Software & Technik: So bindet Roche Diabetes-Patienten an sich

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An Diabetes Erkrankte erhalten von Roche ein perfekt aufeinander abgestimmtes Software-Technik-Ökosystem. Der Clou dabei: Der Hersteller macht sich unentbehrlich.

Auch Pharmaunternehmen reagieren mit gut gemachten Patientenprogrammen längst auf das veränderte Konsumverhalten von Patienten. Mit der emminens-eConecta-Software und der dazugehörigen cloudbasierten Accu-Chek-Technik geht Roche allerdings noch einen Schritt weiter.

Das Ziel ist die ganzheitliche Versorgung des Patienten

Und so funktioniert es: Als Diabetes-Erkrankter kauft man sich die Geräte der Marke Accu Chek®, lädt sich die dazugehörige App herunter und richtet sich ein emminens-Webkonto ein. Hierauf hat auch der behandelnde Arzt Zugriff, wenn man ihm die Genehmigung erteilt. Er sieht, was man zu Hause oder unterwegs gemessen und mit dem Smartphone registriert hat. Das ist ein großer Vorteil für den Arzt, weil er den Patienten jetzt aufgrund echter Daten beraten kann. Sogar das Interpretieren der Daten wird dem Arzt von der Software zum Teil abgenommen. Auch als Patient profitiert man, weil man dank der App unterwegs seinen Blutzuckerwert immer wieder kontrollieren und entsprechend gegensteuern kann. So lässt sich Diabetes besser an den eigenen Lifestyle anpassen.

https://youtu.be/2xqR52TRdNI

Roche bindet den Patienten dadurch sehr eng an die eigenen Produkte. Die Geräte der Marke Accu Chek®, wie Blutzuckermessgeräte oder Insulinpumpensysteme, werden von dem deutschen Roche-Ableger Roche Diabetes Care vertrieben. Die Software emminens eConecta kommt von der spanischen Tochtergesellschaft emminens. Software und Produkte sind aufeinander abgestimmt. Die Ausstiegshürde für Patienten ist daher hoch, denn es ist ein erheblicher Aufwand Geräte und Software zu wechseln. Ein Anbieter, der neu in den Markt will, steht auf der anderen Seite vor einer hohen Einstiegshürde. Er muss nicht nur ein eigenes Software-Technik-Ökosystem entwickeln, sondern auch noch Arzt und Patienten davon überzeugen, alle Daten, die in der emminens-Cloud gespeichert sind, zu übertragen.

Als eines der größten Pharmaunternehmen der Welt ist Roche außerdem von Anfang an an möglichen Konkurrenzsystemen beteiligt. Im Februar wurde bekanntgegeben, dass die Kooperation mit mySugr erweitert wird. Die Firma mySugr wurde 2012 als Startup mit finanzieller Förderung von Roche gegründet und bietet einen App-basierten digitalen Diabetes-Service. Die mySugr-App soll jetzt auch mit Accu-Chek-Geräten kompatibel werden, die Daten werden auf den emminens-eConecta-Plattformen gespeichert. Dadurch hat Roche dann Zugriff auf die Daten von Patienten, die mySugr nutzen.

Wissen ist ein Wettbewerbsvorteil

Der größte Vorteil dieses Diabetes-Software-Technik-Ökosystems für Roche ist aber der Wissensvorsprung, der dank der Technologie erreicht wird. Nur wenn der Patient sich ein Webkonto einrichtet, kann der Arzt die Daten einsehen – gleichzeitig erklärt sich der Patient mit der Einrichtung eines Webkontos einverstanden, dass die persönlichen Daten an Roche übertragen, erfasst und gespeichert werden. Das Arztgeheimnis ist aufgehoben, und Roche bekommt alle Daten zugesandt, die auch der Arzt erhält. Das ermöglicht dem Konzern Software und Technik optimal an neu entstehende Erfordernisse anzupassen.

Beitragsbild: © fotolia.com/Tyler Olson

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