in der Planungsphase wurde eine Fokusgruppe bestehend aus Vertreter:innen der späteren Nutzer:innen gebildet. Mit dieser Fokusgruppe entwickelten die Innenarchitekten das Möblierungs- und Ausstattungskonzept. „Zudem hatten unsere Mitarbeitenden aus dem Kerngeschäft die Möglichkeit, ihre Arbeitswelten im ‚Fritz’im Rahmen einer sechswöchigen Test- und Eingewöhnungsphase zu testen„, so Rainer Erny.  „Ihre Änderungswünsche wurden dokumentiert und entsprechend der jeweiligen Teamanforderung umgesetzt.“

Der Raum als Zukunftslabor – auch für den Außendienst

Das neue Gebäude sei das Herz des Roche-Campus, so das Unternehmen. Hier sollen Menschen zusammenkommen. Innendienst, Außendienst, Stakeholder:innen und Patient:innen. So der Plan. Ein Haus mit vielen Sichtachsen, in dem Zusammenarbeit neu gedacht wird. Silos dürften sich so schwerer bilden innerhalb eines Unternehmens, und das Marketing dürfte profitieren. Arzt- und Patientenkommunikation muss noch präziser werden, um die einzelnen Zielgruppen auch in Zukunft erreichen zu können. Transparenz und Austausch unter den Mitarbeitern, gefördert durch räumliche Strukturen, könnten ein gutes Fundament dafür sein.

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