Patienten treiben Digitalisierung disruptiv voran

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menschen mit smartphones
© Wayhome Studio / Adobe Stock

Wer übernimmt die aktive Steuerungsrolle bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens? Eine Deloitte-Studie kommt zum Ergebnis: Patienten sind wichtige Treiber. Aber auch Start-ups, Tech-Player und Pharma versuchen, die Rolle aktiv zu besetzen.

Der digitale Wandel erfasst alle Akteure im Gesundheitsmarkt: Staat, Unternehmen, Krankenversicherungen, Verbände, Ärzte und Patienten. Wer ihn in welchem Maße gestaltet, scheint noch nicht entschieden. „Die Disruption geht vom Verbraucher aus“, konstatiert jetzt das Beratungsunternehmen Deloitte in dem gerade veröffentlichten Report „Digitalisierung des Gesundheitsmarktes“.

Patienten profitiert von digitalen Angeboten, Arzt von KI

Für Patienten ist das Smartphone der Schlüssel zur Digitalisierung. Inzwischen gibt es laut Studie knapp elf Millionen digitale Endgeräte in Deutschland allein im Medizin- und Gesundheitsbereich. Patienten nutzen digitale Angebote, die einen medizinischen Nutzen versprechen, wie etwa therapiebegleitende Apps und Plattformen. Auch digitale Angebote zum Krankheitsmanagement, etwa bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, kommen bei Patienten gut an. „Absehbar wird das Angebot digitaler, therapiebegleitender Lösungen weiter steigen“, schlussfolgern die Studienautoren.

Gesunde nutzen vor allem Fitness- und Lifestyle-Angebote auf ihrem Smartphone, diese zielen auf eine bewusstere und präventive Lebensweise. „Was heute noch als Wearable am Arm sitzt, kann schon bald als implantierter Sensor für Insights sorgen“, so die Studienautoren. Im B2B-Bereich dominieren Plattformen und administrative Systeme.

Start-ups, Technologiefirmen und Investoren als Treiber

Doch nicht nur Patienten fordern die Digitalisierung ein, vor allem Start-ups geben mit ihren Ideen den Takt an. Das haben die großen Pharma-Firmen erkannt, viele kooperieren bereits in Digital Hubs mit Start-ups (Health Relations berichtete). Start-ups konzentrieren sich auf den zweiten Gesundheitsmarkt und gehen ins Ausland, weil sie in Deutschland Schwierigkeiten haben, „eine angestrebte schnelle Skalierung des Angebots im hierzulande hoch regulierten Markt umzusetzen.“ Digitale Gesundheitslösungen wie Apps zur Adhärenz-Erhöhung oder verbesserten Kommunikation seien für Medizintechnik und Pharmaunternehmen vor allem ein „Add on“ zu existierenden Leistungen.

Ein weiterer Treiber der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind global agierende Firmen mit sehr großer Digital- und Technologiekompetenz. Diese seien häufig börsengelistet und verfügen über entsprechend große Finanz-, Entwicklungs- und Marketingressourcen. Den Kern ihrer Aktivitäten stellen demnach die Plattformen dar, die Gesundheitsdaten aggregieren und weiterverarbeiten.

USA investiert am meisten in Digital Health

Anders als in Deutschland ist im Ausland eine „rapide Entwicklung“ des digitalen Wandels zu beobachten, der vor allem durch künstliche Intelligenz getrieben wird. So wird zum Beispiel der Arzt bei seiner Diagnosefindung von Algorithmen unterstützt. Geht es um Investitionen in Digital Health, so hinkt Deutschland hinterher. Gerade mal 0,5 Prozent aller globalen Investitionen kommen aus Deutschland, den Löwenanteil (75 Prozent) investieren die USA.

Weltweit steigen Investitionen in Anschubfinanzierungen von Digital Health. In Deutschland seien nur punktuelle Angebote und Investitionen durch strategische Investoren zu beobachten. „Diese sind aufgrund des niedrigeren Reifegrads der Industrie im Vergleich zu anderen Märkten (insbesondere den USA) jedoch vergleichsweise gering.“

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